wenn er zu Dir in den Wagen springt, schrei nicht auf."
"Der Legationsrath!" Weiter wußte die schöne Frau nichts zu sagen, denn der Legationsrath stand vor ihnen. Es ging zur Tafel. Der Baron legte den Arm seiner Frau in den des Rathes: "Sie schmachtet nach Ihrer Unterhaltung. Sein Sie lie¬ benswürdig, so viel Sie können, es wird Niemand eifersüchtig --"
In sich lachend, setzte er hinzu: -- "außer wer es soll!"
Das Opfer ging neben dem, dem sie geopfert schien. So roh, widerwärtig, war ihr Gatte ihr nie vorgekommen. Wandel ging im würdigsten Ernst. Er sprach Gleichgültiges, unbefangen. So war er bei Tisch der liebenswürdigste Nachbar, aber sein Ge¬ spräch, seine Erzählungen waren für Alle, sie mu߬ ten Jeden interessiren. Der Baron hatte seine Ab¬ sicht nicht erreicht, die Braunbiegler ward nicht eifer¬ süchtig, die Baronin aber saß auf Kohlen.
Nachher kam ein Moment, um mit Wandel, in eine Fensternische von den Aufbrechenden zurück¬ gedrängt, unbemerkt ein kurzes Gespräch zu pflegen.
"Um Gotteswillen, was ist das?"
Wandel antwortete, mit der Quaste der Gar¬ dine spielend, als unterhalte er sich mit seiner Dame über irgend eine Trivialität:
"Sein Sie unbesorgt. -- Ich bin, ich bleibe der Wächter Ihrer Ehre -- der Kutscher ist von mir
wenn er zu Dir in den Wagen ſpringt, ſchrei nicht auf.“
„Der Legationsrath!“ Weiter wußte die ſchöne Frau nichts zu ſagen, denn der Legationsrath ſtand vor ihnen. Es ging zur Tafel. Der Baron legte den Arm ſeiner Frau in den des Rathes: „Sie ſchmachtet nach Ihrer Unterhaltung. Sein Sie lie¬ benswürdig, ſo viel Sie können, es wird Niemand eiferſüchtig —“
In ſich lachend, ſetzte er hinzu: — „außer wer es ſoll!“
Das Opfer ging neben dem, dem ſie geopfert ſchien. So roh, widerwärtig, war ihr Gatte ihr nie vorgekommen. Wandel ging im würdigſten Ernſt. Er ſprach Gleichgültiges, unbefangen. So war er bei Tiſch der liebenswürdigſte Nachbar, aber ſein Ge¬ ſpräch, ſeine Erzählungen waren für Alle, ſie mu߬ ten Jeden intereſſiren. Der Baron hatte ſeine Ab¬ ſicht nicht erreicht, die Braunbiegler ward nicht eifer¬ ſüchtig, die Baronin aber ſaß auf Kohlen.
Nachher kam ein Moment, um mit Wandel, in eine Fenſterniſche von den Aufbrechenden zurück¬ gedrängt, unbemerkt ein kurzes Geſpräch zu pflegen.
„Um Gotteswillen, was iſt das?“
Wandel antwortete, mit der Quaſte der Gar¬ dine ſpielend, als unterhalte er ſich mit ſeiner Dame über irgend eine Trivialität:
„Sein Sie unbeſorgt. — Ich bin, ich bleibe der Wächter Ihrer Ehre — der Kutſcher iſt von mir
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wenn er zu Dir in den Wagen ſpringt, ſchrei
nicht auf.“
„Der Legationsrath!“ Weiter wußte die ſchöne
Frau nichts zu ſagen, denn der Legationsrath ſtand
vor ihnen. Es ging zur Tafel. Der Baron legte
den Arm ſeiner Frau in den des Rathes: „Sie
ſchmachtet nach Ihrer Unterhaltung. Sein Sie lie¬
benswürdig, ſo viel Sie können, es wird Niemand
eiferſüchtig —“
In ſich lachend, ſetzte er hinzu: — „außer wer
es ſoll!“
Das Opfer ging neben dem, dem ſie geopfert
ſchien. So roh, widerwärtig, war ihr Gatte ihr nie
vorgekommen. Wandel ging im würdigſten Ernſt.
Er ſprach Gleichgültiges, unbefangen. So war er
bei Tiſch der liebenswürdigſte Nachbar, aber ſein Ge¬
ſpräch, ſeine Erzählungen waren für Alle, ſie mu߬
ten Jeden intereſſiren. Der Baron hatte ſeine Ab¬
ſicht nicht erreicht, die Braunbiegler ward nicht eifer¬
ſüchtig, die Baronin aber ſaß auf Kohlen.
Nachher kam ein Moment, um mit Wandel, in
eine Fenſterniſche von den Aufbrechenden zurück¬
gedrängt, unbemerkt ein kurzes Geſpräch zu pflegen.
„Um Gotteswillen, was iſt das?“
Wandel antwortete, mit der Quaſte der Gar¬
dine ſpielend, als unterhalte er ſich mit ſeiner Dame
über irgend eine Trivialität:
„Sein Sie unbeſorgt. — Ich bin, ich bleibe
der Wächter Ihrer Ehre — der Kutſcher iſt von mir
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/82>, abgerufen am 21.11.2024.
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