ein Vierter, von einem gewissen Moritz Arndt. Es macht viel Aufsehen."
"Mir unbekannt!" sagte der Baron und ließ seine Lorgnette umherblitzen.
Der Vorige bemerkte, daß der eben neu aus¬ gegebene Preußische Staatsanzeiger auf das Buch aufmerksam mache.
"Was steht denn in den Zeitungen? Ich habe wirklich nicht Zeit, sie zu lesen."
"Der Kaiser Napoleon ist in Mainz angekom¬ men. Sie schreiben, er sähe magerer und blasser aus als sonst, übrigens in vollkommener Gesundheit."
"Gar nichts Interessantes?"
"In Neapel ist der berüchtigte Räuberhauptmann Fra Diavolo in Ketten eingebracht worden. Er ist wahrscheinlich jetzt schon erschossen."
"Ah! Compagnon von Rinaldo Rinaldini, Abälino, Righini etcetera. Der Baron legte mit anmuthiger Schalkheit seine Hand auf die Schulter des Kapellmeisters. Der Wahrheit die Ehre, Ihr Vaterland liefert uns immer die interessantesten Räu¬ berhauptleute, stupende Kapellmeister und die schönsten Sängerinnen. A propos, wie heißt denn die, die in Paris jetzt Furore macht?"
"Catalani -- man schreibt eben, daß der Kaiser ihr eine Pension von 1200 Francs ausgesetzt hat."
"Hab's gelesen -- ja, ich hab's selbst gelesen. Man muß die Künste protegiren, das ist nobel. -- Die Schmalz sang auch admirabel, muß man ihr
ein Vierter, von einem gewiſſen Moritz Arndt. Es macht viel Aufſehen.“
„Mir unbekannt!“ ſagte der Baron und ließ ſeine Lorgnette umherblitzen.
Der Vorige bemerkte, daß der eben neu aus¬ gegebene Preußiſche Staatsanzeiger auf das Buch aufmerkſam mache.
„Was ſteht denn in den Zeitungen? Ich habe wirklich nicht Zeit, ſie zu leſen.“
„Der Kaiſer Napoleon iſt in Mainz angekom¬ men. Sie ſchreiben, er ſähe magerer und blaſſer aus als ſonſt, übrigens in vollkommener Geſundheit.“
„Gar nichts Intereſſantes?“
„In Neapel iſt der berüchtigte Räuberhauptmann Fra Diavolo in Ketten eingebracht worden. Er iſt wahrſcheinlich jetzt ſchon erſchoſſen.“
„Ah! Compagnon von Rinaldo Rinaldini, Abälino, Righini etcetera. Der Baron legte mit anmuthiger Schalkheit ſeine Hand auf die Schulter des Kapellmeiſters. Der Wahrheit die Ehre, Ihr Vaterland liefert uns immer die intereſſanteſten Räu¬ berhauptleute, ſtupende Kapellmeiſter und die ſchönſten Sängerinnen. A propos, wie heißt denn die, die in Paris jetzt Furore macht?“
„Catalani — man ſchreibt eben, daß der Kaiſer ihr eine Penſion von 1200 Francs ausgeſetzt hat.“
„Hab's geleſen — ja, ich hab's ſelbſt geleſen. Man muß die Künſte protegiren, das iſt nobel. — Die Schmalz ſang auch admirabel, muß man ihr
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ein Vierter, von einem gewiſſen Moritz Arndt. Es
macht viel Aufſehen.“
„Mir unbekannt!“ ſagte der Baron und ließ
ſeine Lorgnette umherblitzen.
Der Vorige bemerkte, daß der eben neu aus¬
gegebene Preußiſche Staatsanzeiger auf das Buch
aufmerkſam mache.
„Was ſteht denn in den Zeitungen? Ich habe
wirklich nicht Zeit, ſie zu leſen.“
„Der Kaiſer Napoleon iſt in Mainz angekom¬
men. Sie ſchreiben, er ſähe magerer und blaſſer
aus als ſonſt, übrigens in vollkommener Geſundheit.“
„Gar nichts Intereſſantes?“
„In Neapel iſt der berüchtigte Räuberhauptmann
Fra Diavolo in Ketten eingebracht worden. Er iſt
wahrſcheinlich jetzt ſchon erſchoſſen.“
„Ah! Compagnon von Rinaldo Rinaldini,
Abälino, Righini etcetera. Der Baron legte mit
anmuthiger Schalkheit ſeine Hand auf die Schulter
des Kapellmeiſters. Der Wahrheit die Ehre, Ihr
Vaterland liefert uns immer die intereſſanteſten Räu¬
berhauptleute, ſtupende Kapellmeiſter und die ſchönſten
Sängerinnen. A propos, wie heißt denn die, die in
Paris jetzt Furore macht?“
„Catalani — man ſchreibt eben, daß der Kaiſer
ihr eine Penſion von 1200 Francs ausgeſetzt hat.“
„Hab's geleſen — ja, ich hab's ſelbſt geleſen.
Man muß die Künſte protegiren, das iſt nobel. —
Die Schmalz ſang auch admirabel, muß man ihr
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/79>, abgerufen am 16.07.2024.
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