Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.nur ein Wort, überall wollte man helfen, noch lie¬ In der Gesellschaft der Braunbiegler hatte die Ihr zunächst mußte der Baron Eitelbach stehen. "Was sagen Sie nun dazu, Kapellmeister? Ha¬ "C'est etonnant! erwiderte der Angeredete. Selbst "Pfui! Das finde ich eigentlich abscheulich. Wenn "Der Geist der Zeit!" sagte ein Dritter. "Was ist das?" fragte der Baron. "Ein Buch, was eben erschienen ist, bemerkte nur ein Wort, überall wollte man helfen, noch lie¬ In der Geſellſchaft der Braunbiegler hatte die Ihr zunächſt mußte der Baron Eitelbach ſtehen. „Was ſagen Sie nun dazu, Kapellmeiſter? Ha¬ „C'est étonnant! erwiderte der Angeredete. Selbſt „Pfui! Das finde ich eigentlich abſcheulich. Wenn „Der Geiſt der Zeit!“ ſagte ein Dritter. „Was iſt das?“ fragte der Baron. „Ein Buch, was eben erſchienen iſt, bemerkte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0078" n="68"/> nur <hi rendition="#g">ein</hi> Wort, überall wollte man helfen, noch lie¬<lb/> ber Rathſchläge geben, wie man helfen könne.</p><lb/> <p>In der Geſellſchaft der Braunbiegler hatte die<lb/> Sache noch eine andere Seite. Auf dem Conto<lb/> Debet ſtand Patriotismus und Tuch. Was Madame<lb/> Braunbiegler gezeichnet, konnte man auf ihrem ſtrah¬<lb/> lenden Geſichte faſt in Zahlen leſen. Die Dame ſelbſt<lb/> wog mit ihrem treffenden Blicke die Gäſte ab; auch<lb/> ſie las auf jedem Geſichte, wie viel iſt der Mann<lb/> werth? Wie viel hätte er zeichnen müſſen? Wie viel<lb/> hat er zu wenig gezeichnet? Wie viel zu viel, um ſich<lb/> höher zu ſtellen? Endlich — wie tief ſtehen ſie alle<lb/> unter dir!</p><lb/> <p>Ihr zunächſt mußte der Baron Eitelbach ſtehen.<lb/> War er doch ihr Compagnon! — Aber er ſtand nicht,<lb/> er ging, er flankirte mit ſeinem ſtrahlenden Geſicht<lb/> durch die Gruppen.</p><lb/> <p>„Was ſagen Sie nun dazu, Kapellmeiſter? Ha¬<lb/> ben die Deutſchen keinen Patriotismus nicht, Herr<lb/> Righini?“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„C'est étonnant!</hi> erwiderte der Angeredete. Selbſt<lb/> meine Waſchfrau präſentirte mir einen Subſcriptions-<lb/> Zettel.“</p><lb/> <p>„Pfui! Das finde ich eigentlich abſcheulich. Wenn<lb/> die Populace ſich erſt mit etwas befaßt, dann, muß<lb/> ich geſtehen, faß ich's ungern noch an!“</p><lb/> <p>„Der Geiſt der Zeit!“ ſagte ein Dritter.</p><lb/> <p>„Was iſt das?“ fragte der Baron.</p><lb/> <p>„Ein Buch, was eben erſchienen iſt, bemerkte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0078]
nur ein Wort, überall wollte man helfen, noch lie¬
ber Rathſchläge geben, wie man helfen könne.
In der Geſellſchaft der Braunbiegler hatte die
Sache noch eine andere Seite. Auf dem Conto
Debet ſtand Patriotismus und Tuch. Was Madame
Braunbiegler gezeichnet, konnte man auf ihrem ſtrah¬
lenden Geſichte faſt in Zahlen leſen. Die Dame ſelbſt
wog mit ihrem treffenden Blicke die Gäſte ab; auch
ſie las auf jedem Geſichte, wie viel iſt der Mann
werth? Wie viel hätte er zeichnen müſſen? Wie viel
hat er zu wenig gezeichnet? Wie viel zu viel, um ſich
höher zu ſtellen? Endlich — wie tief ſtehen ſie alle
unter dir!
Ihr zunächſt mußte der Baron Eitelbach ſtehen.
War er doch ihr Compagnon! — Aber er ſtand nicht,
er ging, er flankirte mit ſeinem ſtrahlenden Geſicht
durch die Gruppen.
„Was ſagen Sie nun dazu, Kapellmeiſter? Ha¬
ben die Deutſchen keinen Patriotismus nicht, Herr
Righini?“
„C'est étonnant! erwiderte der Angeredete. Selbſt
meine Waſchfrau präſentirte mir einen Subſcriptions-
Zettel.“
„Pfui! Das finde ich eigentlich abſcheulich. Wenn
die Populace ſich erſt mit etwas befaßt, dann, muß
ich geſtehen, faß ich's ungern noch an!“
„Der Geiſt der Zeit!“ ſagte ein Dritter.
„Was iſt das?“ fragte der Baron.
„Ein Buch, was eben erſchienen iſt, bemerkte
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