sius Gesicht, als er dem alten Bundesgenossen die Hand rasch zum Abschied gedrückt. "Wohin? Wohin?"
"Das im Kleinen thun, was Gott im Großen vollenden wird, wenn auch da das Maß voll ist. Jetzt entlarven -- ein Scheusal!"
Eisenhauch begriff ihn nicht. Wer konnte einer Bagatelle jetzt nachgehn! Das Reich der Pygmäen war ja aus. Er bedachte nicht, daß um deßwillen noch nicht das von Titanen beginnt. Er traf den Minister auf dem Flur -- er kannte ihn, er wußte, was er unter andern Umständen von ihm erwarten durfte, aber jetzt -- Der Minister war zugleich preu¬ ßischer Krieger, ein hoher General, er hatte einst ein Armeecorps commandirt. Jetzt mußte er den Zopf fortgeworfen haben, jetzt in Stahl und Eisen auf¬ springen, und wirklich der Minister schien erfreut, wie man erfreut ist nach einer guten That. Er er¬ kannte sogleich den Freiherrn: "Gott sei Dank, mir gelang eben etwas, was von dieser Stadt eine große Gefahr abwendet."
Da rückte Eisenhauch rasch in kurzen Worten mit seinen Anträgen vor: er bot seine Dienste an, er stellte sich zur Disposition, wohin man ihn brau¬ chen könne, er wollte noch mehr: einen unterwegs entworfenen strategischen Plan andeuten, wie man durch rasches Zusammenziehen der gebliebenen militä¬ rischen Kräfte und Benutzung der Localitäten Po¬ sitionen einnehmen könne, nicht stark genug, um einem ernsten Angriff des siegreichen Feindes zu widerstehn,
ſius Geſicht, als er dem alten Bundesgenoſſen die Hand raſch zum Abſchied gedrückt. „Wohin? Wohin?“
„Das im Kleinen thun, was Gott im Großen vollenden wird, wenn auch da das Maß voll iſt. Jetzt entlarven — ein Scheuſal!“
Eiſenhauch begriff ihn nicht. Wer konnte einer Bagatelle jetzt nachgehn! Das Reich der Pygmäen war ja aus. Er bedachte nicht, daß um deßwillen noch nicht das von Titanen beginnt. Er traf den Miniſter auf dem Flur — er kannte ihn, er wußte, was er unter andern Umſtänden von ihm erwarten durfte, aber jetzt — Der Miniſter war zugleich preu¬ ßiſcher Krieger, ein hoher General, er hatte einſt ein Armeecorps commandirt. Jetzt mußte er den Zopf fortgeworfen haben, jetzt in Stahl und Eiſen auf¬ ſpringen, und wirklich der Miniſter ſchien erfreut, wie man erfreut iſt nach einer guten That. Er er¬ kannte ſogleich den Freiherrn: „Gott ſei Dank, mir gelang eben etwas, was von dieſer Stadt eine große Gefahr abwendet.“
Da rückte Eiſenhauch raſch in kurzen Worten mit ſeinen Anträgen vor: er bot ſeine Dienſte an, er ſtellte ſich zur Dispoſition, wohin man ihn brau¬ chen könne, er wollte noch mehr: einen unterwegs entworfenen ſtrategiſchen Plan andeuten, wie man durch raſches Zuſammenziehen der gebliebenen militä¬ riſchen Kräfte und Benutzung der Localitäten Po¬ ſitionen einnehmen könne, nicht ſtark genug, um einem ernſten Angriff des ſiegreichen Feindes zu widerſtehn,
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ſius Geſicht, als er dem alten Bundesgenoſſen die
Hand raſch zum Abſchied gedrückt. „Wohin? Wohin?“
„Das im Kleinen thun, was Gott im Großen
vollenden wird, wenn auch da das Maß voll iſt.
Jetzt entlarven — ein Scheuſal!“
Eiſenhauch begriff ihn nicht. Wer konnte einer
Bagatelle jetzt nachgehn! Das Reich der Pygmäen
war ja aus. Er bedachte nicht, daß um deßwillen
noch nicht das von Titanen beginnt. Er traf den
Miniſter auf dem Flur — er kannte ihn, er wußte,
was er unter andern Umſtänden von ihm erwarten
durfte, aber jetzt — Der Miniſter war zugleich preu¬
ßiſcher Krieger, ein hoher General, er hatte einſt ein
Armeecorps commandirt. Jetzt mußte er den Zopf
fortgeworfen haben, jetzt in Stahl und Eiſen auf¬
ſpringen, und wirklich der Miniſter ſchien erfreut,
wie man erfreut iſt nach einer guten That. Er er¬
kannte ſogleich den Freiherrn: „Gott ſei Dank, mir
gelang eben etwas, was von dieſer Stadt eine große
Gefahr abwendet.“
Da rückte Eiſenhauch raſch in kurzen Worten
mit ſeinen Anträgen vor: er bot ſeine Dienſte an,
er ſtellte ſich zur Dispoſition, wohin man ihn brau¬
chen könne, er wollte noch mehr: einen unterwegs
entworfenen ſtrategiſchen Plan andeuten, wie man
durch raſches Zuſammenziehen der gebliebenen militä¬
riſchen Kräfte und Benutzung der Localitäten Po¬
ſitionen einnehmen könne, nicht ſtark genug, um einem
ernſten Angriff des ſiegreichen Feindes zu widerſtehn,
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/364>, abgerufen am 24.11.2024.
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