Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

"Es wird vorübergehn," sagte Eitelbach.

"Er ist ein Anglomane, will an seinem Indigo
festhalten, da sehn Sie, Dallach, das ist mit Waid
gefärbt, wie ich Ihnen sagte -- halten Sie's gegen's
Licht -- Der Baron krümmt sich es einzugestehen,
das passirt so obstinaten Leuten. -- Aber was Teu¬
fel, Eitelbach! hätte er sich beinah vergriffen und
aus der Färbeflasche eingeschenkt."

"In der Stadt ist man sehr unruhig, sagte Dal¬
lach, Niemand weiß recht was, aber es sollen beun¬
ruhigende Nachrichten eingelaufen sein."

"Pah! nichts von Politik. -- Herzensmann,
Sie essen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬
sicht! Vorsicht! Das merken Sie sich auch, Herr
Dallach, nicht zu viel Obst Ihren Gästen, Sie haben
es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein,
der wird dem Magen des Barons gutthun."

Ein Zeichen für Herrn Dallach, sich zu entfer¬
nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬
standen und wiedergekommen. Der Portwein schien
ihm wohlzuthun. Und doch saß er wieder in sich ver¬
sunken. Es war nicht seine Art:

"Eine niederträchtige Geschichte!"

"Was kümmert meinen Freund, schütten Sie
Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerster, ich weiß es
ja, Sie wünschen mich nicht als Compagnon. Verdenk'
ich es Ihnen? Wer läßt gern in seine Geheimnisse
einen Andern blicken! Aber die Sache ließe sich ja
anders arrangiren. Hänge ich denn so sehr an der

„Es wird vorübergehn,“ ſagte Eitelbach.

„Er iſt ein Anglomane, will an ſeinem Indigo
feſthalten, da ſehn Sie, Dallach, das iſt mit Waid
gefärbt, wie ich Ihnen ſagte — halten Sie's gegen's
Licht — Der Baron krümmt ſich es einzugeſtehen,
das paſſirt ſo obſtinaten Leuten. — Aber was Teu¬
fel, Eitelbach! hätte er ſich beinah vergriffen und
aus der Färbeflaſche eingeſchenkt.“

„In der Stadt iſt man ſehr unruhig, ſagte Dal¬
lach, Niemand weiß recht was, aber es ſollen beun¬
ruhigende Nachrichten eingelaufen ſein.“

„Pah! nichts von Politik. — Herzensmann,
Sie eſſen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬
ſicht! Vorſicht! Das merken Sie ſich auch, Herr
Dallach, nicht zu viel Obſt Ihren Gäſten, Sie haben
es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein,
der wird dem Magen des Barons gutthun.“

Ein Zeichen für Herrn Dallach, ſich zu entfer¬
nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬
ſtanden und wiedergekommen. Der Portwein ſchien
ihm wohlzuthun. Und doch ſaß er wieder in ſich ver¬
ſunken. Es war nicht ſeine Art:

„Eine niederträchtige Geſchichte!“

„Was kümmert meinen Freund, ſchütten Sie
Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerſter, ich weiß es
ja, Sie wünſchen mich nicht als Compagnon. Verdenk'
ich es Ihnen? Wer läßt gern in ſeine Geheimniſſe
einen Andern blicken! Aber die Sache ließe ſich ja
anders arrangiren. Hänge ich denn ſo ſehr an der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0346" n="336"/>
        <p>&#x201E;Es wird vorübergehn,&#x201C; &#x017F;agte Eitelbach.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Er i&#x017F;t ein Anglomane, will an &#x017F;einem Indigo<lb/>
fe&#x017F;thalten, da &#x017F;ehn Sie, Dallach, das i&#x017F;t mit Waid<lb/>
gefärbt, wie ich Ihnen &#x017F;agte &#x2014; halten Sie's gegen's<lb/>
Licht &#x2014; Der Baron krümmt &#x017F;ich es einzuge&#x017F;tehen,<lb/>
das pa&#x017F;&#x017F;irt &#x017F;o ob&#x017F;tinaten Leuten. &#x2014; Aber was Teu¬<lb/>
fel, Eitelbach! hätte er &#x017F;ich beinah vergriffen und<lb/>
aus der Färbefla&#x017F;che einge&#x017F;chenkt.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;In der Stadt i&#x017F;t man &#x017F;ehr unruhig, &#x017F;agte Dal¬<lb/>
lach, Niemand weiß recht was, aber es &#x017F;ollen beun¬<lb/>
ruhigende Nachrichten eingelaufen &#x017F;ein.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Pah! nichts von Politik. &#x2014; Herzensmann,<lb/>
Sie e&#x017F;&#x017F;en zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬<lb/>
&#x017F;icht! Vor&#x017F;icht! Das merken Sie &#x017F;ich auch, Herr<lb/>
Dallach, nicht zu viel Ob&#x017F;t Ihren Gä&#x017F;ten, Sie haben<lb/>
es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein,<lb/>
der wird dem Magen des Barons gutthun.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ein Zeichen für Herrn Dallach, &#x017F;ich zu entfer¬<lb/>
nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬<lb/>
&#x017F;tanden und wiedergekommen. Der Portwein &#x017F;chien<lb/>
ihm wohlzuthun. Und doch &#x017F;aß er wieder in &#x017F;ich ver¬<lb/>
&#x017F;unken. Es war nicht &#x017F;eine Art:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Eine niederträchtige Ge&#x017F;chichte!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was kümmert meinen Freund, &#x017F;chütten Sie<lb/>
Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuer&#x017F;ter, ich weiß es<lb/>
ja, Sie wün&#x017F;chen mich nicht als Compagnon. Verdenk'<lb/>
ich es Ihnen? Wer läßt gern in &#x017F;eine Geheimni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
einen Andern blicken! Aber die Sache ließe &#x017F;ich ja<lb/>
anders arrangiren. Hänge ich denn &#x017F;o &#x017F;ehr an der<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0346] „Es wird vorübergehn,“ ſagte Eitelbach. „Er iſt ein Anglomane, will an ſeinem Indigo feſthalten, da ſehn Sie, Dallach, das iſt mit Waid gefärbt, wie ich Ihnen ſagte — halten Sie's gegen's Licht — Der Baron krümmt ſich es einzugeſtehen, das paſſirt ſo obſtinaten Leuten. — Aber was Teu¬ fel, Eitelbach! hätte er ſich beinah vergriffen und aus der Färbeflaſche eingeſchenkt.“ „In der Stadt iſt man ſehr unruhig, ſagte Dal¬ lach, Niemand weiß recht was, aber es ſollen beun¬ ruhigende Nachrichten eingelaufen ſein.“ „Pah! nichts von Politik. — Herzensmann, Sie eſſen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬ ſicht! Vorſicht! Das merken Sie ſich auch, Herr Dallach, nicht zu viel Obſt Ihren Gäſten, Sie haben es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein, der wird dem Magen des Barons gutthun.“ Ein Zeichen für Herrn Dallach, ſich zu entfer¬ nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬ ſtanden und wiedergekommen. Der Portwein ſchien ihm wohlzuthun. Und doch ſaß er wieder in ſich ver¬ ſunken. Es war nicht ſeine Art: „Eine niederträchtige Geſchichte!“ „Was kümmert meinen Freund, ſchütten Sie Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerſter, ich weiß es ja, Sie wünſchen mich nicht als Compagnon. Verdenk' ich es Ihnen? Wer läßt gern in ſeine Geheimniſſe einen Andern blicken! Aber die Sache ließe ſich ja anders arrangiren. Hänge ich denn ſo ſehr an der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/346
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/346>, abgerufen am 17.05.2024.