"Er ist ein Anglomane, will an seinem Indigo festhalten, da sehn Sie, Dallach, das ist mit Waid gefärbt, wie ich Ihnen sagte -- halten Sie's gegen's Licht -- Der Baron krümmt sich es einzugestehen, das passirt so obstinaten Leuten. -- Aber was Teu¬ fel, Eitelbach! hätte er sich beinah vergriffen und aus der Färbeflasche eingeschenkt."
"In der Stadt ist man sehr unruhig, sagte Dal¬ lach, Niemand weiß recht was, aber es sollen beun¬ ruhigende Nachrichten eingelaufen sein."
"Pah! nichts von Politik. -- Herzensmann, Sie essen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬ sicht! Vorsicht! Das merken Sie sich auch, Herr Dallach, nicht zu viel Obst Ihren Gästen, Sie haben es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein, der wird dem Magen des Barons gutthun."
Ein Zeichen für Herrn Dallach, sich zu entfer¬ nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬ standen und wiedergekommen. Der Portwein schien ihm wohlzuthun. Und doch saß er wieder in sich ver¬ sunken. Es war nicht seine Art:
"Eine niederträchtige Geschichte!"
"Was kümmert meinen Freund, schütten Sie Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerster, ich weiß es ja, Sie wünschen mich nicht als Compagnon. Verdenk' ich es Ihnen? Wer läßt gern in seine Geheimnisse einen Andern blicken! Aber die Sache ließe sich ja anders arrangiren. Hänge ich denn so sehr an der
„Es wird vorübergehn,“ ſagte Eitelbach.
„Er iſt ein Anglomane, will an ſeinem Indigo feſthalten, da ſehn Sie, Dallach, das iſt mit Waid gefärbt, wie ich Ihnen ſagte — halten Sie's gegen's Licht — Der Baron krümmt ſich es einzugeſtehen, das paſſirt ſo obſtinaten Leuten. — Aber was Teu¬ fel, Eitelbach! hätte er ſich beinah vergriffen und aus der Färbeflaſche eingeſchenkt.“
„In der Stadt iſt man ſehr unruhig, ſagte Dal¬ lach, Niemand weiß recht was, aber es ſollen beun¬ ruhigende Nachrichten eingelaufen ſein.“
„Pah! nichts von Politik. — Herzensmann, Sie eſſen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬ ſicht! Vorſicht! Das merken Sie ſich auch, Herr Dallach, nicht zu viel Obſt Ihren Gäſten, Sie haben es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein, der wird dem Magen des Barons gutthun.“
Ein Zeichen für Herrn Dallach, ſich zu entfer¬ nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬ ſtanden und wiedergekommen. Der Portwein ſchien ihm wohlzuthun. Und doch ſaß er wieder in ſich ver¬ ſunken. Es war nicht ſeine Art:
„Eine niederträchtige Geſchichte!“
„Was kümmert meinen Freund, ſchütten Sie Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerſter, ich weiß es ja, Sie wünſchen mich nicht als Compagnon. Verdenk' ich es Ihnen? Wer läßt gern in ſeine Geheimniſſe einen Andern blicken! Aber die Sache ließe ſich ja anders arrangiren. Hänge ich denn ſo ſehr an der
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0346"n="336"/><p>„Es wird vorübergehn,“ſagte Eitelbach.</p><lb/><p>„Er iſt ein Anglomane, will an ſeinem Indigo<lb/>
feſthalten, da ſehn Sie, Dallach, das iſt mit Waid<lb/>
gefärbt, wie ich Ihnen ſagte — halten Sie's gegen's<lb/>
Licht — Der Baron krümmt ſich es einzugeſtehen,<lb/>
das paſſirt ſo obſtinaten Leuten. — Aber was Teu¬<lb/>
fel, Eitelbach! hätte er ſich beinah vergriffen und<lb/>
aus der Färbeflaſche eingeſchenkt.“</p><lb/><p>„In der Stadt iſt man ſehr unruhig, ſagte Dal¬<lb/>
lach, Niemand weiß recht was, aber es ſollen beun¬<lb/>
ruhigende Nachrichten eingelaufen ſein.“</p><lb/><p>„Pah! nichts von Politik. — Herzensmann,<lb/>
Sie eſſen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬<lb/>ſicht! Vorſicht! Das merken Sie ſich auch, Herr<lb/>
Dallach, nicht zu viel Obſt Ihren Gäſten, Sie haben<lb/>
es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein,<lb/>
der wird dem Magen des Barons gutthun.“</p><lb/><p>Ein Zeichen für Herrn Dallach, ſich zu entfer¬<lb/>
nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬<lb/>ſtanden und wiedergekommen. Der Portwein ſchien<lb/>
ihm wohlzuthun. Und doch ſaß er wieder in ſich ver¬<lb/>ſunken. Es war nicht ſeine Art:</p><lb/><p>„Eine niederträchtige Geſchichte!“</p><lb/><p>„Was kümmert meinen Freund, ſchütten Sie<lb/>
Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerſter, ich weiß es<lb/>
ja, Sie wünſchen mich nicht als Compagnon. Verdenk'<lb/>
ich es Ihnen? Wer läßt gern in ſeine Geheimniſſe<lb/>
einen Andern blicken! Aber die Sache ließe ſich ja<lb/>
anders arrangiren. Hänge ich denn ſo ſehr an der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[336/0346]
„Es wird vorübergehn,“ ſagte Eitelbach.
„Er iſt ein Anglomane, will an ſeinem Indigo
feſthalten, da ſehn Sie, Dallach, das iſt mit Waid
gefärbt, wie ich Ihnen ſagte — halten Sie's gegen's
Licht — Der Baron krümmt ſich es einzugeſtehen,
das paſſirt ſo obſtinaten Leuten. — Aber was Teu¬
fel, Eitelbach! hätte er ſich beinah vergriffen und
aus der Färbeflaſche eingeſchenkt.“
„In der Stadt iſt man ſehr unruhig, ſagte Dal¬
lach, Niemand weiß recht was, aber es ſollen beun¬
ruhigende Nachrichten eingelaufen ſein.“
„Pah! nichts von Politik. — Herzensmann,
Sie eſſen zu viel Compott. Nach der Melone, Vor¬
ſicht! Vorſicht! Das merken Sie ſich auch, Herr
Dallach, nicht zu viel Obſt Ihren Gäſten, Sie haben
es zu verantworten. Schicken Sie uns Portwein,
der wird dem Magen des Barons gutthun.“
Ein Zeichen für Herrn Dallach, ſich zu entfer¬
nen. Auch der Baron war einen Augenblick aufge¬
ſtanden und wiedergekommen. Der Portwein ſchien
ihm wohlzuthun. Und doch ſaß er wieder in ſich ver¬
ſunken. Es war nicht ſeine Art:
„Eine niederträchtige Geſchichte!“
„Was kümmert meinen Freund, ſchütten Sie
Ihr Herz aus. Mein Gott, Theuerſter, ich weiß es
ja, Sie wünſchen mich nicht als Compagnon. Verdenk'
ich es Ihnen? Wer läßt gern in ſeine Geheimniſſe
einen Andern blicken! Aber die Sache ließe ſich ja
anders arrangiren. Hänge ich denn ſo ſehr an der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/346>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.