"Ihr König ist ein guter Mann, fuhr der Cäsar fort, aber er hat böse Räthe. Sie sind von England bestochen. Er hört nicht die Wahrheit. Ich habe einen Brief von ihm erhalten, er schreibt, er will nicht Krieg. Ich will ihn auch nicht. Aber die Con¬ spirationen meiner Feinde zwingen mich; sie sind auch seine Feinde, aller Welt Feinde. Sie leben von In¬ triguen, sie möchten in ihrem Ehrgeiz, ihrer Rachsucht, die ganze Welt gegen mich aufwiegeln."
Der Gefangene schwieg.
"Der Brief kam zu spät. Sagen Sie das Ihrem Könige. Das Blut, was vergossen wird, komme über ihre Häupter. Ich kenne sie -- Alle -- Alle!"
Der Cäsar mußte noch Zeit haben zum Zorn; aber die Gelegenheit war ungünstig. Wenn ein Gegner, der uns in Zorn bringen soll, schweigt, müssen wir uns selbst in Harnisch setzen.
"Sie waren bei dem Prinzen Louis, fuhr er dazwischen, -- ich meine, in Saalfeld -- Sie waren sein Freund."
"Ich sah ihn fallen, den ritterlichsten Fürsten, das edelste Blut, was für eine heilige Sache ge¬ flossen ist."
"Er war betrunken, als er ausritt."
"Er war der größte Bewunderer des größten militairischen Genius dieser Zeit, und sprach von Eurer Majestät mit der hohen Achtung, welche jeder große Mann einer andern Größe schuldig ist."
„Ihr König iſt ein guter Mann, fuhr der Cäſar fort, aber er hat böſe Räthe. Sie ſind von England beſtochen. Er hört nicht die Wahrheit. Ich habe einen Brief von ihm erhalten, er ſchreibt, er will nicht Krieg. Ich will ihn auch nicht. Aber die Con¬ ſpirationen meiner Feinde zwingen mich; ſie ſind auch ſeine Feinde, aller Welt Feinde. Sie leben von In¬ triguen, ſie möchten in ihrem Ehrgeiz, ihrer Rachſucht, die ganze Welt gegen mich aufwiegeln.“
Der Gefangene ſchwieg.
„Der Brief kam zu ſpät. Sagen Sie das Ihrem Könige. Das Blut, was vergoſſen wird, komme über ihre Häupter. Ich kenne ſie — Alle — Alle!“
Der Cäſar mußte noch Zeit haben zum Zorn; aber die Gelegenheit war ungünſtig. Wenn ein Gegner, der uns in Zorn bringen ſoll, ſchweigt, müſſen wir uns ſelbſt in Harniſch ſetzen.
„Sie waren bei dem Prinzen Louis, fuhr er dazwiſchen, — ich meine, in Saalfeld — Sie waren ſein Freund.“
„Ich ſah ihn fallen, den ritterlichſten Fürſten, das edelſte Blut, was für eine heilige Sache ge¬ floſſen iſt.“
„Er war betrunken, als er ausritt.“
„Er war der größte Bewunderer des größten militairiſchen Genius dieſer Zeit, und ſprach von Eurer Majeſtät mit der hohen Achtung, welche jeder große Mann einer andern Größe ſchuldig iſt.“
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„Ihr König iſt ein guter Mann, fuhr der Cäſar
fort, aber er hat böſe Räthe. Sie ſind von England
beſtochen. Er hört nicht die Wahrheit. Ich habe
einen Brief von ihm erhalten, er ſchreibt, er will
nicht Krieg. Ich will ihn auch nicht. Aber die Con¬
ſpirationen meiner Feinde zwingen mich; ſie ſind auch
ſeine Feinde, aller Welt Feinde. Sie leben von In¬
triguen, ſie möchten in ihrem Ehrgeiz, ihrer Rachſucht,
die ganze Welt gegen mich aufwiegeln.“
Der Gefangene ſchwieg.
„Der Brief kam zu ſpät. Sagen Sie das
Ihrem Könige. Das Blut, was vergoſſen wird,
komme über ihre Häupter. Ich kenne ſie — Alle
— Alle!“
Der Cäſar mußte noch Zeit haben zum Zorn;
aber die Gelegenheit war ungünſtig. Wenn ein
Gegner, der uns in Zorn bringen ſoll, ſchweigt,
müſſen wir uns ſelbſt in Harniſch ſetzen.
„Sie waren bei dem Prinzen Louis, fuhr er
dazwiſchen, — ich meine, in Saalfeld — Sie waren
ſein Freund.“
„Ich ſah ihn fallen, den ritterlichſten Fürſten,
das edelſte Blut, was für eine heilige Sache ge¬
floſſen iſt.“
„Er war betrunken, als er ausritt.“
„Er war der größte Bewunderer des größten
militairiſchen Genius dieſer Zeit, und ſprach von
Eurer Majeſtät mit der hohen Achtung, welche jeder
große Mann einer andern Größe ſchuldig iſt.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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