Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852."Sonst!" "Sie prätendiren doch nicht, daß Napoleon "So wenig, als ich glaube, daß er den Herzog "Sie nähren selbst einen bittern Haß gegen den "Gegen den großen Mann! Nein. Es gab Stunden, wo ich ihn bewunderte. Ja, in dieser "Und zweifeln Sie jetzt, daß sein Athem stark "Die sehe ich schon am Boden liegen." "Nun, und warum ist er Ihnen nicht mehr groß?" "Weil er keine Größen neben sich erkennt --" Louis verstummte. Was ein Sterbender spricht, "Besorgen Sie nicht, mich aufzubringen, Kame¬ "Diese Sucht, alle die zu verleumden, die er „Sonſt!“ „Sie prätendiren doch nicht, daß Napoleon „So wenig, als ich glaube, daß er den Herzog „Sie nähren ſelbſt einen bittern Haß gegen den „Gegen den großen Mann! Nein. Es gab Stunden, wo ich ihn bewunderte. Ja, in dieſer „Und zweifeln Sie jetzt, daß ſein Athem ſtark „Die ſehe ich ſchon am Boden liegen.“ „Nun, und warum iſt er Ihnen nicht mehr groß?“ „Weil er keine Größen neben ſich erkennt —“ Louis verſtummte. Was ein Sterbender ſpricht, „Beſorgen Sie nicht, mich aufzubringen, Kame¬ „Dieſe Sucht, alle die zu verleumden, die er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0290" n="280"/> <p>„Sonſt!“</p><lb/> <p>„Sie prätendiren doch nicht, daß Napoleon<lb/> einen perſönlichen Haß gegen Sie hat, daß er an<lb/> Ihrer Angſt ſich weiden wollte?“</p><lb/> <p>„So wenig, als ich glaube, daß er den Herzog<lb/> von Enghien perſönlich haßte, auch nicht den Buch¬<lb/> händler Palm.“</p><lb/> <p>„Sie nähren ſelbſt einen bittern Haß gegen den<lb/> großen Mann. Das thut mir von Ihnen leid.“</p><lb/> <p>„Gegen den <hi rendition="#g">großen</hi> Mann! Nein. Es gab</p><lb/> <p>Stunden, wo ich ihn bewunderte. Ja, in dieſer<lb/> meiner letzten, darf ich es ausſprechen, Momente,<lb/> wo ich in ihm den neuen Heiland dieſer modernden<lb/> Weltordnung erblickte. Seitdem — genug!“</p><lb/> <p>„Und zweifeln Sie jetzt, daß ſein Athem ſtark<lb/> genug iſt, die langen Zeltreihen da umzublaſen?“</p><lb/> <p>„Die ſehe ich ſchon am Boden liegen.“</p><lb/> <p>„Nun, und warum iſt er Ihnen nicht mehr groß?“</p><lb/> <p>„Weil er keine Größen neben ſich erkennt —“</p><lb/> <p>Louis verſtummte. Was ein Sterbender ſpricht,<lb/> hat für den Anſpruch auf Achtung, der ſelbſt den<lb/> Tod vor Augen ſieht.</p><lb/> <p>„Beſorgen Sie nicht, mich aufzubringen, Kame¬<lb/> rad; was die Deutſchen denken, fängt an, uns in Frank¬<lb/> reich mehr zu intereſſiren, als Sie denken. Weil wir ſo<lb/> viel handeln, haben wir jetzt nicht Zeit zum Denken.<lb/> Sie ſahen in ihm den Prometheus, warum nicht mehr?“</p><lb/> <p>„Dieſe Sucht, alle die zu verleumden, die er<lb/> fürchtet, und ſelbſt die, welche ihm dienten, in der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [280/0290]
„Sonſt!“
„Sie prätendiren doch nicht, daß Napoleon
einen perſönlichen Haß gegen Sie hat, daß er an
Ihrer Angſt ſich weiden wollte?“
„So wenig, als ich glaube, daß er den Herzog
von Enghien perſönlich haßte, auch nicht den Buch¬
händler Palm.“
„Sie nähren ſelbſt einen bittern Haß gegen den
großen Mann. Das thut mir von Ihnen leid.“
„Gegen den großen Mann! Nein. Es gab
Stunden, wo ich ihn bewunderte. Ja, in dieſer
meiner letzten, darf ich es ausſprechen, Momente,
wo ich in ihm den neuen Heiland dieſer modernden
Weltordnung erblickte. Seitdem — genug!“
„Und zweifeln Sie jetzt, daß ſein Athem ſtark
genug iſt, die langen Zeltreihen da umzublaſen?“
„Die ſehe ich ſchon am Boden liegen.“
„Nun, und warum iſt er Ihnen nicht mehr groß?“
„Weil er keine Größen neben ſich erkennt —“
Louis verſtummte. Was ein Sterbender ſpricht,
hat für den Anſpruch auf Achtung, der ſelbſt den
Tod vor Augen ſieht.
„Beſorgen Sie nicht, mich aufzubringen, Kame¬
rad; was die Deutſchen denken, fängt an, uns in Frank¬
reich mehr zu intereſſiren, als Sie denken. Weil wir ſo
viel handeln, haben wir jetzt nicht Zeit zum Denken.
Sie ſahen in ihm den Prometheus, warum nicht mehr?“
„Dieſe Sucht, alle die zu verleumden, die er
fürchtet, und ſelbſt die, welche ihm dienten, in der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |