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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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O es ist himmelschreiend, nein, diabolisch lächerlich,
mit solchem Wisch von Deduction einem Napoleon
entgegen zu treten. Ich getraue mir in seiner
Stelle -- nein, er braucht nur die Schreiber seiner
Schreiber die Feder in's Tintenfaß tauchen zu lassen,
und sie können Europa haarklein aus unsrer eignen
Schrift beweisen, daß wir im Unrecht sind. Was
handelt es sich denn hier um Recht und Unrecht!
Was ist hier Recht und Unrecht? Wir streiten nicht,
wer zuerst die Pfefferbüchse nehmen, wer zuerst im
See fischen darf, wir streiten --"

"Um das, was sie nicht auszusprechen wagen."

"Sie müssen's, sie mußten's. Die ganze Sprache
der Entrüstung in die Wagschaale gethan, die Sym¬
pathieen, die heiligsten und heimlichsten Gefühle der
Nation mußten angerufen, Deutschland, wo es ist,
sitzt, wie es heißt und wie es spricht, aufgerufen
werden, mit Flammen mußten sie schreiben, mit Schei¬
dewasser, das in die Nieren dringt. Auf dies diplo¬
matische Machwerk erhebt sich kein Arm, und die ehe¬
dem wollten, ziehn ihn wieder zurück, denn wo kön¬
nen sie vertrauen? Wenn er uns morgen ein Com¬
pliment schickt, müssen wir übermorgen den Degen
in die Scheide stecken. Wo kann nur ein Alliirter
noch auf uns bauen, wenn wir nicht jetzt wenigstens
uns selbst in Aufrichtigkeit und Aufopferungsmuth
überboten, die Schiffe hinter uns verbrannten, die
Scheide wegwarfen. Wir thaten's nicht, wir verspielten
wieder -- Alles, weil wir wieder nur halb einsetzten."

O es iſt himmelſchreiend, nein, diaboliſch lächerlich,
mit ſolchem Wiſch von Deduction einem Napoleon
entgegen zu treten. Ich getraue mir in ſeiner
Stelle — nein, er braucht nur die Schreiber ſeiner
Schreiber die Feder in's Tintenfaß tauchen zu laſſen,
und ſie können Europa haarklein aus unſrer eignen
Schrift beweiſen, daß wir im Unrecht ſind. Was
handelt es ſich denn hier um Recht und Unrecht!
Was iſt hier Recht und Unrecht? Wir ſtreiten nicht,
wer zuerſt die Pfefferbüchſe nehmen, wer zuerſt im
See fiſchen darf, wir ſtreiten —“

„Um das, was ſie nicht auszuſprechen wagen.“

„Sie müſſen's, ſie mußten's. Die ganze Sprache
der Entrüſtung in die Wagſchaale gethan, die Sym¬
pathieen, die heiligſten und heimlichſten Gefühle der
Nation mußten angerufen, Deutſchland, wo es iſt,
ſitzt, wie es heißt und wie es ſpricht, aufgerufen
werden, mit Flammen mußten ſie ſchreiben, mit Schei¬
dewaſſer, das in die Nieren dringt. Auf dies diplo¬
matiſche Machwerk erhebt ſich kein Arm, und die ehe¬
dem wollten, ziehn ihn wieder zurück, denn wo kön¬
nen ſie vertrauen? Wenn er uns morgen ein Com¬
pliment ſchickt, müſſen wir übermorgen den Degen
in die Scheide ſtecken. Wo kann nur ein Alliirter
noch auf uns bauen, wenn wir nicht jetzt wenigſtens
uns ſelbſt in Aufrichtigkeit und Aufopferungsmuth
überboten, die Schiffe hinter uns verbrannten, die
Scheide wegwarfen. Wir thaten's nicht, wir verſpielten
wieder — Alles, weil wir wieder nur halb einſetzten.“

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[269/0279] O es iſt himmelſchreiend, nein, diaboliſch lächerlich, mit ſolchem Wiſch von Deduction einem Napoleon entgegen zu treten. Ich getraue mir in ſeiner Stelle — nein, er braucht nur die Schreiber ſeiner Schreiber die Feder in's Tintenfaß tauchen zu laſſen, und ſie können Europa haarklein aus unſrer eignen Schrift beweiſen, daß wir im Unrecht ſind. Was handelt es ſich denn hier um Recht und Unrecht! Was iſt hier Recht und Unrecht? Wir ſtreiten nicht, wer zuerſt die Pfefferbüchſe nehmen, wer zuerſt im See fiſchen darf, wir ſtreiten —“ „Um das, was ſie nicht auszuſprechen wagen.“ „Sie müſſen's, ſie mußten's. Die ganze Sprache der Entrüſtung in die Wagſchaale gethan, die Sym¬ pathieen, die heiligſten und heimlichſten Gefühle der Nation mußten angerufen, Deutſchland, wo es iſt, ſitzt, wie es heißt und wie es ſpricht, aufgerufen werden, mit Flammen mußten ſie ſchreiben, mit Schei¬ dewaſſer, das in die Nieren dringt. Auf dies diplo¬ matiſche Machwerk erhebt ſich kein Arm, und die ehe¬ dem wollten, ziehn ihn wieder zurück, denn wo kön¬ nen ſie vertrauen? Wenn er uns morgen ein Com¬ pliment ſchickt, müſſen wir übermorgen den Degen in die Scheide ſtecken. Wo kann nur ein Alliirter noch auf uns bauen, wenn wir nicht jetzt wenigſtens uns ſelbſt in Aufrichtigkeit und Aufopferungsmuth überboten, die Schiffe hinter uns verbrannten, die Scheide wegwarfen. Wir thaten's nicht, wir verſpielten wieder — Alles, weil wir wieder nur halb einſetzten.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/279>, abgerufen am 23.11.2024.