In einem dieser Pavillons hatte der Geheime Kriegsrath Alltag seine Familie und einige Bekannte vereinigt. Als Fuchsius die Baronin vorüberführte, um sie nach ihrer Equipage zu geleiten, rief sie, durch die hellen Fenster blickend: "Herr Je -- da geht ja Adelheid mit dem jungen van Asten."
"Er war ihr hochverehrter Lehrer, sagte der Rath, und der alte Alltag hat zum Abschied alle nächsten Angehörigen zu sich gebeten."
"Geht er auch mit in den Krieg?"
"Er nicht, aber seine Tochter. Die Königin folgt ihrem Gemahl in's Hauptquartier, und Mam¬ sell Alltag ist, als Gesellschafterin der Viereck, be¬ stimmt, Ihre Majestät mit zu begleiten."
"Das ist eigen, sagte die Baronin, das schöne, junge Mädchen in den Krieg! Was man nicht er¬ lebt! Wissen Sie wohl, was ich glaube?"
"Gewiß etwas Richtiges."
"Der Alte mochte damals nicht die Brautschaft. Jetzt, glaube ich, gäbe er etwas drum, wenn die Adel¬ heid beim jungen Asten geblieben wäre. Er ist ein solider Mensch, und die Leute meinen, er wird eine gute Carriere machen. Hübsch ist er nicht, aber es ist so etwas in ihm -- man traut ihm auf's Wort."
Möglich, daß die Baronin das Richtige getroffen hatte. Der alte Alltag, der schweigsam in der Ge¬ sellschaft umherging, drückte bei einer Gelegenheit ganz besonders die Hand des jungen Asten, er dankte ihm mit gerührter Stimme, daß er seine Tochter zu dem
V 17
In einem dieſer Pavillons hatte der Geheime Kriegsrath Alltag ſeine Familie und einige Bekannte vereinigt. Als Fuchſius die Baronin vorüberführte, um ſie nach ihrer Equipage zu geleiten, rief ſie, durch die hellen Fenſter blickend: „Herr Je — da geht ja Adelheid mit dem jungen van Aſten.“
„Er war ihr hochverehrter Lehrer, ſagte der Rath, und der alte Alltag hat zum Abſchied alle nächſten Angehörigen zu ſich gebeten.“
„Geht er auch mit in den Krieg?“
„Er nicht, aber ſeine Tochter. Die Königin folgt ihrem Gemahl in's Hauptquartier, und Mam¬ ſell Alltag iſt, als Geſellſchafterin der Viereck, be¬ ſtimmt, Ihre Majeſtät mit zu begleiten.“
„Das iſt eigen, ſagte die Baronin, das ſchöne, junge Mädchen in den Krieg! Was man nicht er¬ lebt! Wiſſen Sie wohl, was ich glaube?“
„Gewiß etwas Richtiges.“
„Der Alte mochte damals nicht die Brautſchaft. Jetzt, glaube ich, gäbe er etwas drum, wenn die Adel¬ heid beim jungen Aſten geblieben wäre. Er iſt ein ſolider Menſch, und die Leute meinen, er wird eine gute Carriere machen. Hübſch iſt er nicht, aber es iſt ſo etwas in ihm — man traut ihm auf’s Wort.“
Möglich, daß die Baronin das Richtige getroffen hatte. Der alte Alltag, der ſchweigſam in der Ge¬ ſellſchaft umherging, drückte bei einer Gelegenheit ganz beſonders die Hand des jungen Aſten, er dankte ihm mit gerührter Stimme, daß er ſeine Tochter zu dem
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In einem dieſer Pavillons hatte der Geheime
Kriegsrath Alltag ſeine Familie und einige Bekannte
vereinigt. Als Fuchſius die Baronin vorüberführte,
um ſie nach ihrer Equipage zu geleiten, rief ſie, durch
die hellen Fenſter blickend: „Herr Je — da geht ja
Adelheid mit dem jungen van Aſten.“
„Er war ihr hochverehrter Lehrer, ſagte der Rath,
und der alte Alltag hat zum Abſchied alle nächſten
Angehörigen zu ſich gebeten.“
„Geht er auch mit in den Krieg?“
„Er nicht, aber ſeine Tochter. Die Königin
folgt ihrem Gemahl in's Hauptquartier, und Mam¬
ſell Alltag iſt, als Geſellſchafterin der Viereck, be¬
ſtimmt, Ihre Majeſtät mit zu begleiten.“
„Das iſt eigen, ſagte die Baronin, das ſchöne,
junge Mädchen in den Krieg! Was man nicht er¬
lebt! Wiſſen Sie wohl, was ich glaube?“
„Gewiß etwas Richtiges.“
„Der Alte mochte damals nicht die Brautſchaft.
Jetzt, glaube ich, gäbe er etwas drum, wenn die Adel¬
heid beim jungen Aſten geblieben wäre. Er iſt ein
ſolider Menſch, und die Leute meinen, er wird eine
gute Carriere machen. Hübſch iſt er nicht, aber es
iſt ſo etwas in ihm — man traut ihm auf’s Wort.“
Möglich, daß die Baronin das Richtige getroffen
hatte. Der alte Alltag, der ſchweigſam in der Ge¬
ſellſchaft umherging, drückte bei einer Gelegenheit ganz
beſonders die Hand des jungen Aſten, er dankte ihm
mit gerührter Stimme, daß er ſeine Tochter zu dem
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/267>, abgerufen am 24.11.2024.
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