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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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das kann ich Ihnen sagen. Sie packen ihm Alles
auf, wer was zu tragen hat und wen was ängstet,
und dafür verreden sie ihn noch. Aber er trägt es
und lächelt. Er weiß auch, Dohleneck, daß er Ihnen
unausstehlich ist, und doch sorgt er um Sie wie ein
Vater, nein, wie ein Freund, der Alles thun möchte,
um mir meinen liebsten Freund zu erhalten. Was
giebt er mir nicht für Rathschläge, daß Sie in der
Campagne zu Ihrer Gesundheit thun und mitnehmen
sollen, und bittet mich, daß ich Sie beschwören soll,
Sie möchten sich nicht zu sehr exponiren."

"Wenn er mir den Rath in's Gesicht gäbe,
würde ich wissen, wie ich ihm in's Gesicht antworte;
ein Soldat thut nur seine Schuldigkeit."

Sie lächelte ihn ruhig an: "Ich weiß es schon.
Grade so würden und müßten Sie sprechen, hat er
zu mir gesagt. Darum hat er mir auch verboten,
Ihnen von den Salben und Pulvern zu geben; Sie
würden lachen und den Plunder in den Graben wer¬
fen. Der Beste und der Klügste ändert's nicht, was
kommen soll, und das ist das Wunderbare in
unsrer Bestimmung, sagt er, daß man das weiß, und
sich doch immer wieder gedrungen fühlt, den Rath
zu geben, der nicht befolgt wird. So hat er's auch
mit der Lupinus gemacht. Wie er es ihr auch zu
verstehen gegeben, daß es nur Achtung und Ver¬
ehrung von ihm sei, sie hat's für Liebe gehalten.
Und wie er jetzt auch sich Mühe giebt, daß ihre Un¬
schuld an den Tag kommen soll, er weiß doch, sie

das kann ich Ihnen ſagen. Sie packen ihm Alles
auf, wer was zu tragen hat und wen was ängſtet,
und dafür verreden ſie ihn noch. Aber er trägt es
und lächelt. Er weiß auch, Dohleneck, daß er Ihnen
unausſtehlich iſt, und doch ſorgt er um Sie wie ein
Vater, nein, wie ein Freund, der Alles thun möchte,
um mir meinen liebſten Freund zu erhalten. Was
giebt er mir nicht für Rathſchläge, daß Sie in der
Campagne zu Ihrer Geſundheit thun und mitnehmen
ſollen, und bittet mich, daß ich Sie beſchwören ſoll,
Sie möchten ſich nicht zu ſehr exponiren.“

„Wenn er mir den Rath in's Geſicht gäbe,
würde ich wiſſen, wie ich ihm in's Geſicht antworte;
ein Soldat thut nur ſeine Schuldigkeit.“

Sie lächelte ihn ruhig an: „Ich weiß es ſchon.
Grade ſo würden und müßten Sie ſprechen, hat er
zu mir geſagt. Darum hat er mir auch verboten,
Ihnen von den Salben und Pulvern zu geben; Sie
würden lachen und den Plunder in den Graben wer¬
fen. Der Beſte und der Klügſte ändert's nicht, was
kommen ſoll, und das iſt das Wunderbare in
unſrer Beſtimmung, ſagt er, daß man das weiß, und
ſich doch immer wieder gedrungen fühlt, den Rath
zu geben, der nicht befolgt wird. So hat er's auch
mit der Lupinus gemacht. Wie er es ihr auch zu
verſtehen gegeben, daß es nur Achtung und Ver¬
ehrung von ihm ſei, ſie hat's für Liebe gehalten.
Und wie er jetzt auch ſich Mühe giebt, daß ihre Un¬
ſchuld an den Tag kommen ſoll, er weiß doch, ſie

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[245/0255] das kann ich Ihnen ſagen. Sie packen ihm Alles auf, wer was zu tragen hat und wen was ängſtet, und dafür verreden ſie ihn noch. Aber er trägt es und lächelt. Er weiß auch, Dohleneck, daß er Ihnen unausſtehlich iſt, und doch ſorgt er um Sie wie ein Vater, nein, wie ein Freund, der Alles thun möchte, um mir meinen liebſten Freund zu erhalten. Was giebt er mir nicht für Rathſchläge, daß Sie in der Campagne zu Ihrer Geſundheit thun und mitnehmen ſollen, und bittet mich, daß ich Sie beſchwören ſoll, Sie möchten ſich nicht zu ſehr exponiren.“ „Wenn er mir den Rath in's Geſicht gäbe, würde ich wiſſen, wie ich ihm in's Geſicht antworte; ein Soldat thut nur ſeine Schuldigkeit.“ Sie lächelte ihn ruhig an: „Ich weiß es ſchon. Grade ſo würden und müßten Sie ſprechen, hat er zu mir geſagt. Darum hat er mir auch verboten, Ihnen von den Salben und Pulvern zu geben; Sie würden lachen und den Plunder in den Graben wer¬ fen. Der Beſte und der Klügſte ändert's nicht, was kommen ſoll, und das iſt das Wunderbare in unſrer Beſtimmung, ſagt er, daß man das weiß, und ſich doch immer wieder gedrungen fühlt, den Rath zu geben, der nicht befolgt wird. So hat er's auch mit der Lupinus gemacht. Wie er es ihr auch zu verſtehen gegeben, daß es nur Achtung und Ver¬ ehrung von ihm ſei, ſie hat's für Liebe gehalten. Und wie er jetzt auch ſich Mühe giebt, daß ihre Un¬ ſchuld an den Tag kommen ſoll, er weiß doch, ſie

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/255>, abgerufen am 22.05.2024.