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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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Wandel schauderte wirklich, er zog den Mantel
um die Brust: "Sie wissen, ich kann kein Blut
sehen. Alles -- Andre -- nur kein Blut --"

Die Gargazin schien sich an seiner Angst oder
an seinem Schreck zu weiden: "Steigt Ihnen es
auch zu Wangen! -- Wir werden Alle Blut sehn
müssen, mein Herr von Wandel. Ohne das keine
Erlösung aus diesem Dasein. Entweder stockt es,
und wir gehen in Convulsionen unter, oder es strömt
in hellen Purpurquellen aus, und das ist die leich¬
tere. -- Hören Sie die Trommeln wirbeln? Wie
muthig und froh gehen die Tausende dahin, wo die
eisernen Würfel fallen. -- Ja, das Spiel ist aus,
der Ernst beginnt, mein Herr. Verspüren Sie keine
Lust? Hörten Sie's nicht singen: "Im Felde, da
ist der Mann noch was werth!" Regte es sich da
nicht in Ihnen? Hier ist er -- gar nichts mehr
werth."

Welcher Dämon war in die Frau gefahren?
dachte der Legationsrath.

"Um in's Feld zu ziehn, muß man --"

"Muth haben," unterbrach sie ihn.

"Bewahre Ihr Genius oder Ihre Heiligen die
Liebenswürdigste Ihres Geschlechts davor, eine Ama¬
zone zu werden!"

Sie schien ihn nicht zu hören.

"So rottenweis sie fallen, Reihe um Reihe un¬
ter dem Kartätschenhagel stürzen, das Feld sich lich¬
ten zu sehen, für einen Feldherrn soll es ein Götter¬

Wandel ſchauderte wirklich, er zog den Mantel
um die Bruſt: „Sie wiſſen, ich kann kein Blut
ſehen. Alles — Andre — nur kein Blut —“

Die Gargazin ſchien ſich an ſeiner Angſt oder
an ſeinem Schreck zu weiden: „Steigt Ihnen es
auch zu Wangen! — Wir werden Alle Blut ſehn
müſſen, mein Herr von Wandel. Ohne das keine
Erlöſung aus dieſem Daſein. Entweder ſtockt es,
und wir gehen in Convulſionen unter, oder es ſtrömt
in hellen Purpurquellen aus, und das iſt die leich¬
tere. — Hören Sie die Trommeln wirbeln? Wie
muthig und froh gehen die Tauſende dahin, wo die
eiſernen Würfel fallen. — Ja, das Spiel iſt aus,
der Ernſt beginnt, mein Herr. Verſpüren Sie keine
Luſt? Hörten Sie's nicht ſingen: „Im Felde, da
iſt der Mann noch was werth!“ Regte es ſich da
nicht in Ihnen? Hier iſt er — gar nichts mehr
werth.“

Welcher Dämon war in die Frau gefahren?
dachte der Legationsrath.

„Um in's Feld zu ziehn, muß man —“

„Muth haben,“ unterbrach ſie ihn.

„Bewahre Ihr Genius oder Ihre Heiligen die
Liebenswürdigſte Ihres Geſchlechts davor, eine Ama¬
zone zu werden!“

Sie ſchien ihn nicht zu hören.

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[180/0190] Wandel ſchauderte wirklich, er zog den Mantel um die Bruſt: „Sie wiſſen, ich kann kein Blut ſehen. Alles — Andre — nur kein Blut —“ Die Gargazin ſchien ſich an ſeiner Angſt oder an ſeinem Schreck zu weiden: „Steigt Ihnen es auch zu Wangen! — Wir werden Alle Blut ſehn müſſen, mein Herr von Wandel. Ohne das keine Erlöſung aus dieſem Daſein. Entweder ſtockt es, und wir gehen in Convulſionen unter, oder es ſtrömt in hellen Purpurquellen aus, und das iſt die leich¬ tere. — Hören Sie die Trommeln wirbeln? Wie muthig und froh gehen die Tauſende dahin, wo die eiſernen Würfel fallen. — Ja, das Spiel iſt aus, der Ernſt beginnt, mein Herr. Verſpüren Sie keine Luſt? Hörten Sie's nicht ſingen: „Im Felde, da iſt der Mann noch was werth!“ Regte es ſich da nicht in Ihnen? Hier iſt er — gar nichts mehr werth.“ Welcher Dämon war in die Frau gefahren? dachte der Legationsrath. „Um in's Feld zu ziehn, muß man —“ „Muth haben,“ unterbrach ſie ihn. „Bewahre Ihr Genius oder Ihre Heiligen die Liebenswürdigſte Ihres Geſchlechts davor, eine Ama¬ zone zu werden!“ Sie ſchien ihn nicht zu hören. „So rottenweis ſie fallen, Reihe um Reihe un¬ ter dem Kartätſchenhagel ſtürzen, das Feld ſich lich¬ ten zu ſehen, für einen Feldherrn ſoll es ein Götter¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/190>, abgerufen am 23.11.2024.