ihre Brust, sie muß neben mir ruhen, und ich werde gesund, Sie war ein liebliches Wesen, das nur den Impulsen des Herzens folgte, sie kannte keinen andern Regulator ihrer Handlungen, und -- was ist sie nun? -- Ein Traum ihr Leben, nur ihre Treue, Hingebung war mehr -- sie, im Tode, giebt mir Kraft im Leben, sie gießt Eisen in mein Blut, Stahl in meine Nerven. O erheben Sie sich, so dürfen wir nicht scheiden."
"Die Kette ist gesprengt -- auf ewig."
"Wenn uns die Verhältnisse auseinanderreißen, warum denn in Feindschaft? -- War denn unsre Freund¬ schaft auf Affecte begründet? -- Ruhe ist die erste Pflicht, um in einem Schiffbruch nach dem Kahn auszublicken, der uns retten kann. Ich bewunderte Ihre klare Ruhe und Klugheit, die Ihnen die Entschlossenheit gab -- wie lange handelten Sie in dieser Consequenz, und nun soll die Aufwallung eines Augenblicks --"
"Wo die Hölle sich vor mir aufthut --"
"Gut, nennen Sie es Hölle, mich einen Dämon, Teufel, weil ich nach derselben Consequenz handle, wie meine Freundin gehandelt hat. Aber wer in die Hölle steigt, um in dem Bilde, was Sie beliebten, zu bleiben, würde dort sehr einsam leben, wenn er nur mit Heiligen umgehen wollte. Wir selbst sollen uns das Ziel sein, aber die Association ist das Mittel. -- Ist das undenkbar, daß wir uns gegenseitig noch Hülfe leisten könnten! Weil Sie mir jetzt halfen -- meinethalben helfen mußten, -- können Sie nie in die Lage kommen, wo Sie von mir Hülfe erwarte¬
ihre Bruſt, ſie muß neben mir ruhen, und ich werde geſund, Sie war ein liebliches Weſen, das nur den Impulſen des Herzens folgte, ſie kannte keinen andern Regulator ihrer Handlungen, und — was iſt ſie nun? — Ein Traum ihr Leben, nur ihre Treue, Hingebung war mehr — ſie, im Tode, giebt mir Kraft im Leben, ſie gießt Eiſen in mein Blut, Stahl in meine Nerven. O erheben Sie ſich, ſo dürfen wir nicht ſcheiden.“
„Die Kette iſt geſprengt — auf ewig.“
„Wenn uns die Verhältniſſe auseinanderreißen, warum denn in Feindſchaft? — War denn unſre Freund¬ ſchaft auf Affecte begründet? — Ruhe iſt die erſte Pflicht, um in einem Schiffbruch nach dem Kahn auszublicken, der uns retten kann. Ich bewunderte Ihre klare Ruhe und Klugheit, die Ihnen die Entſchloſſenheit gab — wie lange handelten Sie in dieſer Conſequenz, und nun ſoll die Aufwallung eines Augenblicks —“
„Wo die Hölle ſich vor mir aufthut —“
„Gut, nennen Sie es Hölle, mich einen Dämon, Teufel, weil ich nach derſelben Conſequenz handle, wie meine Freundin gehandelt hat. Aber wer in die Hölle ſteigt, um in dem Bilde, was Sie beliebten, zu bleiben, würde dort ſehr einſam leben, wenn er nur mit Heiligen umgehen wollte. Wir ſelbſt ſollen uns das Ziel ſein, aber die Aſſociation iſt das Mittel. — Iſt das undenkbar, daß wir uns gegenſeitig noch Hülfe leiſten könnten! Weil Sie mir jetzt halfen — meinethalben helfen mußten, — können Sie nie in die Lage kommen, wo Sie von mir Hülfe erwarte¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0358"n="348"/>
ihre Bruſt, ſie muß neben mir ruhen, und ich werde<lb/>
geſund, Sie war ein liebliches Weſen, das nur den<lb/>
Impulſen des Herzens folgte, ſie kannte keinen andern<lb/>
Regulator ihrer Handlungen, und — was iſt ſie nun? —<lb/>
Ein Traum ihr Leben, nur ihre Treue, Hingebung war<lb/>
mehr —ſie, im Tode, giebt mir Kraft im Leben, ſie<lb/>
gießt Eiſen in mein Blut, Stahl in meine Nerven.<lb/>
O erheben Sie ſich, ſo dürfen wir nicht ſcheiden.“</p><lb/><p>„Die Kette iſt geſprengt — auf ewig.“</p><lb/><p>„Wenn uns die Verhältniſſe auseinanderreißen,<lb/>
warum denn in Feindſchaft? — War denn unſre Freund¬<lb/>ſchaft auf Affecte begründet? — Ruhe iſt die erſte Pflicht,<lb/>
um in einem Schiffbruch nach dem Kahn auszublicken,<lb/>
der uns retten kann. Ich bewunderte Ihre klare Ruhe<lb/>
und Klugheit, die Ihnen die Entſchloſſenheit gab —<lb/>
wie lange handelten Sie in dieſer Conſequenz, und<lb/>
nun ſoll die Aufwallung eines Augenblicks —“</p><lb/><p>„Wo die Hölle ſich vor mir aufthut —“</p><lb/><p>„Gut, nennen Sie es Hölle, mich einen Dämon,<lb/>
Teufel, weil ich nach derſelben Conſequenz handle,<lb/>
wie meine Freundin gehandelt hat. Aber wer in die<lb/>
Hölle ſteigt, um in dem Bilde, was Sie beliebten, zu<lb/>
bleiben, würde dort ſehr einſam leben, wenn er nur<lb/>
mit Heiligen umgehen wollte. Wir ſelbſt ſollen uns<lb/>
das Ziel ſein, aber die Aſſociation iſt das Mittel. —<lb/>
Iſt das undenkbar, daß wir uns gegenſeitig noch<lb/>
Hülfe leiſten könnten! Weil Sie mir jetzt halfen —<lb/>
meinethalben helfen mußten, — können Sie nie in<lb/>
die Lage kommen, wo Sie von mir Hülfe erwarte¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[348/0358]
ihre Bruſt, ſie muß neben mir ruhen, und ich werde
geſund, Sie war ein liebliches Weſen, das nur den
Impulſen des Herzens folgte, ſie kannte keinen andern
Regulator ihrer Handlungen, und — was iſt ſie nun? —
Ein Traum ihr Leben, nur ihre Treue, Hingebung war
mehr — ſie, im Tode, giebt mir Kraft im Leben, ſie
gießt Eiſen in mein Blut, Stahl in meine Nerven.
O erheben Sie ſich, ſo dürfen wir nicht ſcheiden.“
„Die Kette iſt geſprengt — auf ewig.“
„Wenn uns die Verhältniſſe auseinanderreißen,
warum denn in Feindſchaft? — War denn unſre Freund¬
ſchaft auf Affecte begründet? — Ruhe iſt die erſte Pflicht,
um in einem Schiffbruch nach dem Kahn auszublicken,
der uns retten kann. Ich bewunderte Ihre klare Ruhe
und Klugheit, die Ihnen die Entſchloſſenheit gab —
wie lange handelten Sie in dieſer Conſequenz, und
nun ſoll die Aufwallung eines Augenblicks —“
„Wo die Hölle ſich vor mir aufthut —“
„Gut, nennen Sie es Hölle, mich einen Dämon,
Teufel, weil ich nach derſelben Conſequenz handle,
wie meine Freundin gehandelt hat. Aber wer in die
Hölle ſteigt, um in dem Bilde, was Sie beliebten, zu
bleiben, würde dort ſehr einſam leben, wenn er nur
mit Heiligen umgehen wollte. Wir ſelbſt ſollen uns
das Ziel ſein, aber die Aſſociation iſt das Mittel. —
Iſt das undenkbar, daß wir uns gegenſeitig noch
Hülfe leiſten könnten! Weil Sie mir jetzt halfen —
meinethalben helfen mußten, — können Sie nie in
die Lage kommen, wo Sie von mir Hülfe erwarte¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/358>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.