Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

giren. Wo ich Sie finde, sind mir Herr Legations¬
rath lieb. Und Geschäfte sind Geschäfte."

"Die können warten!"

"Wenn Sie nun auf dem Sprunge ständen,
den Stein der Weisen zu finden. Da kommt's auf
den Augenblick an. Silberblick heißt's ja wohl?
Müßte ich mir den Vorwurf machen, daß ich die
Menschheit um eine köstliche Erfindung betrogen hätte."

"Wie Sie wollen! sagte Wandel und nahm
auf dem Stuhle Platz, so nachlässig, wie seine innere
Aufregung erlaubte, den Rücken dem Heerde zuge¬
kehrt, ein Bein über das andre streckend. Wie der
Kaufmann in seiner Positur dem Rath den Weg
durch die Thür versperrte, schien dieser den zum Heerde
zu verbarrikadiren. Den Stein der Weisen suchen
nur die Thoren, und Gold --"

"Hat ein Philosoph nicht nöthig. Und was Sie
sonst präpariren, geht mich nichts an. Im Geschäft
Geheimnisse unter Brüdern."

"Doch nicht unter uns, Herr van Asten, lächelte
der Legationsrath. Sie werden mich auslachen. Ich
versuche, eine kostbare Schminke zu präpariren."

"I, sehn Sie mal! Sind eben aus Paris
auf der Stechbahn ganze Kisten angekommen. Er¬
schrak, wie ich bei Herrn Arnous den Preis auf dem
Conto-Current las."

"Eben deshalb versuche ich, ob ich diese soge¬
nannte Josephinenschminke billiger nachbilden kann.
Die vornehmen Damen sind wie toll danach, der

20*

giren. Wo ich Sie finde, ſind mir Herr Legations¬
rath lieb. Und Geſchäfte ſind Geſchäfte.“

„Die können warten!“

„Wenn Sie nun auf dem Sprunge ſtänden,
den Stein der Weiſen zu finden. Da kommt's auf
den Augenblick an. Silberblick heißt's ja wohl?
Müßte ich mir den Vorwurf machen, daß ich die
Menſchheit um eine köſtliche Erfindung betrogen hätte.“

„Wie Sie wollen! ſagte Wandel und nahm
auf dem Stuhle Platz, ſo nachläſſig, wie ſeine innere
Aufregung erlaubte, den Rücken dem Heerde zuge¬
kehrt, ein Bein über das andre ſtreckend. Wie der
Kaufmann in ſeiner Poſitur dem Rath den Weg
durch die Thür verſperrte, ſchien dieſer den zum Heerde
zu verbarrikadiren. Den Stein der Weiſen ſuchen
nur die Thoren, und Gold —“

„Hat ein Philoſoph nicht nöthig. Und was Sie
ſonſt präpariren, geht mich nichts an. Im Geſchäft
Geheimniſſe unter Brüdern.“

„Doch nicht unter uns, Herr van Aſten, lächelte
der Legationsrath. Sie werden mich auslachen. Ich
verſuche, eine koſtbare Schminke zu präpariren.“

„I, ſehn Sie mal! Sind eben aus Paris
auf der Stechbahn ganze Kiſten angekommen. Er¬
ſchrak, wie ich bei Herrn Arnous den Preis auf dem
Conto-Current las.“

„Eben deshalb verſuche ich, ob ich dieſe ſoge¬
nannte Joſephinenſchminke billiger nachbilden kann.
Die vornehmen Damen ſind wie toll danach, der

20*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0317" n="307"/>
giren. Wo ich Sie finde, &#x017F;ind mir Herr Legations¬<lb/>
rath lieb. Und Ge&#x017F;chäfte &#x017F;ind Ge&#x017F;chäfte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die können warten!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wenn Sie nun auf dem Sprunge &#x017F;tänden,<lb/>
den Stein der Wei&#x017F;en zu finden. Da kommt's auf<lb/>
den Augenblick an. Silberblick heißt's ja wohl?<lb/>
Müßte ich mir den Vorwurf machen, daß ich die<lb/>
Men&#x017F;chheit um eine kö&#x017F;tliche Erfindung betrogen hätte.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wie Sie wollen! &#x017F;agte Wandel und nahm<lb/>
auf dem Stuhle Platz, &#x017F;o nachlä&#x017F;&#x017F;ig, wie &#x017F;eine innere<lb/>
Aufregung erlaubte, den Rücken dem Heerde zuge¬<lb/>
kehrt, ein Bein über das andre &#x017F;treckend. Wie der<lb/>
Kaufmann in &#x017F;einer Po&#x017F;itur dem Rath den Weg<lb/>
durch die Thür ver&#x017F;perrte, &#x017F;chien die&#x017F;er den zum Heerde<lb/>
zu verbarrikadiren. Den Stein der Wei&#x017F;en &#x017F;uchen<lb/>
nur die Thoren, und Gold &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Hat ein Philo&#x017F;oph nicht nöthig. Und was Sie<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t präpariren, geht mich nichts an. Im Ge&#x017F;chäft<lb/>
Geheimni&#x017F;&#x017F;e unter Brüdern.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Doch nicht unter uns, Herr van A&#x017F;ten, lächelte<lb/>
der Legationsrath. Sie werden mich auslachen. Ich<lb/>
ver&#x017F;uche, eine ko&#x017F;tbare Schminke zu präpariren.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;I, &#x017F;ehn Sie mal! Sind eben aus Paris<lb/>
auf der Stechbahn ganze Ki&#x017F;ten angekommen. Er¬<lb/>
&#x017F;chrak, wie ich bei Herrn Arnous den Preis auf dem<lb/>
Conto-Current las.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Eben deshalb ver&#x017F;uche ich, ob ich die&#x017F;e &#x017F;oge¬<lb/>
nannte Jo&#x017F;ephinen&#x017F;chminke billiger nachbilden kann.<lb/>
Die vornehmen Damen &#x017F;ind wie toll danach, der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">20*<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0317] giren. Wo ich Sie finde, ſind mir Herr Legations¬ rath lieb. Und Geſchäfte ſind Geſchäfte.“ „Die können warten!“ „Wenn Sie nun auf dem Sprunge ſtänden, den Stein der Weiſen zu finden. Da kommt's auf den Augenblick an. Silberblick heißt's ja wohl? Müßte ich mir den Vorwurf machen, daß ich die Menſchheit um eine köſtliche Erfindung betrogen hätte.“ „Wie Sie wollen! ſagte Wandel und nahm auf dem Stuhle Platz, ſo nachläſſig, wie ſeine innere Aufregung erlaubte, den Rücken dem Heerde zuge¬ kehrt, ein Bein über das andre ſtreckend. Wie der Kaufmann in ſeiner Poſitur dem Rath den Weg durch die Thür verſperrte, ſchien dieſer den zum Heerde zu verbarrikadiren. Den Stein der Weiſen ſuchen nur die Thoren, und Gold —“ „Hat ein Philoſoph nicht nöthig. Und was Sie ſonſt präpariren, geht mich nichts an. Im Geſchäft Geheimniſſe unter Brüdern.“ „Doch nicht unter uns, Herr van Aſten, lächelte der Legationsrath. Sie werden mich auslachen. Ich verſuche, eine koſtbare Schminke zu präpariren.“ „I, ſehn Sie mal! Sind eben aus Paris auf der Stechbahn ganze Kiſten angekommen. Er¬ ſchrak, wie ich bei Herrn Arnous den Preis auf dem Conto-Current las.“ „Eben deshalb verſuche ich, ob ich dieſe ſoge¬ nannte Joſephinenſchminke billiger nachbilden kann. Die vornehmen Damen ſind wie toll danach, der 20*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/317
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/317>, abgerufen am 23.11.2024.