Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.Die angebornen Bande knüpfe fest. An's Vaterland, an's theure, schließ Dich an, Das halte fest mit Deinem ganzen Herzen! Hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft; Dort in der fremden Welt stehst Du allein, Ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt. Und das eine Vaterland war ein größeres geworden. "Wo ist denn Deutschland?" "Ich spreche nicht von dem Traum hinter uns, "Das Walter Dir malte," unterbrach er. "Walter und Hunderte und Tausende, unsere "Was in der eignen Brust des Schwärmers "Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr "Damals! seitdem -- Gieb die Hoffnung auf. Die angebornen Bande knüpfe feſt. An's Vaterland, an's theure, ſchließ Dich an, Das halte feſt mit Deinem ganzen Herzen! Hier ſind die ſtarken Wurzeln Deiner Kraft; Dort in der fremden Welt ſtehſt Du allein, Ein ſchwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt. Und das eine Vaterland war ein größeres geworden. „Wo iſt denn Deutſchland?“ „Ich ſpreche nicht von dem Traum hinter uns, „Das Walter Dir malte,“ unterbrach er. „Walter und Hunderte und Tauſende, unſere „Was in der eignen Bruſt des Schwärmers „Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr „Damals! ſeitdem — Gieb die Hoffnung auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0297" n="287"/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Die angebornen Bande knüpfe feſt.</l><lb/> <l rendition="#et">An's Vaterland, an's theure, ſchließ Dich an,</l><lb/> <l rendition="#et">Das halte feſt mit Deinem ganzen Herzen!</l><lb/> <l rendition="#et">Hier ſind die ſtarken Wurzeln Deiner Kraft;</l><lb/> <l rendition="#et">Dort in der fremden Welt ſtehſt Du allein,</l><lb/> <l rendition="#et">Ein ſchwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.</l><lb/> </lg> <p>Und das eine Vaterland war ein größeres geworden.<lb/> Es war nicht heut erſt der Gegenſtand ihres Ge¬<lb/> ſprächs. Warum hatte Louis immer durch ein ſtilles<lb/> Nicken, was eben ſo gut dem ſchönen Munde und<lb/> den ſchönen Worten galt, geantwortet? Er ſeufzte<lb/> tief auf:</p><lb/> <p>„Wo iſt denn Deutſchland?“</p><lb/> <p>„Ich ſpreche nicht von dem Traum hinter uns,<lb/> Lieber, ſagte ſie lächelnd, nicht vom Kyffhäuſer und<lb/> der Kaiſerherrlichkeit. Du moquirſt Dich darüber.<lb/> Das deutſche Vaterland liegt <hi rendition="#g">vor</hi> uns —“</p><lb/> <p>„Das Walter Dir malte,“ unterbrach er.</p><lb/> <p>„Walter und Hunderte und Tauſende, unſere<lb/> Edelſten!“</p><lb/> <p>„Was in der eignen Bruſt des Schwärmers<lb/> lebt, überträgt er auf die Millionen Creaturen, in<lb/> denen nichts lebt, als der Gedanke, wie ſie morgen<lb/> ſatt werden.“</p><lb/> <p>„Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr<lb/> in edler Begeiſterung ſelbſt Deinen Vater auf¬<lb/> weckteſt!“</p><lb/> <p>„Damals! ſeitdem — Gieb die Hoffnung auf.<lb/> — Dies Volk erwacht nicht wieder, es iſt kein Volk. —<lb/> Deutſchland iſt ein Traum der Dichter!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [287/0297]
Die angebornen Bande knüpfe feſt.
An's Vaterland, an's theure, ſchließ Dich an,
Das halte feſt mit Deinem ganzen Herzen!
Hier ſind die ſtarken Wurzeln Deiner Kraft;
Dort in der fremden Welt ſtehſt Du allein,
Ein ſchwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt.
Und das eine Vaterland war ein größeres geworden.
Es war nicht heut erſt der Gegenſtand ihres Ge¬
ſprächs. Warum hatte Louis immer durch ein ſtilles
Nicken, was eben ſo gut dem ſchönen Munde und
den ſchönen Worten galt, geantwortet? Er ſeufzte
tief auf:
„Wo iſt denn Deutſchland?“
„Ich ſpreche nicht von dem Traum hinter uns,
Lieber, ſagte ſie lächelnd, nicht vom Kyffhäuſer und
der Kaiſerherrlichkeit. Du moquirſt Dich darüber.
Das deutſche Vaterland liegt vor uns —“
„Das Walter Dir malte,“ unterbrach er.
„Walter und Hunderte und Tauſende, unſere
Edelſten!“
„Was in der eignen Bruſt des Schwärmers
lebt, überträgt er auf die Millionen Creaturen, in
denen nichts lebt, als der Gedanke, wie ſie morgen
ſatt werden.“
„Als wüßte ich nicht, wie Du voriges Jahr
in edler Begeiſterung ſelbſt Deinen Vater auf¬
weckteſt!“
„Damals! ſeitdem — Gieb die Hoffnung auf.
— Dies Volk erwacht nicht wieder, es iſt kein Volk. —
Deutſchland iſt ein Traum der Dichter!“
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