Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

ein rüstiges Geschlecht. Also, theuerster Mann, Ihren
ganzen Scharfsinn drauf, fädeln Sie was Neues
ein. Man sagt, sie hätte Scheidungsgedanken."

"Pfui! das ist unmoralisch. Ich meine, man
könnte ihr das Unsittliche einer solchen Handlung
vorstellen lassen."

"Wenn nur ein Duell zwischen dem Rittmeister
und Baron zu ermöglichen wäre!"

Der Legationsrath schüttelte den Kopf.

"Wer dem Baron eine Kugel vor den Kopf
schösse, was ich natürlich nur im Scherz sage, thäte
übrigens dem Staate einen rechten Dienst."

"Im Ernst?"

"Sein Tuch, 's ist ein Scandal. Wenn man
solche Montur gegen die Sonne ausbreitet, können
die Wespen durchfliegen. Ich sagte es ihm neulich.
Was antwortete er? Er hätte 's so eingerichtet, daß
die Kugeln der Staatskasse keinen Schaden thäten.
Ich liebe nicht solchen frivolen Witz in ernsten
Dingen. -- Sie sind nachdenklich, Wandel? Sie
sehn nach der Uhr."

"Einige nennen ihn einen schlechten Menschen."

"Pah! Seine Maitressen bezahlt er gut, unser
Tuch macht er schlecht. Aber im Grunde genommen,
was gehts uns an; wir haben Friede. Noch keinen
Einfall?"

"Doch -- vielleicht. Bei ihm ist Hopfen und
Malz verloren. Wie aber, wenn man sie eifersüchtig
machte!" --

IV. 2

ein rüſtiges Geſchlecht. Alſo, theuerſter Mann, Ihren
ganzen Scharfſinn drauf, fädeln Sie was Neues
ein. Man ſagt, ſie hätte Scheidungsgedanken.“

„Pfui! das iſt unmoraliſch. Ich meine, man
könnte ihr das Unſittliche einer ſolchen Handlung
vorſtellen laſſen.“

„Wenn nur ein Duell zwiſchen dem Rittmeiſter
und Baron zu ermöglichen wäre!“

Der Legationsrath ſchüttelte den Kopf.

„Wer dem Baron eine Kugel vor den Kopf
ſchöſſe, was ich natürlich nur im Scherz ſage, thäte
übrigens dem Staate einen rechten Dienſt.“

„Im Ernſt?“

„Sein Tuch, 's iſt ein Scandal. Wenn man
ſolche Montur gegen die Sonne ausbreitet, können
die Wespen durchfliegen. Ich ſagte es ihm neulich.
Was antwortete er? Er hätte 's ſo eingerichtet, daß
die Kugeln der Staatskaſſe keinen Schaden thäten.
Ich liebe nicht ſolchen frivolen Witz in ernſten
Dingen. — Sie ſind nachdenklich, Wandel? Sie
ſehn nach der Uhr.“

„Einige nennen ihn einen ſchlechten Menſchen.“

„Pah! Seine Maitreſſen bezahlt er gut, unſer
Tuch macht er ſchlecht. Aber im Grunde genommen,
was gehts uns an; wir haben Friede. Noch keinen
Einfall?“

„Doch — vielleicht. Bei ihm iſt Hopfen und
Malz verloren. Wie aber, wenn man ſie eiferſüchtig
machte!“ —

IV. 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="17"/>
ein rü&#x017F;tiges Ge&#x017F;chlecht. Al&#x017F;o, theuer&#x017F;ter Mann, Ihren<lb/>
ganzen Scharf&#x017F;inn drauf, fädeln Sie was Neues<lb/>
ein. Man &#x017F;agt, &#x017F;ie hätte Scheidungsgedanken.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Pfui! das i&#x017F;t unmorali&#x017F;ch. Ich meine, man<lb/>
könnte ihr das Un&#x017F;ittliche einer &#x017F;olchen Handlung<lb/>
vor&#x017F;tellen la&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wenn nur ein Duell zwi&#x017F;chen dem Rittmei&#x017F;ter<lb/>
und Baron zu ermöglichen wäre!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Legationsrath &#x017F;chüttelte den Kopf.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Wer dem Baron eine Kugel vor den Kopf<lb/>
&#x017F;chö&#x017F;&#x017F;e, was ich natürlich nur im Scherz &#x017F;age, thäte<lb/>
übrigens dem Staate einen rechten Dien&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Im Ern&#x017F;t?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sein Tuch, 's i&#x017F;t ein Scandal. Wenn man<lb/>
&#x017F;olche Montur gegen die Sonne ausbreitet, können<lb/>
die Wespen durchfliegen. Ich &#x017F;agte es ihm neulich.<lb/>
Was antwortete er? Er hätte 's &#x017F;o eingerichtet, daß<lb/>
die Kugeln der Staatska&#x017F;&#x017F;e keinen Schaden thäten.<lb/>
Ich liebe nicht &#x017F;olchen frivolen Witz in ern&#x017F;ten<lb/>
Dingen. &#x2014; Sie &#x017F;ind nachdenklich, Wandel? Sie<lb/>
&#x017F;ehn nach der Uhr.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Einige nennen ihn einen &#x017F;chlechten Men&#x017F;chen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Pah! Seine Maitre&#x017F;&#x017F;en bezahlt er gut, un&#x017F;er<lb/>
Tuch macht er &#x017F;chlecht. Aber im Grunde genommen,<lb/>
was gehts uns an; wir haben Friede. Noch keinen<lb/>
Einfall?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Doch &#x2014; vielleicht. Bei ihm i&#x017F;t Hopfen und<lb/>
Malz verloren. Wie aber, wenn man &#x017F;ie eifer&#x017F;üchtig<lb/>
machte!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">IV</hi>. 2<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0027] ein rüſtiges Geſchlecht. Alſo, theuerſter Mann, Ihren ganzen Scharfſinn drauf, fädeln Sie was Neues ein. Man ſagt, ſie hätte Scheidungsgedanken.“ „Pfui! das iſt unmoraliſch. Ich meine, man könnte ihr das Unſittliche einer ſolchen Handlung vorſtellen laſſen.“ „Wenn nur ein Duell zwiſchen dem Rittmeiſter und Baron zu ermöglichen wäre!“ Der Legationsrath ſchüttelte den Kopf. „Wer dem Baron eine Kugel vor den Kopf ſchöſſe, was ich natürlich nur im Scherz ſage, thäte übrigens dem Staate einen rechten Dienſt.“ „Im Ernſt?“ „Sein Tuch, 's iſt ein Scandal. Wenn man ſolche Montur gegen die Sonne ausbreitet, können die Wespen durchfliegen. Ich ſagte es ihm neulich. Was antwortete er? Er hätte 's ſo eingerichtet, daß die Kugeln der Staatskaſſe keinen Schaden thäten. Ich liebe nicht ſolchen frivolen Witz in ernſten Dingen. — Sie ſind nachdenklich, Wandel? Sie ſehn nach der Uhr.“ „Einige nennen ihn einen ſchlechten Menſchen.“ „Pah! Seine Maitreſſen bezahlt er gut, unſer Tuch macht er ſchlecht. Aber im Grunde genommen, was gehts uns an; wir haben Friede. Noch keinen Einfall?“ „Doch — vielleicht. Bei ihm iſt Hopfen und Malz verloren. Wie aber, wenn man ſie eiferſüchtig machte!“ — IV. 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/27
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/27>, abgerufen am 23.11.2024.