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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852.

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Pfandjuden, dem alten Joel. Er hat's mir selbst
gezeigt, nämlich der alte Joel; er war kein übler
Mann, und schund die jungen Leute nicht so, wie
jetzt sein Sohn. Aber geben mußten wir's, da hätte
auch gar keine Raison geholfen; denn er hat ein
gar zu gutes Herz. Diese Ohrringe habe ich auch
von ihm, aber Alles in Ehren. Als Sie von Ihrer
großen Reise retournirten, und krank wurden, ich
habe ihn gepflegt, rechtschaffen, das kann ich wohl
sagen, und der alte Herr Geheimrath haben's auch ge¬
sagt: wenn sein Sohn immer mit so rechtschaffenen
Weibspersonen zu thun gehabt hätte! Jetzt sind wir
nun, Gott sei Dank, besser situirt, und wenn uns
mal was fehlt, brauchen wir nicht zu dem Juden¬
schinder."

"Das ist schon lange her, daß er das Mädchen
fortschickte?" unterbrach Walter, eigentlich nur um
den Redefluß zu unterbrechen.

"I freilich, das war ja -- warten Sie mal --
nun, das thut nichts zur Sache -- richtig, wie
sie ihn todtschießen wollten, er ward aber nur ein¬
gesperrt. Das Mädchen machte da noch Spektakel,
nämlich, das muß ich sagen, ganz in der Stille.
Sie weinte auf ihrer Kammer, daß es zum Herz¬
brechen war. Manchmal glaubte ich doch, sie würde --
wenn ich sie aufrichtete, sank sie zusammen. Mein
Kind, das hilft doch nun mal nichts, sagte ich,
raus mußt Du, fort mußt Du. -- Und da packte
sie ihre paar Sächelchen in's Bündel. Na, wenn ich

Pfandjuden, dem alten Joel. Er hat's mir ſelbſt
gezeigt, nämlich der alte Joel; er war kein übler
Mann, und ſchund die jungen Leute nicht ſo, wie
jetzt ſein Sohn. Aber geben mußten wir's, da hätte
auch gar keine Raiſon geholfen; denn er hat ein
gar zu gutes Herz. Dieſe Ohrringe habe ich auch
von ihm, aber Alles in Ehren. Als Sie von Ihrer
großen Reiſe retournirten, und krank wurden, ich
habe ihn gepflegt, rechtſchaffen, das kann ich wohl
ſagen, und der alte Herr Geheimrath haben's auch ge¬
ſagt: wenn ſein Sohn immer mit ſo rechtſchaffenen
Weibsperſonen zu thun gehabt hätte! Jetzt ſind wir
nun, Gott ſei Dank, beſſer ſituirt, und wenn uns
mal was fehlt, brauchen wir nicht zu dem Juden¬
ſchinder.“

„Das iſt ſchon lange her, daß er das Mädchen
fortſchickte?“ unterbrach Walter, eigentlich nur um
den Redefluß zu unterbrechen.

„I freilich, das war ja — warten Sie mal —
nun, das thut nichts zur Sache — richtig, wie
ſie ihn todtſchießen wollten, er ward aber nur ein¬
geſperrt. Das Mädchen machte da noch Spektakel,
nämlich, das muß ich ſagen, ganz in der Stille.
Sie weinte auf ihrer Kammer, daß es zum Herz¬
brechen war. Manchmal glaubte ich doch, ſie würde —
wenn ich ſie aufrichtete, ſank ſie zuſammen. Mein
Kind, das hilft doch nun mal nichts, ſagte ich,
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[244/0254] Pfandjuden, dem alten Joel. Er hat's mir ſelbſt gezeigt, nämlich der alte Joel; er war kein übler Mann, und ſchund die jungen Leute nicht ſo, wie jetzt ſein Sohn. Aber geben mußten wir's, da hätte auch gar keine Raiſon geholfen; denn er hat ein gar zu gutes Herz. Dieſe Ohrringe habe ich auch von ihm, aber Alles in Ehren. Als Sie von Ihrer großen Reiſe retournirten, und krank wurden, ich habe ihn gepflegt, rechtſchaffen, das kann ich wohl ſagen, und der alte Herr Geheimrath haben's auch ge¬ ſagt: wenn ſein Sohn immer mit ſo rechtſchaffenen Weibsperſonen zu thun gehabt hätte! Jetzt ſind wir nun, Gott ſei Dank, beſſer ſituirt, und wenn uns mal was fehlt, brauchen wir nicht zu dem Juden¬ ſchinder.“ „Das iſt ſchon lange her, daß er das Mädchen fortſchickte?“ unterbrach Walter, eigentlich nur um den Redefluß zu unterbrechen. „I freilich, das war ja — warten Sie mal — nun, das thut nichts zur Sache — richtig, wie ſie ihn todtſchießen wollten, er ward aber nur ein¬ geſperrt. Das Mädchen machte da noch Spektakel, nämlich, das muß ich ſagen, ganz in der Stille. Sie weinte auf ihrer Kammer, daß es zum Herz¬ brechen war. Manchmal glaubte ich doch, ſie würde — wenn ich ſie aufrichtete, ſank ſie zuſammen. Mein Kind, das hilft doch nun mal nichts, ſagte ich, raus mußt Du, fort mußt Du. — Und da packte ſie ihre paar Sächelchen in's Bündel. Na, wenn ich

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/254>, abgerufen am 22.11.2024.