die Augen wischen, aber wenn er sich wieder setzen will, Prostemahlzeit! sie sitzen schon auf dem Stuhl. Der König hat's anders haben wollen, aber sie haben ihm gesagt, es geht nicht. Sire, haben sie gesagt, wollen Sie die Menschen anders machen, als sie sind? Solch ein seelensguter König! Wenn's nur nach dem ginge! Ja, ich sollte mal drei Tage lang König sein, Cousin. Ich wollte die Menschen schon anders machen. Krieg, wollen Sie jetzt haben, soll er machen. Warum Krieg! Brauchen wir Krieg? Wenn wir Krieg brauchen, haben wir ihn ja draußen, so viel wir wollen. Der Bonaparte macht ihn, sagt mein Geheimrath und die Andern. Misch Dich nicht in was Dich nichts angeht. Und unsere propern Soldaten, was haben wir davon, wenn wir sie todtschießen lassen? Aber's wird doch Krieg. Passen sie acht, es geht los."
Einmal auf dem Einspänner, mußten wir ihn doch bis an's Thor begleiten. Wir zweifeln nicht, daß Charlottens Lunge, die das auf dem damaligen Berliner Straßenpflaster vermocht, auch draußen auf dem weichen Erdreich des Thiergartens noch lange fortgefahren ist. Ob ihre politischen Deductionen zur Belehrung des Hoflackirerschen Ehepaares bei¬ getragen, lassen wir auf sich beruhen, sie verschafften ihnen aber den Vortheil, nichts von den Spitzreden zu hören, die unter lautem Hohngelächter ihnen nachschallten.
Hier war nur eine Partei zurückgeblieben, man
die Augen wiſchen, aber wenn er ſich wieder ſetzen will, Proſtemahlzeit! ſie ſitzen ſchon auf dem Stuhl. Der König hat's anders haben wollen, aber ſie haben ihm geſagt, es geht nicht. Sire, haben ſie geſagt, wollen Sie die Menſchen anders machen, als ſie ſind? Solch ein ſeelensguter König! Wenn's nur nach dem ginge! Ja, ich ſollte mal drei Tage lang König ſein, Couſin. Ich wollte die Menſchen ſchon anders machen. Krieg, wollen Sie jetzt haben, ſoll er machen. Warum Krieg! Brauchen wir Krieg? Wenn wir Krieg brauchen, haben wir ihn ja draußen, ſo viel wir wollen. Der Bonaparte macht ihn, ſagt mein Geheimrath und die Andern. Miſch Dich nicht in was Dich nichts angeht. Und unſere propern Soldaten, was haben wir davon, wenn wir ſie todtſchießen laſſen? Aber's wird doch Krieg. Paſſen ſie acht, es geht los.“
Einmal auf dem Einſpänner, mußten wir ihn doch bis an's Thor begleiten. Wir zweifeln nicht, daß Charlottens Lunge, die das auf dem damaligen Berliner Straßenpflaſter vermocht, auch draußen auf dem weichen Erdreich des Thiergartens noch lange fortgefahren iſt. Ob ihre politiſchen Deductionen zur Belehrung des Hoflackirerſchen Ehepaares bei¬ getragen, laſſen wir auf ſich beruhen, ſie verſchafften ihnen aber den Vortheil, nichts von den Spitzreden zu hören, die unter lautem Hohngelächter ihnen nachſchallten.
Hier war nur eine Partei zurückgeblieben, man
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die Augen wiſchen, aber wenn er ſich wieder ſetzen
will, Proſtemahlzeit! ſie ſitzen ſchon auf dem Stuhl.
Der König hat's anders haben wollen, aber ſie
haben ihm geſagt, es geht nicht. Sire, haben ſie
geſagt, wollen Sie die Menſchen anders machen,
als ſie ſind? Solch ein ſeelensguter König! Wenn's
nur nach dem ginge! Ja, ich ſollte mal drei Tage
lang König ſein, Couſin. Ich wollte die Menſchen
ſchon anders machen. Krieg, wollen Sie jetzt haben,
ſoll er machen. Warum Krieg! Brauchen wir Krieg?
Wenn wir Krieg brauchen, haben wir ihn ja
draußen, ſo viel wir wollen. Der Bonaparte macht
ihn, ſagt mein Geheimrath und die Andern. Miſch
Dich nicht in was Dich nichts angeht. Und unſere
propern Soldaten, was haben wir davon, wenn wir
ſie todtſchießen laſſen? Aber's wird doch Krieg.
Paſſen ſie acht, es geht los.“
Einmal auf dem Einſpänner, mußten wir ihn
doch bis an's Thor begleiten. Wir zweifeln nicht,
daß Charlottens Lunge, die das auf dem damaligen
Berliner Straßenpflaſter vermocht, auch draußen auf
dem weichen Erdreich des Thiergartens noch lange
fortgefahren iſt. Ob ihre politiſchen Deductionen
zur Belehrung des Hoflackirerſchen Ehepaares bei¬
getragen, laſſen wir auf ſich beruhen, ſie verſchafften
ihnen aber den Vortheil, nichts von den Spitzreden
zu hören, die unter lautem Hohngelächter ihnen
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/214>, abgerufen am 24.11.2024.
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