"Wie fein wieder Ihr Blick, Sie sind eine geborne Kunstkennerin. Merkwürdig, Laura ist fast ganz so costümirt. Wir wollen die schönen Mädchen uns herrufen, um zu entscheiden, wer ein näheres Anrecht darauf hat, eine Heilige zu werden."
Die schönen Mädchen waren nicht im Mag¬ dalenen-Zimmer. In dem Cabinet hinter den Feuer¬ lilien stand Adelheid, an derselben Thürpfoste, wo die Comteß gestanden; fast in derselben Stellung, auch sie blickte durch die Thürritze, theilnahmlos, zerstreut, wenn Vorübergehende sie anredeten.
Die Gargazin und die Lupinus sahen sich be¬ deutungsvoll an.
Es war nicht Zeit mehr zu feinen Beobachtungen. Das war kein eitles Spiel einer Koketten, die auf neue Eroberungen sinnt, die sich im Gedanken vor dem Spiegel schmückt und, in der Phantasie ihr eigen Bild malend, sich fragt: "wirst du ihm so gefallen?" Sie athmete nicht, sie zitterte nicht, aber der Rand des Blumentisches, den sie krampfhaft faßte, hätte, wenn er Empfindung gehabt, einen eiskalten Druck empfunden. Sie wußte nicht, daß ihr Lockenbund sich etwas gelöst und eine Flechte, sie entstellend, auf die Seite fiel, sie fühlte den Boden unter sich brennen, und ihr war eiskalt zu Muthe; nur schoß es zuweilen glühend heiß durch die Adern, und gegen die Augen drängte es wie ein Strom, der einen Ausweg sucht, aber die Wächter haben die Schleusen zugezogen.
„Wie fein wieder Ihr Blick, Sie ſind eine geborne Kunſtkennerin. Merkwürdig, Laura iſt faſt ganz ſo coſtümirt. Wir wollen die ſchönen Mädchen uns herrufen, um zu entſcheiden, wer ein näheres Anrecht darauf hat, eine Heilige zu werden.“
Die ſchönen Mädchen waren nicht im Mag¬ dalenen-Zimmer. In dem Cabinet hinter den Feuer¬ lilien ſtand Adelheid, an derſelben Thürpfoſte, wo die Comteß geſtanden; faſt in derſelben Stellung, auch ſie blickte durch die Thürritze, theilnahmlos, zerſtreut, wenn Vorübergehende ſie anredeten.
Die Gargazin und die Lupinus ſahen ſich be¬ deutungsvoll an.
Es war nicht Zeit mehr zu feinen Beobachtungen. Das war kein eitles Spiel einer Koketten, die auf neue Eroberungen ſinnt, die ſich im Gedanken vor dem Spiegel ſchmückt und, in der Phantaſie ihr eigen Bild malend, ſich fragt: „wirſt du ihm ſo gefallen?“ Sie athmete nicht, ſie zitterte nicht, aber der Rand des Blumentiſches, den ſie krampfhaft faßte, hätte, wenn er Empfindung gehabt, einen eiskalten Druck empfunden. Sie wußte nicht, daß ihr Lockenbund ſich etwas gelöſt und eine Flechte, ſie entſtellend, auf die Seite fiel, ſie fühlte den Boden unter ſich brennen, und ihr war eiskalt zu Muthe; nur ſchoß es zuweilen glühend heiß durch die Adern, und gegen die Augen drängte es wie ein Strom, der einen Ausweg ſucht, aber die Wächter haben die Schleuſen zugezogen.
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„Wie fein wieder Ihr Blick, Sie ſind eine
geborne Kunſtkennerin. Merkwürdig, Laura iſt faſt
ganz ſo coſtümirt. Wir wollen die ſchönen Mädchen
uns herrufen, um zu entſcheiden, wer ein näheres
Anrecht darauf hat, eine Heilige zu werden.“
Die ſchönen Mädchen waren nicht im Mag¬
dalenen-Zimmer. In dem Cabinet hinter den Feuer¬
lilien ſtand Adelheid, an derſelben Thürpfoſte, wo die
Comteß geſtanden; faſt in derſelben Stellung, auch
ſie blickte durch die Thürritze, theilnahmlos, zerſtreut,
wenn Vorübergehende ſie anredeten.
Die Gargazin und die Lupinus ſahen ſich be¬
deutungsvoll an.
Es war nicht Zeit mehr zu feinen Beobachtungen.
Das war kein eitles Spiel einer Koketten, die auf
neue Eroberungen ſinnt, die ſich im Gedanken vor
dem Spiegel ſchmückt und, in der Phantaſie ihr
eigen Bild malend, ſich fragt: „wirſt du ihm ſo
gefallen?“ Sie athmete nicht, ſie zitterte nicht, aber
der Rand des Blumentiſches, den ſie krampfhaft
faßte, hätte, wenn er Empfindung gehabt, einen
eiskalten Druck empfunden. Sie wußte nicht, daß
ihr Lockenbund ſich etwas gelöſt und eine Flechte,
ſie entſtellend, auf die Seite fiel, ſie fühlte den
Boden unter ſich brennen, und ihr war eiskalt zu
Muthe; nur ſchoß es zuweilen glühend heiß durch
die Adern, und gegen die Augen drängte es wie
ein Strom, der einen Ausweg ſucht, aber die
Wächter haben die Schleuſen zugezogen.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/172>, abgerufen am 25.11.2024.
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