Er freut sich, daß sie mit einer vornehmen, bei Hofe gern gesehenen, Dame intim scheint."
"Dann sprechen Sie doch selbst mit ihr. Sie wissen ja, wie gut sie von Ihnen denkt."
"Erlauchte Frau, Sie wissen, wie wir --"
"Das hätte ich beinahe vergessen. Kinder, was trübt Ihr Euch das kurze Schmetterlingsleben durch Scrupel. Was hilft Euch die Pein? Wenn Ihr Euch auch noch so ehrbar grüßt, so kalt an einander vorübergeht, dem bösen Leumund entgeht Ihr doch nicht. Am wenigsten Sie, Dohleneck, wenn Sie sich der lieben Frau zum Ritter aufdringen, wie Sie jetzt thun."
Der Rittmeister war um einen halben Schritt zurückgetreten, wäre es keine Dame und nicht die Fürstin gewesen, hätte er die Hand vielleicht an den Degen gelegt. Er erkannte schnell seine Position.
"Gnädigste Fürstin, ich wollte keinem Cavalier Anspielungen gerathen haben, die der Ehre meiner tugendhaften Freundin zu nahe träten. Aus Ihrem Munde nehme ich dankbar die Worte als eine freundliche Warnung."
Sie blickte ihn mit einer herzgewinnenden Freundlichkeit an: "Die arme Laura! Da scheut Ihr Herren der Schöpfung Euch nicht, um einer Frauen Ehre zu erhöhen, die von andern zu ver¬ giften. Ist das ritterlich, Herr von Dohleneck? Was sie von meiner Laura schwätzen und plaudern, was geht es mich an!" --
Er freut ſich, daß ſie mit einer vornehmen, bei Hofe gern geſehenen, Dame intim ſcheint.“
„Dann ſprechen Sie doch ſelbſt mit ihr. Sie wiſſen ja, wie gut ſie von Ihnen denkt.“
„Erlauchte Frau, Sie wiſſen, wie wir —“
„Das hätte ich beinahe vergeſſen. Kinder, was trübt Ihr Euch das kurze Schmetterlingsleben durch Scrupel. Was hilft Euch die Pein? Wenn Ihr Euch auch noch ſo ehrbar grüßt, ſo kalt an einander vorübergeht, dem böſen Leumund entgeht Ihr doch nicht. Am wenigſten Sie, Dohleneck, wenn Sie ſich der lieben Frau zum Ritter aufdringen, wie Sie jetzt thun.“
Der Rittmeiſter war um einen halben Schritt zurückgetreten, wäre es keine Dame und nicht die Fürſtin geweſen, hätte er die Hand vielleicht an den Degen gelegt. Er erkannte ſchnell ſeine Poſition.
„Gnädigſte Fürſtin, ich wollte keinem Cavalier Anſpielungen gerathen haben, die der Ehre meiner tugendhaften Freundin zu nahe träten. Aus Ihrem Munde nehme ich dankbar die Worte als eine freundliche Warnung.“
Sie blickte ihn mit einer herzgewinnenden Freundlichkeit an: „Die arme Laura! Da ſcheut Ihr Herren der Schöpfung Euch nicht, um einer Frauen Ehre zu erhöhen, die von andern zu ver¬ giften. Iſt das ritterlich, Herr von Dohleneck? Was ſie von meiner Laura ſchwätzen und plaudern, was geht es mich an!“ —
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0142"n="132"/>
Er freut ſich, daß ſie mit einer vornehmen, bei Hofe<lb/>
gern geſehenen, Dame intim ſcheint.“</p><lb/><p>„Dann ſprechen Sie doch ſelbſt mit ihr. Sie<lb/>
wiſſen ja, wie gut ſie von Ihnen denkt.“</p><lb/><p>„Erlauchte Frau, Sie wiſſen, wie wir —“</p><lb/><p>„Das hätte ich beinahe vergeſſen. Kinder, was<lb/>
trübt Ihr Euch das kurze Schmetterlingsleben durch<lb/>
Scrupel. Was hilft Euch die Pein? Wenn Ihr<lb/>
Euch auch noch ſo ehrbar grüßt, ſo kalt an einander<lb/>
vorübergeht, dem böſen Leumund entgeht Ihr doch nicht.<lb/>
Am wenigſten Sie, Dohleneck, wenn Sie ſich<lb/>
der lieben Frau zum Ritter aufdringen, wie Sie<lb/>
jetzt thun.“</p><lb/><p>Der Rittmeiſter war um einen halben Schritt<lb/>
zurückgetreten, wäre es keine Dame und nicht die<lb/>
Fürſtin geweſen, hätte er die Hand vielleicht an den<lb/>
Degen gelegt. Er erkannte ſchnell ſeine Poſition.</p><lb/><p>„Gnädigſte Fürſtin, ich wollte keinem Cavalier<lb/>
Anſpielungen gerathen haben, die der Ehre meiner<lb/>
tugendhaften Freundin zu nahe träten. Aus Ihrem<lb/>
Munde nehme ich dankbar die Worte als eine<lb/>
freundliche Warnung.“</p><lb/><p>Sie blickte ihn mit einer herzgewinnenden<lb/>
Freundlichkeit an: „Die arme Laura! Da ſcheut Ihr<lb/>
Herren der Schöpfung Euch nicht, um <hirendition="#g">einer</hi><lb/>
Frauen Ehre zu erhöhen, die von andern zu ver¬<lb/>
giften. Iſt das ritterlich, Herr von Dohleneck? Was<lb/>ſie von meiner Laura ſchwätzen und plaudern, was<lb/>
geht es mich an!“—</p><lb/></div></body></text></TEI>
[132/0142]
Er freut ſich, daß ſie mit einer vornehmen, bei Hofe
gern geſehenen, Dame intim ſcheint.“
„Dann ſprechen Sie doch ſelbſt mit ihr. Sie
wiſſen ja, wie gut ſie von Ihnen denkt.“
„Erlauchte Frau, Sie wiſſen, wie wir —“
„Das hätte ich beinahe vergeſſen. Kinder, was
trübt Ihr Euch das kurze Schmetterlingsleben durch
Scrupel. Was hilft Euch die Pein? Wenn Ihr
Euch auch noch ſo ehrbar grüßt, ſo kalt an einander
vorübergeht, dem böſen Leumund entgeht Ihr doch nicht.
Am wenigſten Sie, Dohleneck, wenn Sie ſich
der lieben Frau zum Ritter aufdringen, wie Sie
jetzt thun.“
Der Rittmeiſter war um einen halben Schritt
zurückgetreten, wäre es keine Dame und nicht die
Fürſtin geweſen, hätte er die Hand vielleicht an den
Degen gelegt. Er erkannte ſchnell ſeine Poſition.
„Gnädigſte Fürſtin, ich wollte keinem Cavalier
Anſpielungen gerathen haben, die der Ehre meiner
tugendhaften Freundin zu nahe träten. Aus Ihrem
Munde nehme ich dankbar die Worte als eine
freundliche Warnung.“
Sie blickte ihn mit einer herzgewinnenden
Freundlichkeit an: „Die arme Laura! Da ſcheut Ihr
Herren der Schöpfung Euch nicht, um einer
Frauen Ehre zu erhöhen, die von andern zu ver¬
giften. Iſt das ritterlich, Herr von Dohleneck? Was
ſie von meiner Laura ſchwätzen und plaudern, was
geht es mich an!“ —
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/142>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.