stecken will. Soll ich Ihnen noch das schwarze Haar beschreiben, in dem zuweilen diese selbe Hand wühlt? -- Nein, die Augen sind noch dunkler. Schade nur, daß sie nicht ein einziges Mal nach der Thürritze gerichtet sind, um die andern schwarzen Augen zu sehen, die sehnsüchtig durchblicken. Je vous assure, wenn die sich begegneten, die einmal Funken zusam¬ men schlügen, Stahl und Feuerstein --"
"Hohl Sie der Kuckuck, Geheimrath, wer ist's?"
"Impertinent!" sagte eine herzutretende Dame. "C'est affreux," die andere.
"Il joue l'Anglais!" erwiederte jene. Beide kamen durch die bewußte Thür; die Baronin aber, am Arm die schöne Laura führend, mit ihnen zugleich.
"Warum ereifern Sie sich, meine Damen! Mir und Comteß Laura ist's vorhin auch so passirt. Er merkte uns erst, als wir uns neben ihm auf's Sopha setzten, und dann redete er uns für Andere an. Nicht wahr, Comteß?"
"Er ist zerstreut," sagte die Comteß und war es selbst.
"Haben wir's ihm übel genommen? -- I Gott bewahre. Wenn mich Einer nicht sehen will, laß ich ihn stehn."
"Aber, gnädige Frau, wer ist er denn, daß er sich so etwas herausnehmen darf?"
"Ach Gott, vom jungen Bovillard ist man weit mehr gewohnt. Erinnern Sie sich noch --"
"Doch werden Sie mir zugeben, daß Damen
IV. 8
ſtecken will. Soll ich Ihnen noch das ſchwarze Haar beſchreiben, in dem zuweilen dieſe ſelbe Hand wühlt? — Nein, die Augen ſind noch dunkler. Schade nur, daß ſie nicht ein einziges Mal nach der Thürritze gerichtet ſind, um die andern ſchwarzen Augen zu ſehen, die ſehnſüchtig durchblicken. Je vous assure, wenn die ſich begegneten, die einmal Funken zuſam¬ men ſchlügen, Stahl und Feuerſtein —“
„Hohl Sie der Kuckuck, Geheimrath, wer iſt's?“
„Impertinent!“ ſagte eine herzutretende Dame. „C'est affreux,“ die andere.
„Il joue l'Anglais!“ erwiederte jene. Beide kamen durch die bewußte Thür; die Baronin aber, am Arm die ſchöne Laura führend, mit ihnen zugleich.
„Warum ereifern Sie ſich, meine Damen! Mir und Comteß Laura iſt's vorhin auch ſo paſſirt. Er merkte uns erſt, als wir uns neben ihm auf's Sopha ſetzten, und dann redete er uns für Andere an. Nicht wahr, Comteß?“
„Er iſt zerſtreut,“ ſagte die Comteß und war es ſelbſt.
„Haben wir's ihm übel genommen? — I Gott bewahre. Wenn mich Einer nicht ſehen will, laß ich ihn ſtehn.“
„Aber, gnädige Frau, wer iſt er denn, daß er ſich ſo etwas herausnehmen darf?“
„Ach Gott, vom jungen Bovillard iſt man weit mehr gewohnt. Erinnern Sie ſich noch —“
„Doch werden Sie mir zugeben, daß Damen
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ſtecken will. Soll ich Ihnen noch das ſchwarze Haar
beſchreiben, in dem zuweilen dieſe ſelbe Hand wühlt?
— Nein, die Augen ſind noch dunkler. Schade nur,
daß ſie nicht ein einziges Mal nach der Thürritze
gerichtet ſind, um die andern ſchwarzen Augen zu
ſehen, die ſehnſüchtig durchblicken. Je vous assure,
wenn die ſich begegneten, die einmal Funken zuſam¬
men ſchlügen, Stahl und Feuerſtein —“
„Hohl Sie der Kuckuck, Geheimrath, wer iſt's?“
„Impertinent!“ ſagte eine herzutretende Dame.
„C'est affreux,“ die andere.
„Il joue l'Anglais!“ erwiederte jene. Beide
kamen durch die bewußte Thür; die Baronin aber,
am Arm die ſchöne Laura führend, mit ihnen zugleich.
„Warum ereifern Sie ſich, meine Damen! Mir
und Comteß Laura iſt's vorhin auch ſo paſſirt. Er
merkte uns erſt, als wir uns neben ihm auf's Sopha
ſetzten, und dann redete er uns für Andere an. Nicht
wahr, Comteß?“
„Er iſt zerſtreut,“ ſagte die Comteß und war
es ſelbſt.
„Haben wir's ihm übel genommen? — I Gott
bewahre. Wenn mich Einer nicht ſehen will, laß ich
ihn ſtehn.“
„Aber, gnädige Frau, wer iſt er denn, daß er
ſich ſo etwas herausnehmen darf?“
„Ach Gott, vom jungen Bovillard iſt man weit
mehr gewohnt. Erinnern Sie ſich noch —“
„Doch werden Sie mir zugeben, daß Damen
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 4. Berlin, 1852, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe04_1852/123>, abgerufen am 16.02.2025.
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