"Der Herr Legationsrath waren wohl erstaunlich muthig? Wollten immer drauf los?"
Jetzt fixirte der Rittmeister den andern: "Hohl mich der -- und jener! Ich glaube, Sie wollen mich aushorchen, was ich von ihm denke."
Herr van Asten sagte nicht ja und sagte nicht nein; er lächelte nur: "Weiß schon vielerlei, aber -- wenn man auch schon das ganze i geschrieben hat, kanns einem doch gerade noch auf das Tippelchen drauf ankommen. Ist ein Politikus. Einem Poli¬ tikus gegenüber muß man wieder einer sein. Ob er ein Spion des Großen Mogul ist, oder ein Geister¬ seher, oder ein Magnetiseur, oder ein Lovelace, oder -- oder -- was kümmerts mich, aber -- verstehen Sie mich, das eine möchte ich wissen, ists da mit rechten Dingen zugegangen, oder --"
Der Rittmeister fuhr mit der Hand in die Fri¬ sur: "Blitz, ich glaube nein! Und wollen Sies recht wissen, drei Mal drei Mal nein. Und -- unter uns: Es stinkt! Er hat's, Gott weiß durch wen, der Polizei gesteckt."
"Also nicht der junge Bovillard?"
"Ein grundehrlich Blut, reparation d'honneur. Wie ein Cavalier sich benommen."
"Aber der Legationsrath hat ihn wieder aus dem Gefängniß losgebeten?"
"Um ihn als Courier fortzuschicken. Die Memme!"
Der alte van Asten lehnte sich auf den Tisch und schüttelte den Kopf: "Da hätten wir also das
„Der Herr Legationsrath waren wohl erſtaunlich muthig? Wollten immer drauf los?“
Jetzt fixirte der Rittmeiſter den andern: „Hohl mich der — und jener! Ich glaube, Sie wollen mich aushorchen, was ich von ihm denke.“
Herr van Aſten ſagte nicht ja und ſagte nicht nein; er lächelte nur: „Weiß ſchon vielerlei, aber — wenn man auch ſchon das ganze i geſchrieben hat, kanns einem doch gerade noch auf das Tippelchen drauf ankommen. Iſt ein Politikus. Einem Poli¬ tikus gegenüber muß man wieder einer ſein. Ob er ein Spion des Großen Mogul iſt, oder ein Geiſter¬ ſeher, oder ein Magnetiſeur, oder ein Lovelace, oder — oder — was kümmerts mich, aber — verſtehen Sie mich, das eine möchte ich wiſſen, iſts da mit rechten Dingen zugegangen, oder —“
Der Rittmeiſter fuhr mit der Hand in die Fri¬ ſur: „Blitz, ich glaube nein! Und wollen Sies recht wiſſen, drei Mal drei Mal nein. Und — unter uns: Es ſtinkt! Er hat's, Gott weiß durch wen, der Polizei geſteckt.“
„Alſo nicht der junge Bovillard?“
„Ein grundehrlich Blut, réparation d'honneur. Wie ein Cavalier ſich benommen.“
„Aber der Legationsrath hat ihn wieder aus dem Gefängniß losgebeten?“
„Um ihn als Courier fortzuſchicken. Die Memme!“
Der alte van Aſten lehnte ſich auf den Tiſch und ſchüttelte den Kopf: „Da hätten wir alſo das
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„Der Herr Legationsrath waren wohl erſtaunlich
muthig? Wollten immer drauf los?“
Jetzt fixirte der Rittmeiſter den andern: „Hohl
mich der — und jener! Ich glaube, Sie wollen mich
aushorchen, was ich von ihm denke.“
Herr van Aſten ſagte nicht ja und ſagte nicht
nein; er lächelte nur: „Weiß ſchon vielerlei, aber —
wenn man auch ſchon das ganze i geſchrieben hat,
kanns einem doch gerade noch auf das Tippelchen
drauf ankommen. Iſt ein Politikus. Einem Poli¬
tikus gegenüber muß man wieder einer ſein. Ob er
ein Spion des Großen Mogul iſt, oder ein Geiſter¬
ſeher, oder ein Magnetiſeur, oder ein Lovelace, oder
— oder — was kümmerts mich, aber — verſtehen
Sie mich, das eine möchte ich wiſſen, iſts da mit
rechten Dingen zugegangen, oder —“
Der Rittmeiſter fuhr mit der Hand in die Fri¬
ſur: „Blitz, ich glaube nein! Und wollen Sies recht
wiſſen, drei Mal drei Mal nein. Und — unter
uns: Es ſtinkt! Er hat's, Gott weiß durch wen,
der Polizei geſteckt.“
„Alſo nicht der junge Bovillard?“
„Ein grundehrlich Blut, réparation d'honneur.
Wie ein Cavalier ſich benommen.“
„Aber der Legationsrath hat ihn wieder aus dem
Gefängniß losgebeten?“
„Um ihn als Courier fortzuſchicken. Die Memme!“
Der alte van Aſten lehnte ſich auf den Tiſch
und ſchüttelte den Kopf: „Da hätten wir alſo das
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/94>, abgerufen am 16.02.2025.
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