am letzten Ende raus: sie hat ihn von Kindheit an geliebt."
Dies war ungefähr das Gespräch, welches die beiden ältlichen Herren vor dem Eintritt der Officiere geführt, und das durch das laute Vorlesen des Ge¬ dichtes unterbrochen war. Der Kriegsrath schüttelte den Kopf als er seinen Hut nahm.
"Gefallen Ihnen die Sentiments nicht von Sa¬ lomon und Titus?" fragte der Kaufmann und griff nach einem Zeitungsblatt.
"Sie sind sehr schön, entgegnete der Kriegsrath, nur begreife ich nicht, wie man so etwas zu drucken erlaubt. Dadurch wird ja der Bonaparte avertirt, was hier passirt ist."
"Sehr richtig bemerkt," sagte van Asten, und sein schlaues Gesicht wollte gewiß noch etwas sagen, aber der Kriegsrath gab, als der vornehmere Mann, das Zeichen, daß er genug gehört, indem er sich mit einer leichten Verbeugung empfahl. Der Vornehmere muß das letzte Wort behalten. Aber als er durch die Officiere den Weg nach der Thüre suchte, waren offenbar diese die Vornehmeren. Sonst liebte er doch nicht die Officiere, aber mit verbindlichen Verbeugungen schlängelte er sich durch ihre Füße, welche die Herren sich nicht besondere Mühe gaben aus dem Wege zu ziehen. "Das war der Vater von dem schönen Mäd¬ chen," sagte ein Garde du Corps zu dem Rittmeister, der seine glänzenden Reiterstiefeln auch nicht um einen Finger breit zurückgezogen hatte. Der Cornet lachte:
III. 5
am letzten Ende raus: ſie hat ihn von Kindheit an geliebt.“
Dies war ungefähr das Geſpräch, welches die beiden ältlichen Herren vor dem Eintritt der Officiere geführt, und das durch das laute Vorleſen des Ge¬ dichtes unterbrochen war. Der Kriegsrath ſchüttelte den Kopf als er ſeinen Hut nahm.
„Gefallen Ihnen die Sentiments nicht von Sa¬ lomon und Titus?“ fragte der Kaufmann und griff nach einem Zeitungsblatt.
„Sie ſind ſehr ſchön, entgegnete der Kriegsrath, nur begreife ich nicht, wie man ſo etwas zu drucken erlaubt. Dadurch wird ja der Bonaparte avertirt, was hier paſſirt iſt.“
„Sehr richtig bemerkt,“ ſagte van Aſten, und ſein ſchlaues Geſicht wollte gewiß noch etwas ſagen, aber der Kriegsrath gab, als der vornehmere Mann, das Zeichen, daß er genug gehört, indem er ſich mit einer leichten Verbeugung empfahl. Der Vornehmere muß das letzte Wort behalten. Aber als er durch die Officiere den Weg nach der Thüre ſuchte, waren offenbar dieſe die Vornehmeren. Sonſt liebte er doch nicht die Officiere, aber mit verbindlichen Verbeugungen ſchlängelte er ſich durch ihre Füße, welche die Herren ſich nicht beſondere Mühe gaben aus dem Wege zu ziehen. „Das war der Vater von dem ſchönen Mäd¬ chen,“ ſagte ein Garde du Corps zu dem Rittmeiſter, der ſeine glänzenden Reiterſtiefeln auch nicht um einen Finger breit zurückgezogen hatte. Der Cornet lachte:
III. 5
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am letzten Ende raus: ſie hat ihn von Kindheit an
geliebt.“
Dies war ungefähr das Geſpräch, welches die
beiden ältlichen Herren vor dem Eintritt der Officiere
geführt, und das durch das laute Vorleſen des Ge¬
dichtes unterbrochen war. Der Kriegsrath ſchüttelte
den Kopf als er ſeinen Hut nahm.
„Gefallen Ihnen die Sentiments nicht von Sa¬
lomon und Titus?“ fragte der Kaufmann und griff
nach einem Zeitungsblatt.
„Sie ſind ſehr ſchön, entgegnete der Kriegsrath,
nur begreife ich nicht, wie man ſo etwas zu drucken
erlaubt. Dadurch wird ja der Bonaparte avertirt,
was hier paſſirt iſt.“
„Sehr richtig bemerkt,“ ſagte van Aſten, und
ſein ſchlaues Geſicht wollte gewiß noch etwas ſagen,
aber der Kriegsrath gab, als der vornehmere Mann,
das Zeichen, daß er genug gehört, indem er ſich mit
einer leichten Verbeugung empfahl. Der Vornehmere
muß das letzte Wort behalten. Aber als er durch
die Officiere den Weg nach der Thüre ſuchte, waren
offenbar dieſe die Vornehmeren. Sonſt liebte er doch
nicht die Officiere, aber mit verbindlichen Verbeugungen
ſchlängelte er ſich durch ihre Füße, welche die Herren
ſich nicht beſondere Mühe gaben aus dem Wege zu
ziehen. „Das war der Vater von dem ſchönen Mäd¬
chen,“ ſagte ein Garde du Corps zu dem Rittmeiſter,
der ſeine glänzenden Reiterſtiefeln auch nicht um einen
Finger breit zurückgezogen hatte. Der Cornet lachte:
III. 5
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/75>, abgerufen am 16.02.2025.
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