gern zur Gesellschaft gethan, nur um die Einigkeit vollkommen herzustellen, der alte van Asten konnte aber nicht seufzen.
"Mein hochverehrtester Herr Kriegsrath, mit Ihrem Permiß, ich lese Ihre Gedanken. Daß die jungen Leute jetzt auch ihren Willen haben wollen, das gefällt Ihnen nicht. Sie seufzen: ehedem war's anders! Habe ich gar nichts dagegen. Ehedem wog man ein Pfund Pfeffer mit Gold auf, jetzt kostet's ein Paar Groschen. Ehedem bezahlte man mit Pfeffer seine Wechsel. Wenn mir jetzt einer damit käme, würfe ich ihn die Treppe runter. Ist so mit allem, mit der kindlichen Liebe, mit der Freiheit, der Erzie¬ hung; der Marktpreis ist ihr Werth. Steht darum geschrieben, daß wir den Marktpreis nicht machen können! Man muß nur geschickt operiren. Mein Herr Sohn will auf dem Kopf stehn, Ihre Mamsell Toch¬ ter auch. I nu so lassen wir sie, bis sie müde wer¬ den. Daß sie's aber werden, dazu kann man schon was thun. Wenn ein Materialist einen Jungen in die Lehre nahm, ehedem kriegte er Schläge nach Noten, wenn er naschte. Es hat wohl nicht immer geholfen. Jetzt läßt sein Principal ihn so viel Syrup nippen und Rosinen und Mandeln naschen, als er Lust hat. Ein, zwei Mal den Magen verdorben, und er ist curirt auf sein Leben. Und so ists mit dem eignen Willen auch, und mit der Freiheit und mit, was sonst ist. Sie kommen retour, sage ich Ihnen, wenn man's nur recht anfängt."
gern zur Geſellſchaft gethan, nur um die Einigkeit vollkommen herzuſtellen, der alte van Aſten konnte aber nicht ſeufzen.
„Mein hochverehrteſter Herr Kriegsrath, mit Ihrem Permiß, ich leſe Ihre Gedanken. Daß die jungen Leute jetzt auch ihren Willen haben wollen, das gefällt Ihnen nicht. Sie ſeufzen: ehedem war's anders! Habe ich gar nichts dagegen. Ehedem wog man ein Pfund Pfeffer mit Gold auf, jetzt koſtet's ein Paar Groſchen. Ehedem bezahlte man mit Pfeffer ſeine Wechſel. Wenn mir jetzt einer damit käme, würfe ich ihn die Treppe runter. Iſt ſo mit allem, mit der kindlichen Liebe, mit der Freiheit, der Erzie¬ hung; der Marktpreis iſt ihr Werth. Steht darum geſchrieben, daß wir den Marktpreis nicht machen können! Man muß nur geſchickt operiren. Mein Herr Sohn will auf dem Kopf ſtehn, Ihre Mamſell Toch¬ ter auch. I nu ſo laſſen wir ſie, bis ſie müde wer¬ den. Daß ſie's aber werden, dazu kann man ſchon was thun. Wenn ein Materialiſt einen Jungen in die Lehre nahm, ehedem kriegte er Schläge nach Noten, wenn er naſchte. Es hat wohl nicht immer geholfen. Jetzt läßt ſein Principal ihn ſo viel Syrup nippen und Roſinen und Mandeln naſchen, als er Luſt hat. Ein, zwei Mal den Magen verdorben, und er iſt curirt auf ſein Leben. Und ſo iſts mit dem eignen Willen auch, und mit der Freiheit und mit, was ſonſt iſt. Sie kommen retour, ſage ich Ihnen, wenn man's nur recht anfängt.“
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gern zur Geſellſchaft gethan, nur um die Einigkeit
vollkommen herzuſtellen, der alte van Aſten konnte
aber nicht ſeufzen.
„Mein hochverehrteſter Herr Kriegsrath, mit
Ihrem Permiß, ich leſe Ihre Gedanken. Daß die
jungen Leute jetzt auch ihren Willen haben wollen,
das gefällt Ihnen nicht. Sie ſeufzen: ehedem war's
anders! Habe ich gar nichts dagegen. Ehedem wog
man ein Pfund Pfeffer mit Gold auf, jetzt koſtet's
ein Paar Groſchen. Ehedem bezahlte man mit Pfeffer
ſeine Wechſel. Wenn mir jetzt einer damit käme,
würfe ich ihn die Treppe runter. Iſt ſo mit allem,
mit der kindlichen Liebe, mit der Freiheit, der Erzie¬
hung; der Marktpreis iſt ihr Werth. Steht darum
geſchrieben, daß wir den Marktpreis nicht machen
können! Man muß nur geſchickt operiren. Mein Herr
Sohn will auf dem Kopf ſtehn, Ihre Mamſell Toch¬
ter auch. I nu ſo laſſen wir ſie, bis ſie müde wer¬
den. Daß ſie's aber werden, dazu kann man ſchon
was thun. Wenn ein Materialiſt einen Jungen in
die Lehre nahm, ehedem kriegte er Schläge nach Noten,
wenn er naſchte. Es hat wohl nicht immer geholfen.
Jetzt läßt ſein Principal ihn ſo viel Syrup nippen
und Roſinen und Mandeln naſchen, als er Luſt hat.
Ein, zwei Mal den Magen verdorben, und er iſt curirt
auf ſein Leben. Und ſo iſts mit dem eignen Willen
auch, und mit der Freiheit und mit, was ſonſt iſt.
Sie kommen retour, ſage ich Ihnen, wenn man's
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/72>, abgerufen am 25.11.2024.
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