Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.sehen;" flüsterte die Fürstin im Fortgehen mit hold¬ Die Harmonie der Gesellschaft, wenn man die Der Rath und der Major, die nicht für Fa¬ "Damit Rußland es erlösen kann! setzte der Auch die Fürstin Gargazin mußte heut nicht "Wir haben Contreordre, Erlaucht. Weil er zu "Ihre Burleske fängt an mich zu langweilen." "Die schöne Frau verarbeitet sich desto mehr in ſehen;“ flüſterte die Fürſtin im Fortgehen mit hold¬ Die Harmonie der Geſellſchaft, wenn man die Der Rath und der Major, die nicht für Fa¬ „Damit Rußland es erlöſen kann! ſetzte der Auch die Fürſtin Gargazin mußte heut nicht „Wir haben Contreordre, Erlaucht. Weil er zu „Ihre Burleske fängt an mich zu langweilen.“ „Die ſchöne Frau verarbeitet ſich deſto mehr in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p xml:id="p2" prev="p1"><pb facs="#f0033" n="23"/> ſehen;“ flüſterte die Fürſtin im Fortgehen mit hold¬<lb/> ſeliger Herablaſſung zur Mutter. Sie glaubte in die<lb/> Erde verſinken zu müſſen.</p><lb/> <p>Die Harmonie der Geſellſchaft, wenn man die<lb/> Stille ſo nennen kann, die vom Eindruck der Nach¬<lb/> richt hier noch herrſchte, ward durch häßliche Kinder¬<lb/> ſtimmen in der Nebenſtube unterbrochen, und als<lb/> Charlotte plötzlich in ein heulendes Geſchrei ausbrach,<lb/> ſtürzte die Geſellſchaft dahin.</p><lb/> <p>Der Rath und der Major, die nicht für Fa¬<lb/> milienangelegenheiten geſtimmt waren, ergriffen die<lb/> Gelegenheit ſich zu entfernen. Auf der Treppe ſagte<lb/> Fuchſius: „Der Frömmigkeit der Gargazin wäre es<lb/> genehm, wenn ganz Deutſchland in Brand und Flam¬<lb/> men aufginge.“</p><lb/> <p>„Damit Rußland es erlöſen kann! ſetzte der<lb/> Major hinzu. Es fragt ſich da eben nur, wo die<lb/> Scylla und wo die Charybdis iſt.“</p><lb/> <p>Auch die Fürſtin Gargazin mußte heut nicht<lb/> für Familienſcenen geſtimmt ſein. „Was war denn<lb/> das mit dem Rittmeiſter? Springt er ab?“ ſagte<lb/> ſie zum Legationsrath, der ihr im Vorzimmer den<lb/> Caſchemirſhawl umreichte.</p><lb/> <p>„Wir haben Contreordre, Erlaucht. Weil er zu<lb/> haſtig war, hat man ihm eine Spaniſche Fliege<lb/> applicirt.“</p><lb/> <p>„Ihre Burleske fängt an mich zu langweilen.“</p><lb/> <p>„Die ſchöne Frau verarbeitet ſich deſto mehr in<lb/> Liebesweh. Wir überlaſſen ſie ganz Euer Erlaucht.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0033]
ſehen;“ flüſterte die Fürſtin im Fortgehen mit hold¬
ſeliger Herablaſſung zur Mutter. Sie glaubte in die
Erde verſinken zu müſſen.
Die Harmonie der Geſellſchaft, wenn man die
Stille ſo nennen kann, die vom Eindruck der Nach¬
richt hier noch herrſchte, ward durch häßliche Kinder¬
ſtimmen in der Nebenſtube unterbrochen, und als
Charlotte plötzlich in ein heulendes Geſchrei ausbrach,
ſtürzte die Geſellſchaft dahin.
Der Rath und der Major, die nicht für Fa¬
milienangelegenheiten geſtimmt waren, ergriffen die
Gelegenheit ſich zu entfernen. Auf der Treppe ſagte
Fuchſius: „Der Frömmigkeit der Gargazin wäre es
genehm, wenn ganz Deutſchland in Brand und Flam¬
men aufginge.“
„Damit Rußland es erlöſen kann! ſetzte der
Major hinzu. Es fragt ſich da eben nur, wo die
Scylla und wo die Charybdis iſt.“
Auch die Fürſtin Gargazin mußte heut nicht
für Familienſcenen geſtimmt ſein. „Was war denn
das mit dem Rittmeiſter? Springt er ab?“ ſagte
ſie zum Legationsrath, der ihr im Vorzimmer den
Caſchemirſhawl umreichte.
„Wir haben Contreordre, Erlaucht. Weil er zu
haſtig war, hat man ihm eine Spaniſche Fliege
applicirt.“
„Ihre Burleske fängt an mich zu langweilen.“
„Die ſchöne Frau verarbeitet ſich deſto mehr in
Liebesweh. Wir überlaſſen ſie ganz Euer Erlaucht.“
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