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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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Sie huldigen zu sehr den Phantasien. Ich meine,
Sie sind zu leicht exaltirt von Ideen. Mäntel für
die Infanterie! Ich bitte Sie, hatten Friedrichs Mus¬
ketiere Mäntel? Man hat Ihnen was aufgebunden.
Erfindungen eines neuerungssüchtigen Kopfes! Hohle
Theorien! Und unsere Regierung! Liebster Baron!"

"Die Franzosen haben ja schon Mäntel!"

"Desto schlimmer! Wer wird denn denen was
nachmachen wollen!"

"Pfifficus Sie!" sagte der Baron und spielte
mit seinen großen Berloquen. Die Sonne schien eben
so wohlgefällig mit seinen Brillantringen zu spielen.
"Na, nu sagen Sie aber mal, warum lachen Sie
denn innerlich?"

"Daß wir so 'nen schönen Frieden haben, und
sogar auf genügende Art."

"Wer Sie nicht verstände! Was geht's uns
an, sage ich."

"Das sage ich auch, Herr Baron."

"Ihre Forderungen in Hannover kann Ihnen
nun Schulenburg Kehnert eintreiben. Mit dreiund¬
zwanzig Bataillonen und fünfundzwanzig Schwa¬
dronen rückt er ein. Wollen Sie noch mehr Executoren?"

Ein Dritter, der hinzutrat, sagte: "Wir haben
doch nun eine zusammenhängende Gränze gewonnen.
Anspach konnten wir nicht schützen; um Hannover
brauchen wir nur den Arm auszuspannen."

"Nicht zu weit, fiel van Asten ein. Das Tuch
des Herrn Baron reißt sonst an der Achsel."

Sie huldigen zu ſehr den Phantaſien. Ich meine,
Sie ſind zu leicht exaltirt von Ideen. Mäntel für
die Infanterie! Ich bitte Sie, hatten Friedrichs Mus¬
ketiere Mäntel? Man hat Ihnen was aufgebunden.
Erfindungen eines neuerungsſüchtigen Kopfes! Hohle
Theorien! Und unſere Regierung! Liebſter Baron!“

„Die Franzoſen haben ja ſchon Mäntel!“

„Deſto ſchlimmer! Wer wird denn denen was
nachmachen wollen!“

„Pfifficus Sie!“ ſagte der Baron und ſpielte
mit ſeinen großen Berloquen. Die Sonne ſchien eben
ſo wohlgefällig mit ſeinen Brillantringen zu ſpielen.
„Na, nu ſagen Sie aber mal, warum lachen Sie
denn innerlich?“

„Daß wir ſo 'nen ſchönen Frieden haben, und
ſogar auf genügende Art.“

„Wer Sie nicht verſtände! Was geht's uns
an, ſage ich.“

„Das ſage ich auch, Herr Baron.“

„Ihre Forderungen in Hannover kann Ihnen
nun Schulenburg Kehnert eintreiben. Mit dreiund¬
zwanzig Bataillonen und fünfundzwanzig Schwa¬
dronen rückt er ein. Wollen Sie noch mehr Executoren?“

Ein Dritter, der hinzutrat, ſagte: „Wir haben
doch nun eine zuſammenhängende Gränze gewonnen.
Anſpach konnten wir nicht ſchützen; um Hannover
brauchen wir nur den Arm auszuſpannen.“

„Nicht zu weit, fiel van Aſten ein. Das Tuch
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[311/0321] Sie huldigen zu ſehr den Phantaſien. Ich meine, Sie ſind zu leicht exaltirt von Ideen. Mäntel für die Infanterie! Ich bitte Sie, hatten Friedrichs Mus¬ ketiere Mäntel? Man hat Ihnen was aufgebunden. Erfindungen eines neuerungsſüchtigen Kopfes! Hohle Theorien! Und unſere Regierung! Liebſter Baron!“ „Die Franzoſen haben ja ſchon Mäntel!“ „Deſto ſchlimmer! Wer wird denn denen was nachmachen wollen!“ „Pfifficus Sie!“ ſagte der Baron und ſpielte mit ſeinen großen Berloquen. Die Sonne ſchien eben ſo wohlgefällig mit ſeinen Brillantringen zu ſpielen. „Na, nu ſagen Sie aber mal, warum lachen Sie denn innerlich?“ „Daß wir ſo 'nen ſchönen Frieden haben, und ſogar auf genügende Art.“ „Wer Sie nicht verſtände! Was geht's uns an, ſage ich.“ „Das ſage ich auch, Herr Baron.“ „Ihre Forderungen in Hannover kann Ihnen nun Schulenburg Kehnert eintreiben. Mit dreiund¬ zwanzig Bataillonen und fünfundzwanzig Schwa¬ dronen rückt er ein. Wollen Sie noch mehr Executoren?“ Ein Dritter, der hinzutrat, ſagte: „Wir haben doch nun eine zuſammenhängende Gränze gewonnen. Anſpach konnten wir nicht ſchützen; um Hannover brauchen wir nur den Arm auszuſpannen.“ „Nicht zu weit, fiel van Aſten ein. Das Tuch des Herrn Baron reißt ſonſt an der Achſel.“

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/321>, abgerufen am 26.11.2024.