und was ich durch das Gedränge gehört sind so wunderbare Dinge, daß Sie Ihre Zeitung über¬ morgen damit füllen können." -- "Sie verlangen doch nicht von mir, daß ich Mirakel schreiben soll! entgegnete Catel. Das ist weder meines Metiers, noch meiner Zeitung. Rebus in arduis aequam ser¬ vare mentem."
"Ist zwar ein schöner Wahlspruch, entgegnete der andere, aber es giebt doch Ausnahmen."
"Die sich doch wieder auf eine Regel zurückführen lassen. Alle Bewegung sinkt auf ihr Niveau oder Maaß zurück und die Gesetze dieses Maaßes sind die Kunst. Und das sahen wir an diesem Abend. Iffland hat sich wieder selbst übertroffen. Sehen Sie -- -- Sehen Sie ihn da, Feuer und Flamme für den Krieg, er ist der Soldat, den er vorhin ge¬ spielt, ich glaube, wenn ihn Seine Majestät, der König, in die Linie beriefe, so würde er auch da vor den Rotten wie ein Meister der Kriegskunst da¬ stehen. Und nun betrachten Sie, mit welcher classi¬ schen Ruhe er auch dieses Feuer menagirt! Und vor¬ hin im Puls, das war kein Spiel, das war wieder ein Ernst, eine Wahrheit, eine Kunst, die uns an der menschlichen Natur irre machen könnte. Ohne Zweifel war er von den Auftritten, die nun folgen sollten, nicht allein unterrichtet, sondern er hat sie mit arrangirt, er lebte in dem Gedanken, und wo merkte man es ihm an! Ich habe ihn genau beobachtet. Da war jedes Fältchen der Weste, jeder Knopf wie
und was ich durch das Gedränge gehört ſind ſo wunderbare Dinge, daß Sie Ihre Zeitung über¬ morgen damit füllen können.“ — „Sie verlangen doch nicht von mir, daß ich Mirakel ſchreiben ſoll! entgegnete Catel. Das iſt weder meines Metiers, noch meiner Zeitung. Rebus in arduis aequam ser¬ vare mentem.“
„Iſt zwar ein ſchöner Wahlſpruch, entgegnete der andere, aber es giebt doch Ausnahmen.“
„Die ſich doch wieder auf eine Regel zurückführen laſſen. Alle Bewegung ſinkt auf ihr Niveau oder Maaß zurück und die Geſetze dieſes Maaßes ſind die Kunſt. Und das ſahen wir an dieſem Abend. Iffland hat ſich wieder ſelbſt übertroffen. Sehen Sie — — Sehen Sie ihn da, Feuer und Flamme für den Krieg, er iſt der Soldat, den er vorhin ge¬ ſpielt, ich glaube, wenn ihn Seine Majeſtät, der König, in die Linie beriefe, ſo würde er auch da vor den Rotten wie ein Meiſter der Kriegskunſt da¬ ſtehen. Und nun betrachten Sie, mit welcher claſſi¬ ſchen Ruhe er auch dieſes Feuer menagirt! Und vor¬ hin im Puls, das war kein Spiel, das war wieder ein Ernſt, eine Wahrheit, eine Kunſt, die uns an der menſchlichen Natur irre machen könnte. Ohne Zweifel war er von den Auftritten, die nun folgen ſollten, nicht allein unterrichtet, ſondern er hat ſie mit arrangirt, er lebte in dem Gedanken, und wo merkte man es ihm an! Ich habe ihn genau beobachtet. Da war jedes Fältchen der Weſte, jeder Knopf wie
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und was ich durch das Gedränge gehört ſind ſo
wunderbare Dinge, daß Sie Ihre Zeitung über¬
morgen damit füllen können.“ — „Sie verlangen
doch nicht von mir, daß ich Mirakel ſchreiben ſoll!
entgegnete Catel. Das iſt weder meines Metiers,
noch meiner Zeitung. Rebus in arduis aequam ser¬
vare mentem.“
„Iſt zwar ein ſchöner Wahlſpruch, entgegnete
der andere, aber es giebt doch Ausnahmen.“
„Die ſich doch wieder auf eine Regel zurückführen
laſſen. Alle Bewegung ſinkt auf ihr Niveau oder
Maaß zurück und die Geſetze dieſes Maaßes ſind
die Kunſt. Und das ſahen wir an dieſem Abend.
Iffland hat ſich wieder ſelbſt übertroffen. Sehen
Sie — — Sehen Sie ihn da, Feuer und Flamme
für den Krieg, er iſt der Soldat, den er vorhin ge¬
ſpielt, ich glaube, wenn ihn Seine Majeſtät, der
König, in die Linie beriefe, ſo würde er auch da
vor den Rotten wie ein Meiſter der Kriegskunſt da¬
ſtehen. Und nun betrachten Sie, mit welcher claſſi¬
ſchen Ruhe er auch dieſes Feuer menagirt! Und vor¬
hin im Puls, das war kein Spiel, das war wieder
ein Ernſt, eine Wahrheit, eine Kunſt, die uns an
der menſchlichen Natur irre machen könnte. Ohne
Zweifel war er von den Auftritten, die nun folgen
ſollten, nicht allein unterrichtet, ſondern er hat ſie mit
arrangirt, er lebte in dem Gedanken, und wo merkte
man es ihm an! Ich habe ihn genau beobachtet.
Da war jedes Fältchen der Weſte, jeder Knopf wie
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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