Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.verbiete es Ihnen, Herr von Wandel. Wer nur "So werde ich Erlaucht wieder an der Thür "Reisen Sie nach Berlin." "Sie können doch nicht allein zurück. Wer weiß Sie schüttelte den Kopf: "Es giebt Momente, Der Legationsrath schien die Frage auch an sich verbiete es Ihnen, Herr von Wandel. Wer nur „So werde ich Erlaucht wieder an der Thür „Reiſen Sie nach Berlin.“ „Sie können doch nicht allein zurück. Wer weiß Sie ſchüttelte den Kopf: „Es giebt Momente, Der Legationsrath ſchien die Frage auch an ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0164" n="154"/> verbiete es Ihnen, Herr von Wandel. Wer nur<lb/> eine Komödie ſehen will, gehört hier nicht hinein.“</p><lb/> <p>„So werde ich Erlaucht wieder an der Thür<lb/> erwarten.“</p><lb/> <p>„Reiſen Sie nach Berlin.“</p><lb/> <p>„Sie können doch nicht allein zurück. Wer weiß<lb/> ob die Scene Sie nicht afficirt. Soll ich Ihren<lb/> Jäger mit der Kammerfrau herbeſtellen?“</p><lb/> <p>Sie ſchüttelte den Kopf: „Es giebt Momente,<lb/> wo man das Bedürfniß fühlt allein zu ſein.“</p><lb/> <p>Der Legationsrath ſchien die Frage auch an ſich<lb/> zu ſtellen, als er draußen mit gekreuzten Armen eine<lb/> Weile ſtehen blieb, die Augen in das zerriſſene Ge¬<lb/> wölk gerichtet. Er hatte ſich oft Mühe gegeben, un<lb/> verwandten Blickes in die Sonne zu ſehen, jetzt ver¬<lb/> droß es ihn, daß er nicht mal ohne Augenblinken den<lb/> Mondenſtrahl ertragen konnte, ſo oft er plötzlich aus<lb/> den Wolken trat, die an ihm vorüber rollten: „Selt¬<lb/> ſam! Es liegt nur in den Augennerven, in der<lb/> ſchwachen Wurzelconſtruction der Wimpern. Wenn<lb/> man ſie von Draht machen könnte, müßte man auch<lb/> dem glühenden Feuerball ins Geſicht ſehen. Und<lb/> dieſe Frau —“ ein heiſeres Gelächter machte ſich<lb/> Luft — „ſie ſpielt mit ihren Illuſionen wie der<lb/> Taſchenſpieler mit ſeinen Karten und doch — in der<lb/> unbewachten Stunde zittert ſie als Sklavin vor dem<lb/> ſelbſt beſchworenen Geſpenſt! Vielleicht des Weibes<lb/> Natur, ſie kann nicht immer wachen. Aber der<lb/> Mann — ?“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [154/0164]
verbiete es Ihnen, Herr von Wandel. Wer nur
eine Komödie ſehen will, gehört hier nicht hinein.“
„So werde ich Erlaucht wieder an der Thür
erwarten.“
„Reiſen Sie nach Berlin.“
„Sie können doch nicht allein zurück. Wer weiß
ob die Scene Sie nicht afficirt. Soll ich Ihren
Jäger mit der Kammerfrau herbeſtellen?“
Sie ſchüttelte den Kopf: „Es giebt Momente,
wo man das Bedürfniß fühlt allein zu ſein.“
Der Legationsrath ſchien die Frage auch an ſich
zu ſtellen, als er draußen mit gekreuzten Armen eine
Weile ſtehen blieb, die Augen in das zerriſſene Ge¬
wölk gerichtet. Er hatte ſich oft Mühe gegeben, un
verwandten Blickes in die Sonne zu ſehen, jetzt ver¬
droß es ihn, daß er nicht mal ohne Augenblinken den
Mondenſtrahl ertragen konnte, ſo oft er plötzlich aus
den Wolken trat, die an ihm vorüber rollten: „Selt¬
ſam! Es liegt nur in den Augennerven, in der
ſchwachen Wurzelconſtruction der Wimpern. Wenn
man ſie von Draht machen könnte, müßte man auch
dem glühenden Feuerball ins Geſicht ſehen. Und
dieſe Frau —“ ein heiſeres Gelächter machte ſich
Luft — „ſie ſpielt mit ihren Illuſionen wie der
Taſchenſpieler mit ſeinen Karten und doch — in der
unbewachten Stunde zittert ſie als Sklavin vor dem
ſelbſt beſchworenen Geſpenſt! Vielleicht des Weibes
Natur, ſie kann nicht immer wachen. Aber der
Mann — ?“
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