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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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hielten meinen Blick nicht aus, so wenig als der
festeste Stoff meine Säuren und den Aether, in dem
ich ihn verbrenne. Wenn sie weinten, lachte ich sie
an, wenn sie klagten, drohte ich -- sie hieltens nicht
aus, ich blieb Sieger, und sie sind verschwunden.
Meine Gnädige, vor dem Willen verflüchtigt sich der
Diamant; wenn die Dinge, die wir Wesen nennen,
uns nicht widerstehen, warum die wesenlosen."

"Kommen Sie, sagte die Fürstin. Der Küster
giebt uns das Zeichen."

Vielleicht sah sie den Küster nicht, aber sie sah
Geister. Der Mond warf, zwischen den Wolken vor¬
tretend, ein Streiflicht auf die Stirn ihres Beglei¬
ters, sie konnte den Anblick heut nicht ertragen. Was
mußte er sie noch bitten, sich nicht zu beeilen: der Mann,
der ihnen für ein ansehnliches Geschenk einen Platz
unter dem Siegel der Verschwiegenheit versprochen,
werde noch vielen andern dasselbe Siegel aufgedrückt
haben: "Und mancher wird die Komödie für acht
Groschen sehen."

Sie waren an die kleine Thür gelangt, welche
eine unsichtbare Hand vorsichtig öffnete, um sie ein¬
zulassen.

"Sie nicht! rief sie, als er sie hinein führen
wollte. Sie gehören nicht hier hinein."

"Es ist ja nur eine protestantische Kirche,"
flüsterte er ihr ins Ohr.

Sie streckte die Hand abwehrend gegen ihn: "Doch
-- Sie stören mich. -- Folgen Sie mir nicht, ich

hielten meinen Blick nicht aus, ſo wenig als der
feſteſte Stoff meine Säuren und den Aether, in dem
ich ihn verbrenne. Wenn ſie weinten, lachte ich ſie
an, wenn ſie klagten, drohte ich — ſie hieltens nicht
aus, ich blieb Sieger, und ſie ſind verſchwunden.
Meine Gnädige, vor dem Willen verflüchtigt ſich der
Diamant; wenn die Dinge, die wir Weſen nennen,
uns nicht widerſtehen, warum die weſenloſen.“

„Kommen Sie, ſagte die Fürſtin. Der Küſter
giebt uns das Zeichen.“

Vielleicht ſah ſie den Küſter nicht, aber ſie ſah
Geiſter. Der Mond warf, zwiſchen den Wolken vor¬
tretend, ein Streiflicht auf die Stirn ihres Beglei¬
ters, ſie konnte den Anblick heut nicht ertragen. Was
mußte er ſie noch bitten, ſich nicht zu beeilen: der Mann,
der ihnen für ein anſehnliches Geſchenk einen Platz
unter dem Siegel der Verſchwiegenheit verſprochen,
werde noch vielen andern daſſelbe Siegel aufgedrückt
haben: „Und mancher wird die Komödie für acht
Groſchen ſehen.“

Sie waren an die kleine Thür gelangt, welche
eine unſichtbare Hand vorſichtig öffnete, um ſie ein¬
zulaſſen.

„Sie nicht! rief ſie, als er ſie hinein führen
wollte. Sie gehören nicht hier hinein.“

„Es iſt ja nur eine proteſtantiſche Kirche,“
flüſterte er ihr ins Ohr.

Sie ſtreckte die Hand abwehrend gegen ihn: „Doch
— Sie ſtören mich. — Folgen Sie mir nicht, ich

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[153/0163] hielten meinen Blick nicht aus, ſo wenig als der feſteſte Stoff meine Säuren und den Aether, in dem ich ihn verbrenne. Wenn ſie weinten, lachte ich ſie an, wenn ſie klagten, drohte ich — ſie hieltens nicht aus, ich blieb Sieger, und ſie ſind verſchwunden. Meine Gnädige, vor dem Willen verflüchtigt ſich der Diamant; wenn die Dinge, die wir Weſen nennen, uns nicht widerſtehen, warum die weſenloſen.“ „Kommen Sie, ſagte die Fürſtin. Der Küſter giebt uns das Zeichen.“ Vielleicht ſah ſie den Küſter nicht, aber ſie ſah Geiſter. Der Mond warf, zwiſchen den Wolken vor¬ tretend, ein Streiflicht auf die Stirn ihres Beglei¬ ters, ſie konnte den Anblick heut nicht ertragen. Was mußte er ſie noch bitten, ſich nicht zu beeilen: der Mann, der ihnen für ein anſehnliches Geſchenk einen Platz unter dem Siegel der Verſchwiegenheit verſprochen, werde noch vielen andern daſſelbe Siegel aufgedrückt haben: „Und mancher wird die Komödie für acht Groſchen ſehen.“ Sie waren an die kleine Thür gelangt, welche eine unſichtbare Hand vorſichtig öffnete, um ſie ein¬ zulaſſen. „Sie nicht! rief ſie, als er ſie hinein führen wollte. Sie gehören nicht hier hinein.“ „Es iſt ja nur eine proteſtantiſche Kirche,“ flüſterte er ihr ins Ohr. Sie ſtreckte die Hand abwehrend gegen ihn: „Doch — Sie ſtören mich. — Folgen Sie mir nicht, ich

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/163>, abgerufen am 22.11.2024.