es sei der Venusberg, der sich immer wieder aufthut dem, der aus ihm entronnen: sagen die Verstän¬ digen. Aber ich liebe die Schatten der Wälder, wenn mir zu heiß ward zwischen den Gluthöfen und ihren dampfenden Schornsteinen, unter dem Strahl der Saaten-reifenden Mittagssonne. Dann strecke ich mich auf das schwellende Grün unter ihren Riesen¬ ästen, und lausche dem Vogelgesang, dem Rieseln der Quelle, die an ihren Wurzeln spielt. Die Vögel und die Quellen singen: Und wurden diese Bäume denn geboren, als es Nacht war, weckte nicht auch sie der lebenzeugende Strahl aus dem Schooß der Erde, strebten sie nicht zum Licht und breiteten ihre Wipfel nach dem Sonnenreich! Wehe dem armen ausgebrannten Menschengeschlechte, wenn es auch gar nichts mehr hört von dem Rauschen der Zauber¬ wälder.
So dachte vielleicht der ehemalige Romantiker Walter van Asten. Und Friedrichs Erscheinung war ihm wie die eines übelwollenden Gnomen, in eine Welt gesetzt, zu der er nicht paßte. Da saß er auf der Brunnenröhre -- das Bild kam ihm wohl von dem bekannten, der König nach dem Tage von Collin -- den Dreimaster verschoben auf den schlecht gepuderten Locken und zeichnete mit dem Stocke Fi¬ guren. Der Tabak lag dick auf seiner Schooßweste, die Augen wühlten glanzlos im Sande; er hatte keine für die liebende Theilnahme seiner Genossen, die ängstlichen Blickes um ihn standen. Und wenn dieser
es ſei der Venusberg, der ſich immer wieder aufthut dem, der aus ihm entronnen: ſagen die Verſtän¬ digen. Aber ich liebe die Schatten der Wälder, wenn mir zu heiß ward zwiſchen den Gluthöfen und ihren dampfenden Schornſteinen, unter dem Strahl der Saaten-reifenden Mittagsſonne. Dann ſtrecke ich mich auf das ſchwellende Grün unter ihren Rieſen¬ äſten, und lauſche dem Vogelgeſang, dem Rieſeln der Quelle, die an ihren Wurzeln ſpielt. Die Vögel und die Quellen ſingen: Und wurden dieſe Bäume denn geboren, als es Nacht war, weckte nicht auch ſie der lebenzeugende Strahl aus dem Schooß der Erde, ſtrebten ſie nicht zum Licht und breiteten ihre Wipfel nach dem Sonnenreich! Wehe dem armen ausgebrannten Menſchengeſchlechte, wenn es auch gar nichts mehr hört von dem Rauſchen der Zauber¬ wälder.
So dachte vielleicht der ehemalige Romantiker Walter van Aſten. Und Friedrichs Erſcheinung war ihm wie die eines übelwollenden Gnomen, in eine Welt geſetzt, zu der er nicht paßte. Da ſaß er auf der Brunnenröhre — das Bild kam ihm wohl von dem bekannten, der König nach dem Tage von Collin — den Dreimaſter verſchoben auf den ſchlecht gepuderten Locken und zeichnete mit dem Stocke Fi¬ guren. Der Tabak lag dick auf ſeiner Schooßweſte, die Augen wühlten glanzlos im Sande; er hatte keine für die liebende Theilnahme ſeiner Genoſſen, die ängſtlichen Blickes um ihn ſtanden. Und wenn dieſer
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es ſei der Venusberg, der ſich immer wieder aufthut
dem, der aus ihm entronnen: ſagen die Verſtän¬
digen. Aber ich liebe die Schatten der Wälder, wenn
mir zu heiß ward zwiſchen den Gluthöfen und ihren
dampfenden Schornſteinen, unter dem Strahl der
Saaten-reifenden Mittagsſonne. Dann ſtrecke ich
mich auf das ſchwellende Grün unter ihren Rieſen¬
äſten, und lauſche dem Vogelgeſang, dem Rieſeln
der Quelle, die an ihren Wurzeln ſpielt. Die Vögel
und die Quellen ſingen: Und wurden dieſe Bäume
denn geboren, als es Nacht war, weckte nicht auch
ſie der lebenzeugende Strahl aus dem Schooß der
Erde, ſtrebten ſie nicht zum Licht und breiteten ihre
Wipfel nach dem Sonnenreich! Wehe dem armen
ausgebrannten Menſchengeſchlechte, wenn es auch gar
nichts mehr hört von dem Rauſchen der Zauber¬
wälder.
So dachte vielleicht der ehemalige Romantiker
Walter van Aſten. Und Friedrichs Erſcheinung war
ihm wie die eines übelwollenden Gnomen, in eine
Welt geſetzt, zu der er nicht paßte. Da ſaß er auf
der Brunnenröhre — das Bild kam ihm wohl von
dem bekannten, der König nach dem Tage von
Collin — den Dreimaſter verſchoben auf den ſchlecht
gepuderten Locken und zeichnete mit dem Stocke Fi¬
guren. Der Tabak lag dick auf ſeiner Schooßweſte, die
Augen wühlten glanzlos im Sande; er hatte keine
für die liebende Theilnahme ſeiner Genoſſen, die
ängſtlichen Blickes um ihn ſtanden. Und wenn dieſer
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/133>, abgerufen am 22.11.2024.
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