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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852.

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anderen Lichte müsse der Geist entzündet werden, an
einem andern Feuer das Blut erwarmen. Nicht durch
die Vernunft, numine afflatur der Geist. So steigt er in
die Höhen der Seligkeit, wo das Auge trinkt aus einem
Silbermeer der Wahrheit und Gnade, bis es trunken
wird von Klarheit und Wonne. So hatten sie gelehrt,
und er hatte geglaubt. Dazwischen lagen freilich
Jahre, und andre Gedanken hatten wie der Wieder¬
schein eines Weltbrandes in seiner Seele gezückt.
Was er noch lehrte, glaubte er nicht mehr, und was
er glaubte, lehrte er nicht mehr. -- Ist denn nicht
alles Licht aus einem Quell, der Funke, den der
Titane stahl aus dem verschlossenen Schatz der Ewi¬
gen, und keine Fluthen, die der Himmel herabgießt,
löschen es mehr! Dort mattes, frostiges Licht, es wärmt
nicht; hier züngelnder Flammenschein, er sengt, ver¬
wirrt dich, sein Feuerhauch verzehrt dich vielleicht.
Was ist besser? Seitdem war er aus der Schule ins
Leben übergegangen. Er hatte aus der Pflanze, aus
dem Stein ihr Licht gezogen; er suchte wieder nach
einem, aus dem alle Lichter kommen und das Leuchten
in allen Zeiten. --

Aber das Licht, das aus Friedrich leuchtete, war
ihm ein kalter Schein geblieben. Man sagt, wer ein
Romantiker gewesen, wer einmal aus dem Zauber¬
quell getrunken, und aus der Erde die geheimnißvolle
Wurzel riß, der höre immer summen und klingen die
Zauberweisen, die ewigen Klagen und das ewige
Hohngelächter der Natur, die nach Erlösung ächzt;

anderen Lichte müſſe der Geiſt entzündet werden, an
einem andern Feuer das Blut erwarmen. Nicht durch
die Vernunft, numine afflatur der Geiſt. So ſteigt er in
die Höhen der Seligkeit, wo das Auge trinkt aus einem
Silbermeer der Wahrheit und Gnade, bis es trunken
wird von Klarheit und Wonne. So hatten ſie gelehrt,
und er hatte geglaubt. Dazwiſchen lagen freilich
Jahre, und andre Gedanken hatten wie der Wieder¬
ſchein eines Weltbrandes in ſeiner Seele gezückt.
Was er noch lehrte, glaubte er nicht mehr, und was
er glaubte, lehrte er nicht mehr. — Iſt denn nicht
alles Licht aus einem Quell, der Funke, den der
Titane ſtahl aus dem verſchloſſenen Schatz der Ewi¬
gen, und keine Fluthen, die der Himmel herabgießt,
löſchen es mehr! Dort mattes, froſtiges Licht, es wärmt
nicht; hier züngelnder Flammenſchein, er ſengt, ver¬
wirrt dich, ſein Feuerhauch verzehrt dich vielleicht.
Was iſt beſſer? Seitdem war er aus der Schule ins
Leben übergegangen. Er hatte aus der Pflanze, aus
dem Stein ihr Licht gezogen; er ſuchte wieder nach
einem, aus dem alle Lichter kommen und das Leuchten
in allen Zeiten. —

Aber das Licht, das aus Friedrich leuchtete, war
ihm ein kalter Schein geblieben. Man ſagt, wer ein
Romantiker geweſen, wer einmal aus dem Zauber¬
quell getrunken, und aus der Erde die geheimnißvolle
Wurzel riß, der höre immer ſummen und klingen die
Zauberweiſen, die ewigen Klagen und das ewige
Hohngelächter der Natur, die nach Erlöſung ächzt;

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[122/0132] anderen Lichte müſſe der Geiſt entzündet werden, an einem andern Feuer das Blut erwarmen. Nicht durch die Vernunft, numine afflatur der Geiſt. So ſteigt er in die Höhen der Seligkeit, wo das Auge trinkt aus einem Silbermeer der Wahrheit und Gnade, bis es trunken wird von Klarheit und Wonne. So hatten ſie gelehrt, und er hatte geglaubt. Dazwiſchen lagen freilich Jahre, und andre Gedanken hatten wie der Wieder¬ ſchein eines Weltbrandes in ſeiner Seele gezückt. Was er noch lehrte, glaubte er nicht mehr, und was er glaubte, lehrte er nicht mehr. — Iſt denn nicht alles Licht aus einem Quell, der Funke, den der Titane ſtahl aus dem verſchloſſenen Schatz der Ewi¬ gen, und keine Fluthen, die der Himmel herabgießt, löſchen es mehr! Dort mattes, froſtiges Licht, es wärmt nicht; hier züngelnder Flammenſchein, er ſengt, ver¬ wirrt dich, ſein Feuerhauch verzehrt dich vielleicht. Was iſt beſſer? Seitdem war er aus der Schule ins Leben übergegangen. Er hatte aus der Pflanze, aus dem Stein ihr Licht gezogen; er ſuchte wieder nach einem, aus dem alle Lichter kommen und das Leuchten in allen Zeiten. — Aber das Licht, das aus Friedrich leuchtete, war ihm ein kalter Schein geblieben. Man ſagt, wer ein Romantiker geweſen, wer einmal aus dem Zauber¬ quell getrunken, und aus der Erde die geheimnißvolle Wurzel riß, der höre immer ſummen und klingen die Zauberweiſen, die ewigen Klagen und das ewige Hohngelächter der Natur, die nach Erlöſung ächzt;

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 3. Berlin, 1852, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe03_1852/132>, abgerufen am 25.11.2024.