"Sind ausgegeben, um den Schein, den äußern Anstrich von Friedrichs Heer zu erhalten. Polirt und frisch gestrichen ist Alles, aber das Holz morsch und faul. Die Schilderhäuser blinken und funkeln, in den Magazinen stockt es. Unsre Festungen sind verfallen, unsre Generale Greise, unser Fuhrwesen verrottet, von unsren Truppen standen die Wenigsten im Feuer, unser Exercitium ist veraltet, und drüben steht ein Feind, flink wie der Wind, mit dem Genie, aus allem Stoff den er findet, Soldaten zu machen, aus Pflastersteinen Kugeln, aus einem Lande, in dem wir verhungern würden, Vorräthe in Ueberfluß zu pressen, ein Feind, sage ich Dir, der alle unsre Schwächen kennt, und wir kennen sie nicht, und das ist das schlimmste. Wir schaukeln uns im Uebermuth, wir schreien wie Kinder, die durch ein dunkel Zim¬ mer müssen, um sich Muth zu machen, wir taumeln, wie Machtwandler auf den Dächern, um, wenn man unsern Namen ruft, herabzustürzen. Das wissen wir, die wenigen, die man schimpft und verlästert, mein Sohn, und darum ist unsre Politik, den Krieg ver¬ meiden um jeden Preis."
"Um jeden! rief der Sohn. Mein Vater auch um den Preis Ihres eignen Rufes, die Ehre des Namens, den Ihre Väter trugen. Bedenken Sie, er gehört Ihnen nicht allein. Mir ist's nicht gleich¬ gültig, wenn sie mit dem Finger auf meinen Vater weisen, wenn einst in der Geschichte auch sein Name unter denen genannt wird --"
„Sind ausgegeben, um den Schein, den äußern Anſtrich von Friedrichs Heer zu erhalten. Polirt und friſch geſtrichen iſt Alles, aber das Holz morſch und faul. Die Schilderhäuſer blinken und funkeln, in den Magazinen ſtockt es. Unſre Feſtungen ſind verfallen, unſre Generale Greiſe, unſer Fuhrweſen verrottet, von unſren Truppen ſtanden die Wenigſten im Feuer, unſer Exercitium iſt veraltet, und drüben ſteht ein Feind, flink wie der Wind, mit dem Genie, aus allem Stoff den er findet, Soldaten zu machen, aus Pflaſterſteinen Kugeln, aus einem Lande, in dem wir verhungern würden, Vorräthe in Ueberfluß zu preſſen, ein Feind, ſage ich Dir, der alle unſre Schwächen kennt, und wir kennen ſie nicht, und das iſt das ſchlimmſte. Wir ſchaukeln uns im Uebermuth, wir ſchreien wie Kinder, die durch ein dunkel Zim¬ mer müſſen, um ſich Muth zu machen, wir taumeln, wie Machtwandler auf den Dächern, um, wenn man unſern Namen ruft, herabzuſtürzen. Das wiſſen wir, die wenigen, die man ſchimpft und verläſtert, mein Sohn, und darum iſt unſre Politik, den Krieg ver¬ meiden um jeden Preis.“
„Um jeden! rief der Sohn. Mein Vater auch um den Preis Ihres eignen Rufes, die Ehre des Namens, den Ihre Väter trugen. Bedenken Sie, er gehört Ihnen nicht allein. Mir iſt's nicht gleich¬ gültig, wenn ſie mit dem Finger auf meinen Vater weiſen, wenn einſt in der Geſchichte auch ſein Name unter denen genannt wird —“
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„Sind ausgegeben, um den Schein, den äußern
Anſtrich von Friedrichs Heer zu erhalten. Polirt und
friſch geſtrichen iſt Alles, aber das Holz morſch
und faul. Die Schilderhäuſer blinken und funkeln,
in den Magazinen ſtockt es. Unſre Feſtungen ſind
verfallen, unſre Generale Greiſe, unſer Fuhrweſen
verrottet, von unſren Truppen ſtanden die Wenigſten
im Feuer, unſer Exercitium iſt veraltet, und drüben
ſteht ein Feind, flink wie der Wind, mit dem Genie,
aus allem Stoff den er findet, Soldaten zu machen,
aus Pflaſterſteinen Kugeln, aus einem Lande, in dem
wir verhungern würden, Vorräthe in Ueberfluß zu
preſſen, ein Feind, ſage ich Dir, der alle unſre
Schwächen kennt, und wir kennen ſie nicht, und das
iſt das ſchlimmſte. Wir ſchaukeln uns im Uebermuth,
wir ſchreien wie Kinder, die durch ein dunkel Zim¬
mer müſſen, um ſich Muth zu machen, wir taumeln,
wie Machtwandler auf den Dächern, um, wenn man
unſern Namen ruft, herabzuſtürzen. Das wiſſen wir,
die wenigen, die man ſchimpft und verläſtert, mein
Sohn, und darum iſt unſre Politik, den Krieg ver¬
meiden um jeden Preis.“
„Um jeden! rief der Sohn. Mein Vater auch
um den Preis Ihres eignen Rufes, die Ehre des
Namens, den Ihre Väter trugen. Bedenken Sie,
er gehört Ihnen nicht allein. Mir iſt's nicht gleich¬
gültig, wenn ſie mit dem Finger auf meinen Vater
weiſen, wenn einſt in der Geſchichte auch ſein Name
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/343>, abgerufen am 05.12.2024.
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