Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.Der Vater hatte sich wieder gewonnen. Wenn "Mein Vater! Vergessen Sie auf einen Augen¬ Er hatte in kurzen abgestoßenen Sätzen erzählt, "Und was geht es Dich an?" Louis trat um einen Schritt näher: "Das ist Der Geheimrath war in Bewegung; es gelang Der Vater hatte ſich wieder gewonnen. Wenn „Mein Vater! Vergeſſen Sie auf einen Augen¬ Er hatte in kurzen abgeſtoßenen Sätzen erzählt, „Und was geht es Dich an?“ Louis trat um einen Schritt näher: „Das iſt Der Geheimrath war in Bewegung; es gelang <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0336" n="326"/> <p>Der Vater hatte ſich wieder gewonnen. Wenn<lb/> der erſte Anblick ihn erſchreckt, wenn er hinter den<lb/> Tiſch getreten auf dem die Flaſchen rollten, wenn er<lb/> an die Glocke ziehen wollen, ſo war der wüſte Traum¬<lb/> eindruck ſo ſchnell vergangen, als er aufſchoß. Dieſer<lb/> Sohn kam nicht mit der Piſtole in der Bruſt; er floh<lb/> nicht vor ſeinen Verfolgern, er war nicht eingedrun¬<lb/> gen, um des Vaters Beutel oder Schutz; aber wie<lb/> wild auch das Auge rollte, wie ſtarr und wüſt das<lb/> Haar um ſeine Stirne ſpielte, wie vernachläſſigt ſein<lb/> Anzug, Louis kam auch nicht als verlorner Sohn,<lb/> der die Träber gegeſſen, und zerknirſcht vor des Va¬<lb/> ters Füßen den Boden küſſen will. Er blieb aufrecht<lb/> an der Thür ſtehen: Ein verlorner Sohn hält auch<lb/> kein Portefeuille in Händen.</p><lb/> <p>„Mein Vater! Vergeſſen Sie auf einen Augen¬<lb/> blick Ihren Sohn, dem Sie dieſe Schwelle verboten.<lb/> Sehn Sie nur den Sohn des Vaterlandes. Es gilt<lb/> deſſen Ehre, vielleicht ſein Daſein.“</p><lb/> <p>Er hatte in kurzen abgeſtoßenen Sätzen erzählt,<lb/> — was wir bereits wiſſen.</p><lb/> <p>„Und was geht es Dich an?“</p><lb/> <p>Louis trat um einen Schritt näher: „Das iſt<lb/> nicht Ihr Ernſt, es kann nicht Ihr Ernſt ſein. Auch<lb/> Ihr Auge blitzte auf, ich ſah es. Vergeſſen Sie, daß<lb/> Ihr Sohn Zeuge iſt dieſer Bewegung, die Ihnen<lb/> keine Schande bringt. Herr Gott — Sie müſſen —“</p><lb/> <p>Der Geheimrath war in Bewegung; es gelang<lb/> ihm nicht ganz, ſie zu verbergen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [326/0336]
Der Vater hatte ſich wieder gewonnen. Wenn
der erſte Anblick ihn erſchreckt, wenn er hinter den
Tiſch getreten auf dem die Flaſchen rollten, wenn er
an die Glocke ziehen wollen, ſo war der wüſte Traum¬
eindruck ſo ſchnell vergangen, als er aufſchoß. Dieſer
Sohn kam nicht mit der Piſtole in der Bruſt; er floh
nicht vor ſeinen Verfolgern, er war nicht eingedrun¬
gen, um des Vaters Beutel oder Schutz; aber wie
wild auch das Auge rollte, wie ſtarr und wüſt das
Haar um ſeine Stirne ſpielte, wie vernachläſſigt ſein
Anzug, Louis kam auch nicht als verlorner Sohn,
der die Träber gegeſſen, und zerknirſcht vor des Va¬
ters Füßen den Boden küſſen will. Er blieb aufrecht
an der Thür ſtehen: Ein verlorner Sohn hält auch
kein Portefeuille in Händen.
„Mein Vater! Vergeſſen Sie auf einen Augen¬
blick Ihren Sohn, dem Sie dieſe Schwelle verboten.
Sehn Sie nur den Sohn des Vaterlandes. Es gilt
deſſen Ehre, vielleicht ſein Daſein.“
Er hatte in kurzen abgeſtoßenen Sätzen erzählt,
— was wir bereits wiſſen.
„Und was geht es Dich an?“
Louis trat um einen Schritt näher: „Das iſt
nicht Ihr Ernſt, es kann nicht Ihr Ernſt ſein. Auch
Ihr Auge blitzte auf, ich ſah es. Vergeſſen Sie, daß
Ihr Sohn Zeuge iſt dieſer Bewegung, die Ihnen
keine Schande bringt. Herr Gott — Sie müſſen —“
Der Geheimrath war in Bewegung; es gelang
ihm nicht ganz, ſie zu verbergen.
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