an seinem Humor, und darum lief er fort, eh wir an¬ fingen."
Der Legationsrath sagte: "Ich glaube eher, daß ich die unschuldige Ursach bin. Als er mich sah, sah ich an seinem Gesicht, daß er nicht bleiben würde. Warum mußten die Herren mich in ihr Vertrauen ziehen?"
"Haben Sie wirklich einen Basiliskenblick? sagte der Geheimrath. Theuerster Freund, warum sind Sie, wie Sie sind? Die Uneigennützigkeit selbst, um Freunden einen Dienst zu leisten und wo Sie für sich etwas wollen sollten, karg wie ein Harpagon."
"Was soll ich denn für mich wollen?"
"Scherz bei Seite, im Monde leben Sie so wenig als wir. Was Reelles sollen Sie wollen. Sie haben Klaproth bezaubert, Hermbstädt schwört auf Sie, von den Frauen rede ich gar nicht, warum verschmähen Sie es absolut, unsre Excellenz in Ihren Bann zu ziehen? -- Die Gelegenheit liegt auf dem Präsentirbrett. Sie sind jetzt sein Vertrauter in diesem Divertissement kann er Jemand fallen lassen, den er nicht plaudern lassen darf? Auf Ehre, Sie brauchen nur zu wollen, und Sie sind ein gemachter Mann."
Wandel schwieg eine Weile, die Augen in dem unbeweglichen Gesichte fern auf einen Punkt in der Diele geheftet. Dann brach es mehr heraus, als daß er es sprach: "Aber wie lange wird er selbst es sein!"
an ſeinem Humor, und darum lief er fort, eh wir an¬ fingen.“
Der Legationsrath ſagte: „Ich glaube eher, daß ich die unſchuldige Urſach bin. Als er mich ſah, ſah ich an ſeinem Geſicht, daß er nicht bleiben würde. Warum mußten die Herren mich in ihr Vertrauen ziehen?“
„Haben Sie wirklich einen Baſiliskenblick? ſagte der Geheimrath. Theuerſter Freund, warum ſind Sie, wie Sie ſind? Die Uneigennützigkeit ſelbſt, um Freunden einen Dienſt zu leiſten und wo Sie für ſich etwas wollen ſollten, karg wie ein Harpagon.“
„Was ſoll ich denn für mich wollen?“
„Scherz bei Seite, im Monde leben Sie ſo wenig als wir. Was Reelles ſollen Sie wollen. Sie haben Klaproth bezaubert, Hermbſtädt ſchwört auf Sie, von den Frauen rede ich gar nicht, warum verſchmähen Sie es abſolut, unſre Excellenz in Ihren Bann zu ziehen? — Die Gelegenheit liegt auf dem Präſentirbrett. Sie ſind jetzt ſein Vertrauter in dieſem Divertiſſement kann er Jemand fallen laſſen, den er nicht plaudern laſſen darf? Auf Ehre, Sie brauchen nur zu wollen, und Sie ſind ein gemachter Mann.“
Wandel ſchwieg eine Weile, die Augen in dem unbeweglichen Geſichte fern auf einen Punkt in der Diele geheftet. Dann brach es mehr heraus, als daß er es ſprach: „Aber wie lange wird er ſelbſt es ſein!“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0302"n="292"/>
an ſeinem Humor, und darum lief er fort, eh wir an¬<lb/>
fingen.“</p><lb/><p>Der Legationsrath ſagte: „Ich glaube eher, daß<lb/>
ich die unſchuldige Urſach bin. Als er mich ſah, ſah<lb/>
ich an ſeinem Geſicht, daß er nicht bleiben würde.<lb/>
Warum mußten die Herren mich in ihr Vertrauen<lb/>
ziehen?“</p><lb/><p>„Haben Sie wirklich einen Baſiliskenblick?<lb/>ſagte der Geheimrath. Theuerſter Freund, warum<lb/>ſind Sie, wie Sie ſind? Die Uneigennützigkeit ſelbſt,<lb/>
um Freunden einen Dienſt zu leiſten und wo Sie<lb/>
für ſich etwas wollen ſollten, karg wie ein Harpagon.“</p><lb/><p>„Was ſoll ich denn für mich wollen?“</p><lb/><p>„Scherz bei Seite, im Monde leben Sie ſo<lb/>
wenig als wir. Was Reelles ſollen Sie wollen.<lb/>
Sie haben Klaproth bezaubert, Hermbſtädt ſchwört<lb/>
auf Sie, von den Frauen rede ich gar nicht, warum<lb/>
verſchmähen Sie es abſolut, unſre Excellenz in Ihren<lb/>
Bann zu ziehen? — Die Gelegenheit liegt auf dem<lb/>
Präſentirbrett. Sie ſind jetzt ſein Vertrauter in<lb/>
dieſem Divertiſſement kann er Jemand fallen laſſen,<lb/>
den er nicht plaudern laſſen darf? Auf Ehre, Sie<lb/>
brauchen nur zu wollen, und Sie ſind ein gemachter<lb/>
Mann.“</p><lb/><p>Wandel ſchwieg eine Weile, die Augen in dem<lb/>
unbeweglichen Geſichte fern auf einen Punkt in der<lb/>
Diele geheftet. Dann brach es mehr heraus, als<lb/>
daß er es ſprach: „Aber wie lange wird er ſelbſt<lb/>
es ſein!“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[292/0302]
an ſeinem Humor, und darum lief er fort, eh wir an¬
fingen.“
Der Legationsrath ſagte: „Ich glaube eher, daß
ich die unſchuldige Urſach bin. Als er mich ſah, ſah
ich an ſeinem Geſicht, daß er nicht bleiben würde.
Warum mußten die Herren mich in ihr Vertrauen
ziehen?“
„Haben Sie wirklich einen Baſiliskenblick?
ſagte der Geheimrath. Theuerſter Freund, warum
ſind Sie, wie Sie ſind? Die Uneigennützigkeit ſelbſt,
um Freunden einen Dienſt zu leiſten und wo Sie
für ſich etwas wollen ſollten, karg wie ein Harpagon.“
„Was ſoll ich denn für mich wollen?“
„Scherz bei Seite, im Monde leben Sie ſo
wenig als wir. Was Reelles ſollen Sie wollen.
Sie haben Klaproth bezaubert, Hermbſtädt ſchwört
auf Sie, von den Frauen rede ich gar nicht, warum
verſchmähen Sie es abſolut, unſre Excellenz in Ihren
Bann zu ziehen? — Die Gelegenheit liegt auf dem
Präſentirbrett. Sie ſind jetzt ſein Vertrauter in
dieſem Divertiſſement kann er Jemand fallen laſſen,
den er nicht plaudern laſſen darf? Auf Ehre, Sie
brauchen nur zu wollen, und Sie ſind ein gemachter
Mann.“
Wandel ſchwieg eine Weile, die Augen in dem
unbeweglichen Geſichte fern auf einen Punkt in der
Diele geheftet. Dann brach es mehr heraus, als
daß er es ſprach: „Aber wie lange wird er ſelbſt
es ſein!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/302>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.