zugegriffen haben. Nicht wahr, Herr von Fuchsius? Eine reiche und schöne Frau ist auch für den Staats¬ dienst eine bessere Mitgift, als der Fichte unterm Kopfkissen. Dines und eine brillante, geistreiche Gemahlin, ich sage Ihnen, das hilft in der Carriere. Nun was nicht ist, kommt wohl noch."
Es sei nicht Zeit zum Hochzeitszuge, wenn die Gewitter am Himmel rollen, sagte der Rath.
"Nun wozu ist denn Zeit!" rief der Geheimrath, als er mit einem "Excusez, lieber Rath!" dem Le¬ gationsrath, der um die Ecke trat, mit offenen Ar¬ men entgegen eilte.
"Dazu ist Zeit! sprach Fuchsius für sich. Sich wieder in den Schlamm zu werfen, um Seifenblasen in die Luft zu spritzen! Was klagen wir die Zeit an, wenn die Menschen ihre Wahrzeichen nicht verstehen wollen. Die arme Zeit, was soll sie mit solchen Menschen!"
Im Weitergehen begegnete er dem Rittmeister, der, in Gedanken versunken, ihn nicht sah. Der Rath blickte ihm nach:
"Ob es nicht Pflicht wäre, dieser Puppe den Stahr zu stechen, daß er sähe, an welchem Draht er gezogen wird. Es ist doch eine Natur in ihm!"
Er hatte es unwillkürlich halb laut gesprochen. Der Major Eisenhauch, der hinter ihm gekommen, klopfte ihm auf die Schulter: "Laßt die Puppen noch eine Weile nach der Drehorgel tanzen. Der Blitz züngelt schon, der die Drähte schmelzen wird, alle
zugegriffen haben. Nicht wahr, Herr von Fuchſius? Eine reiche und ſchöne Frau iſt auch für den Staats¬ dienſt eine beſſere Mitgift, als der Fichte unterm Kopfkiſſen. Dinés und eine brillante, geiſtreiche Gemahlin, ich ſage Ihnen, das hilft in der Carriere. Nun was nicht iſt, kommt wohl noch.“
Es ſei nicht Zeit zum Hochzeitszuge, wenn die Gewitter am Himmel rollen, ſagte der Rath.
„Nun wozu iſt denn Zeit!“ rief der Geheimrath, als er mit einem „Excusez, lieber Rath!“ dem Le¬ gationsrath, der um die Ecke trat, mit offenen Ar¬ men entgegen eilte.
„Dazu iſt Zeit! ſprach Fuchſius für ſich. Sich wieder in den Schlamm zu werfen, um Seifenblaſen in die Luft zu ſpritzen! Was klagen wir die Zeit an, wenn die Menſchen ihre Wahrzeichen nicht verſtehen wollen. Die arme Zeit, was ſoll ſie mit ſolchen Menſchen!“
Im Weitergehen begegnete er dem Rittmeiſter, der, in Gedanken verſunken, ihn nicht ſah. Der Rath blickte ihm nach:
„Ob es nicht Pflicht wäre, dieſer Puppe den Stahr zu ſtechen, daß er ſähe, an welchem Draht er gezogen wird. Es iſt doch eine Natur in ihm!“
Er hatte es unwillkürlich halb laut geſprochen. Der Major Eiſenhauch, der hinter ihm gekommen, klopfte ihm auf die Schulter: „Laßt die Puppen noch eine Weile nach der Drehorgel tanzen. Der Blitz züngelt ſchon, der die Drähte ſchmelzen wird, alle
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0290"n="280"/>
zugegriffen haben. Nicht wahr, Herr von Fuchſius?<lb/>
Eine reiche und ſchöne Frau iſt auch für den Staats¬<lb/>
dienſt eine beſſere Mitgift, als der Fichte unterm<lb/>
Kopfkiſſen. Din<hirendition="#aq">é</hi>s und eine brillante, geiſtreiche<lb/>
Gemahlin, ich ſage Ihnen, das hilft in der Carriere.<lb/>
Nun was nicht iſt, kommt wohl noch.“</p><lb/><p>Es ſei nicht Zeit zum Hochzeitszuge, wenn die<lb/>
Gewitter am Himmel rollen, ſagte der Rath.</p><lb/><p>„Nun wozu iſt denn Zeit!“ rief der Geheimrath,<lb/>
als er mit einem <hirendition="#aq">„Excusez</hi>, lieber Rath!“ dem Le¬<lb/>
gationsrath, der um die Ecke trat, mit offenen Ar¬<lb/>
men entgegen eilte.</p><lb/><p>„Dazu iſt Zeit! ſprach Fuchſius für ſich. Sich<lb/>
wieder in den Schlamm zu werfen, um Seifenblaſen<lb/>
in die Luft zu ſpritzen! Was klagen wir die Zeit an,<lb/>
wenn die Menſchen ihre Wahrzeichen nicht verſtehen<lb/>
wollen. Die arme Zeit, was ſoll ſie mit ſolchen<lb/>
Menſchen!“</p><lb/><p>Im Weitergehen begegnete er dem Rittmeiſter,<lb/>
der, in Gedanken verſunken, ihn nicht ſah. Der Rath<lb/>
blickte ihm nach:</p><lb/><p>„Ob es nicht Pflicht wäre, dieſer Puppe den<lb/>
Stahr zu ſtechen, daß er ſähe, an welchem Draht er<lb/>
gezogen wird. Es iſt doch eine Natur in ihm!“</p><lb/><p>Er hatte es unwillkürlich halb laut geſprochen.<lb/>
Der Major Eiſenhauch, der hinter ihm gekommen,<lb/>
klopfte ihm auf die Schulter: „Laßt die Puppen noch<lb/>
eine Weile nach der Drehorgel tanzen. Der Blitz<lb/>
züngelt ſchon, der die Drähte ſchmelzen wird, alle<lb/></p></div></body></text></TEI>
[280/0290]
zugegriffen haben. Nicht wahr, Herr von Fuchſius?
Eine reiche und ſchöne Frau iſt auch für den Staats¬
dienſt eine beſſere Mitgift, als der Fichte unterm
Kopfkiſſen. Dinés und eine brillante, geiſtreiche
Gemahlin, ich ſage Ihnen, das hilft in der Carriere.
Nun was nicht iſt, kommt wohl noch.“
Es ſei nicht Zeit zum Hochzeitszuge, wenn die
Gewitter am Himmel rollen, ſagte der Rath.
„Nun wozu iſt denn Zeit!“ rief der Geheimrath,
als er mit einem „Excusez, lieber Rath!“ dem Le¬
gationsrath, der um die Ecke trat, mit offenen Ar¬
men entgegen eilte.
„Dazu iſt Zeit! ſprach Fuchſius für ſich. Sich
wieder in den Schlamm zu werfen, um Seifenblaſen
in die Luft zu ſpritzen! Was klagen wir die Zeit an,
wenn die Menſchen ihre Wahrzeichen nicht verſtehen
wollen. Die arme Zeit, was ſoll ſie mit ſolchen
Menſchen!“
Im Weitergehen begegnete er dem Rittmeiſter,
der, in Gedanken verſunken, ihn nicht ſah. Der Rath
blickte ihm nach:
„Ob es nicht Pflicht wäre, dieſer Puppe den
Stahr zu ſtechen, daß er ſähe, an welchem Draht er
gezogen wird. Es iſt doch eine Natur in ihm!“
Er hatte es unwillkürlich halb laut geſprochen.
Der Major Eiſenhauch, der hinter ihm gekommen,
klopfte ihm auf die Schulter: „Laßt die Puppen noch
eine Weile nach der Drehorgel tanzen. Der Blitz
züngelt ſchon, der die Drähte ſchmelzen wird, alle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/290>, abgerufen am 18.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.