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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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aussichten! Wissen Sie, was man mir für Schöneichen
geboten hat? -- Der van Asten in der Spandauer¬
straße möchte es gern. Will das Holz schlagen lassen,
Brettermühlen anlegen; aber ich lasse es ihm nicht.
A propos -- der Minister zog den Geheimrath bei
Seite und sprach leiser -- kennen Sie den van Asten?"

"Er gilt für einen sehr respectablen Mann."

"Ja, ja, aber das intus! Er hat viel in fran¬
zösischen Weinen gemacht. Seit dem Lager von Bou¬
logne ist das Holz in Frankreich theuer. Will nun
in Brettern hinmachen und in Wein retour. Entre
nous soit dit
, warum soll man den Vortheil nicht
mitnehmen! Warum soll ich nicht selbst mein Holz
zu Brettern und die Bretter zu Geld machen, oder
auch Wein. Wein im Keller ist baares Geld."

"Und der Wein aus Excellenz Kellern unter
Freunden doppeltes Geld werth."

"Also Sie meinen, man kann ihm trauen?
Aber Schöneichen laß ich ihm jetzt nicht. Wissen
Sie, wie hoch es der Legationsrath taxirt?"

"Herr von Wandel ist ein Kenner."

"Hat mir Mergellagerungen nachgewiesen, an
die kein Mensch gedacht. Hat sich auch sehr nobel
bewiesen gegen Ihren Sohn, seine sogenannte di¬
plomatische Qualite ganz desavouirt."

"Von einem so edel gesinnten Manne konnte ich
es erwarten."

"Er meinte, ob man Ihren Sohn nicht auf
eine schonende Weise, etwa durch einen Courierritt

ausſichten! Wiſſen Sie, was man mir für Schöneichen
geboten hat? — Der van Aſten in der Spandauer¬
ſtraße möchte es gern. Will das Holz ſchlagen laſſen,
Brettermühlen anlegen; aber ich laſſe es ihm nicht.
A propos — der Miniſter zog den Geheimrath bei
Seite und ſprach leiſer — kennen Sie den van Aſten?“

„Er gilt für einen ſehr reſpectablen Mann.“

„Ja, ja, aber das intus! Er hat viel in fran¬
zöſiſchen Weinen gemacht. Seit dem Lager von Bou¬
logne iſt das Holz in Frankreich theuer. Will nun
in Brettern hinmachen und in Wein retour. Entre
nous ſoit dit
, warum ſoll man den Vortheil nicht
mitnehmen! Warum ſoll ich nicht ſelbſt mein Holz
zu Brettern und die Bretter zu Geld machen, oder
auch Wein. Wein im Keller iſt baares Geld.“

„Und der Wein aus Excellenz Kellern unter
Freunden doppeltes Geld werth.“

„Alſo Sie meinen, man kann ihm trauen?
Aber Schöneichen laß ich ihm jetzt nicht. Wiſſen
Sie, wie hoch es der Legationsrath taxirt?“

„Herr von Wandel iſt ein Kenner.“

„Hat mir Mergellagerungen nachgewieſen, an
die kein Menſch gedacht. Hat ſich auch ſehr nobel
bewieſen gegen Ihren Sohn, ſeine ſogenannte di¬
plomatiſche Qualité ganz desavouirt.“

„Von einem ſo edel geſinnten Manne konnte ich
es erwarten.“

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[274/0284] ausſichten! Wiſſen Sie, was man mir für Schöneichen geboten hat? — Der van Aſten in der Spandauer¬ ſtraße möchte es gern. Will das Holz ſchlagen laſſen, Brettermühlen anlegen; aber ich laſſe es ihm nicht. A propos — der Miniſter zog den Geheimrath bei Seite und ſprach leiſer — kennen Sie den van Aſten?“ „Er gilt für einen ſehr reſpectablen Mann.“ „Ja, ja, aber das intus! Er hat viel in fran¬ zöſiſchen Weinen gemacht. Seit dem Lager von Bou¬ logne iſt das Holz in Frankreich theuer. Will nun in Brettern hinmachen und in Wein retour. Entre nous ſoit dit, warum ſoll man den Vortheil nicht mitnehmen! Warum ſoll ich nicht ſelbſt mein Holz zu Brettern und die Bretter zu Geld machen, oder auch Wein. Wein im Keller iſt baares Geld.“ „Und der Wein aus Excellenz Kellern unter Freunden doppeltes Geld werth.“ „Alſo Sie meinen, man kann ihm trauen? Aber Schöneichen laß ich ihm jetzt nicht. Wiſſen Sie, wie hoch es der Legationsrath taxirt?“ „Herr von Wandel iſt ein Kenner.“ „Hat mir Mergellagerungen nachgewieſen, an die kein Menſch gedacht. Hat ſich auch ſehr nobel bewieſen gegen Ihren Sohn, ſeine ſogenannte di¬ plomatiſche Qualité ganz desavouirt.“ „Von einem ſo edel geſinnten Manne konnte ich es erwarten.“ „Er meinte, ob man Ihren Sohn nicht auf eine ſchonende Weiſe, etwa durch einen Courierritt

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/284>, abgerufen am 09.07.2024.