"Wie viele andre. Bekanntlich fällt in jene Zeit die Blüthe des Königsberger Marzipans. Gewöhn¬ lich schreibt man die Erfindung einem Schweizer Kuchenbäcker zu. Mit welchem Rechte, und ob ich Traditionen in unsrer Familie Glauben schenken darf, das bleibt für immer in den Nebeln des Alterthums verhüllt."
"Aber da Ihre Väter in den Staatsdienst ge¬ treten sind, erkannten muthmaaßlich die Preußischen Könige durch Briefe Ihren französischen Adel an?"
"Die Bovillards haben nie etwas auf den Brief¬ adel gegeben. Kann man etwas geben, was nicht ist, und etwas vernichten was ist? So hat einer meiner Vorfahren gesagt, dem man einige Schwierig¬ keiten machte, als er aus den Kreuzzügen zurück¬ kehrte. Louis der Heilige sagte lächelnd zu ihm, als er's erfuhr: Das kommt mir vor, als wenn Martell Deinen Ahnherrn in der Mohrenschlacht nach seinem Recht gefragt hätte, den Mohren den Schädel einzu¬ schlagen. Mein Ahnherr, sagte jener zu König Louis, hätte Karl Martell antworten können: Die Römer fragten bei Zülpich nicht danach, als mein Urahn hinter Chlodwig in ihr Speerquaree einhieb."
Bis zu den Kreuzzügen konnten ihm weder die Stiere von Dohleneck und die Kniewitze, noch die Hor¬ stenbock und Wolfskehlen genannt zu Ritzengnitz folgen. Aus Besorgniß, daß er sie nicht noch bis zur Schöpfung der Welt incommodire, erklärte man schnell das Ver¬ hör für beendet, und der Rittmeister schätzte es sich
„Wie viele andre. Bekanntlich fällt in jene Zeit die Blüthe des Königsberger Marzipans. Gewöhn¬ lich ſchreibt man die Erfindung einem Schweizer Kuchenbäcker zu. Mit welchem Rechte, und ob ich Traditionen in unſrer Familie Glauben ſchenken darf, das bleibt für immer in den Nebeln des Alterthums verhüllt.“
„Aber da Ihre Väter in den Staatsdienſt ge¬ treten ſind, erkannten muthmaaßlich die Preußiſchen Könige durch Briefe Ihren franzöſiſchen Adel an?“
„Die Bovillards haben nie etwas auf den Brief¬ adel gegeben. Kann man etwas geben, was nicht iſt, und etwas vernichten was iſt? So hat einer meiner Vorfahren geſagt, dem man einige Schwierig¬ keiten machte, als er aus den Kreuzzügen zurück¬ kehrte. Louis der Heilige ſagte lächelnd zu ihm, als er's erfuhr: Das kommt mir vor, als wenn Martell Deinen Ahnherrn in der Mohrenſchlacht nach ſeinem Recht gefragt hätte, den Mohren den Schädel einzu¬ ſchlagen. Mein Ahnherr, ſagte jener zu König Louis, hätte Karl Martell antworten können: Die Römer fragten bei Zülpich nicht danach, als mein Urahn hinter Chlodwig in ihr Speerquaree einhieb.“
Bis zu den Kreuzzügen konnten ihm weder die Stiere von Dohleneck und die Kniewitze, noch die Hor¬ ſtenbock und Wolfskehlen genannt zu Ritzengnitz folgen. Aus Beſorgniß, daß er ſie nicht noch bis zur Schöpfung der Welt incommodire, erklärte man ſchnell das Ver¬ hör für beendet, und der Rittmeiſter ſchätzte es ſich
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„Wie viele andre. Bekanntlich fällt in jene Zeit
die Blüthe des Königsberger Marzipans. Gewöhn¬
lich ſchreibt man die Erfindung einem Schweizer
Kuchenbäcker zu. Mit welchem Rechte, und ob ich
Traditionen in unſrer Familie Glauben ſchenken darf,
das bleibt für immer in den Nebeln des Alterthums
verhüllt.“
„Aber da Ihre Väter in den Staatsdienſt ge¬
treten ſind, erkannten muthmaaßlich die Preußiſchen
Könige durch Briefe Ihren franzöſiſchen Adel an?“
„Die Bovillards haben nie etwas auf den Brief¬
adel gegeben. Kann man etwas geben, was nicht
iſt, und etwas vernichten was iſt? So hat einer
meiner Vorfahren geſagt, dem man einige Schwierig¬
keiten machte, als er aus den Kreuzzügen zurück¬
kehrte. Louis der Heilige ſagte lächelnd zu ihm, als
er's erfuhr: Das kommt mir vor, als wenn Martell
Deinen Ahnherrn in der Mohrenſchlacht nach ſeinem
Recht gefragt hätte, den Mohren den Schädel einzu¬
ſchlagen. Mein Ahnherr, ſagte jener zu König Louis,
hätte Karl Martell antworten können: Die Römer
fragten bei Zülpich nicht danach, als mein Urahn
hinter Chlodwig in ihr Speerquaree einhieb.“
Bis zu den Kreuzzügen konnten ihm weder die
Stiere von Dohleneck und die Kniewitze, noch die Hor¬
ſtenbock und Wolfskehlen genannt zu Ritzengnitz folgen.
Aus Beſorgniß, daß er ſie nicht noch bis zur Schöpfung
der Welt incommodire, erklärte man ſchnell das Ver¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/222>, abgerufen am 30.11.2024.
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