Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

was ich ahne -- Dann hören Sie mehr von
mir.""

"Na was ist das, Dohleneck?"

"Ja, was ist's! So soll doch Gott den Teufel
todtschlagen, wenn ich 'ne Sterbenssilbe von verstehe!"

"Der Brief deutet auf andres, was voranging?"

"Freilich, schon zwei solche Wische, und neulich
auf der Maskerade ward mir was ins Ohr geflüstert.
Ich glaube, ich bin in einem Tollhause."

"Herr Bruder besinnen Sie sich, sagte der Wacht¬
habende. Da sind ja viele Indicien im Briefe: --
eine schöne Frau, also ist's kein Mädchen, eine Frau,
die Sie beleidigt hat, eine Frau, an deren Fenster
Sie täglich vorbeireiten. An welcher Ecke lassen Sie
die Trompeter blasen? Und Balsaminen stehn am
Fenster."

"Onkel, übertrags mir, ich kriegs raus. Du
bist immer so commode. Hast's lieber, wenn's Mäd¬
chen zu Dir kommt, als daß Du zu ihm gehst."

"Herr Bruder haben wahrscheinlich einige Avan¬
cen nicht bemerkt, sagte der Arrestat, so was nimmt
das Frauenzimmer übel."

"Das will ich meinen, rief der Cornet. Aber
Onkel ist auch jetzt sehr interessant geworden, seit der
Geschichte mit der Jenny."

Der Rittmeister hörte ihn nicht, er saß den
Ellenbogen auf dem Tisch, die Faust an die Stirn
gedrückt.

Der Arrestat überflog das Billet:

was ich ahne — Dann hören Sie mehr von
mir.““

„Na was iſt das, Dohleneck?“

„Ja, was iſt's! So ſoll doch Gott den Teufel
todtſchlagen, wenn ich 'ne Sterbensſilbe von verſtehe!“

„Der Brief deutet auf andres, was voranging?“

„Freilich, ſchon zwei ſolche Wiſche, und neulich
auf der Maskerade ward mir was ins Ohr geflüſtert.
Ich glaube, ich bin in einem Tollhauſe.“

„Herr Bruder beſinnen Sie ſich, ſagte der Wacht¬
habende. Da ſind ja viele Indicien im Briefe: —
eine ſchöne Frau, alſo iſt's kein Mädchen, eine Frau,
die Sie beleidigt hat, eine Frau, an deren Fenſter
Sie täglich vorbeireiten. An welcher Ecke laſſen Sie
die Trompeter blaſen? Und Balſaminen ſtehn am
Fenſter.“

„Onkel, übertrags mir, ich kriegs raus. Du
biſt immer ſo commode. Haſt's lieber, wenn's Mäd¬
chen zu Dir kommt, als daß Du zu ihm gehſt.“

„Herr Bruder haben wahrſcheinlich einige Avan¬
cen nicht bemerkt, ſagte der Arreſtat, ſo was nimmt
das Frauenzimmer übel.“

„Das will ich meinen, rief der Cornet. Aber
Onkel iſt auch jetzt ſehr intereſſant geworden, ſeit der
Geſchichte mit der Jenny.“

Der Rittmeiſter hörte ihn nicht, er ſaß den
Ellenbogen auf dem Tiſch, die Fauſt an die Stirn
gedrückt.

Der Arreſtat überflog das Billet:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0211" n="201"/>
was ich ahne &#x2014; Dann hören Sie mehr von<lb/>
mir.&#x201C;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Na was i&#x017F;t das, Dohleneck?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ja, was i&#x017F;t's! So &#x017F;oll doch Gott den Teufel<lb/>
todt&#x017F;chlagen, wenn ich 'ne Sterbens&#x017F;ilbe von ver&#x017F;tehe!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der Brief deutet auf andres, was voranging?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Freilich, &#x017F;chon zwei &#x017F;olche Wi&#x017F;che, und neulich<lb/>
auf der Maskerade ward mir was ins Ohr geflü&#x017F;tert.<lb/>
Ich glaube, ich bin in einem Tollhau&#x017F;e.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Herr Bruder be&#x017F;innen Sie &#x017F;ich, &#x017F;agte der Wacht¬<lb/>
habende. Da &#x017F;ind ja viele Indicien im Briefe: &#x2014;<lb/>
eine &#x017F;chöne Frau, al&#x017F;o i&#x017F;t's kein Mädchen, eine Frau,<lb/>
die Sie beleidigt hat, eine Frau, an deren Fen&#x017F;ter<lb/>
Sie täglich vorbeireiten. An welcher Ecke la&#x017F;&#x017F;en Sie<lb/>
die Trompeter bla&#x017F;en? Und Bal&#x017F;aminen &#x017F;tehn am<lb/>
Fen&#x017F;ter.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Onkel, übertrags mir, ich kriegs raus. Du<lb/>
bi&#x017F;t immer &#x017F;o commode. Ha&#x017F;t's lieber, wenn's Mäd¬<lb/>
chen zu Dir kommt, als daß Du zu ihm geh&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Herr Bruder haben wahr&#x017F;cheinlich einige Avan¬<lb/>
cen nicht bemerkt, &#x017F;agte der Arre&#x017F;tat, &#x017F;o was nimmt<lb/>
das Frauenzimmer übel.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Das will ich meinen, rief der Cornet. Aber<lb/>
Onkel i&#x017F;t auch jetzt &#x017F;ehr intere&#x017F;&#x017F;ant geworden, &#x017F;eit der<lb/>
Ge&#x017F;chichte mit der Jenny.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Rittmei&#x017F;ter hörte ihn nicht, er &#x017F;aß den<lb/>
Ellenbogen auf dem Ti&#x017F;ch, die Fau&#x017F;t an die Stirn<lb/>
gedrückt.</p><lb/>
        <p>Der Arre&#x017F;tat überflog das Billet:</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0211] was ich ahne — Dann hören Sie mehr von mir.““ „Na was iſt das, Dohleneck?“ „Ja, was iſt's! So ſoll doch Gott den Teufel todtſchlagen, wenn ich 'ne Sterbensſilbe von verſtehe!“ „Der Brief deutet auf andres, was voranging?“ „Freilich, ſchon zwei ſolche Wiſche, und neulich auf der Maskerade ward mir was ins Ohr geflüſtert. Ich glaube, ich bin in einem Tollhauſe.“ „Herr Bruder beſinnen Sie ſich, ſagte der Wacht¬ habende. Da ſind ja viele Indicien im Briefe: — eine ſchöne Frau, alſo iſt's kein Mädchen, eine Frau, die Sie beleidigt hat, eine Frau, an deren Fenſter Sie täglich vorbeireiten. An welcher Ecke laſſen Sie die Trompeter blaſen? Und Balſaminen ſtehn am Fenſter.“ „Onkel, übertrags mir, ich kriegs raus. Du biſt immer ſo commode. Haſt's lieber, wenn's Mäd¬ chen zu Dir kommt, als daß Du zu ihm gehſt.“ „Herr Bruder haben wahrſcheinlich einige Avan¬ cen nicht bemerkt, ſagte der Arreſtat, ſo was nimmt das Frauenzimmer übel.“ „Das will ich meinen, rief der Cornet. Aber Onkel iſt auch jetzt ſehr intereſſant geworden, ſeit der Geſchichte mit der Jenny.“ Der Rittmeiſter hörte ihn nicht, er ſaß den Ellenbogen auf dem Tiſch, die Fauſt an die Stirn gedrückt. Der Arreſtat überflog das Billet:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/211
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/211>, abgerufen am 04.12.2024.