"Auf parole d'honneur haben sie vor unserm Ehrengericht versichert, der Kerl hätte täuschend den Prinzen gespielt."
"Sie konnten Alles hören?"
"Jedes Anstoßen, jeden Kuß, das Kritzeln mit dem Messer auf dem Teller."
"Donner und Wetter!"
"Zwei Pfropfen hörten sie gegen die Decke knallen, selbst durstig zum Verkommen und hungrig auch. Zwei Stunden saßen sie am Tisch."
"Bloß am Tisch?"
"Meine Herren, bedenken Sie, es waren Of¬ ficiere, die da für ihre Cameraden standen. Ja sie haben eingeräumt, zuletzt entdeckten sie durch eine Ritze, daß es Bovillard war. Was aber war zu thun? Ich frage Sie, Capitain, hätten sie poltern sollen?"
"Eine verfluchte Situation und eine Frage, daß einem der Kopf schwindelt. Wenn ich für mich da¬ gestanden --"
"Hätten Sie die Thür gesprengt. Sehr richtig. Aber in dem Schranke stand das ganze Officiercorps; das erwägen Sie."
"Nein, da durften sie's nicht."
"So entschied auch unser Ehrengericht."
"Aber was ward nachher daraus?"
"Sie hörten rutschen, packen, Kisten und Kasten aufreißen -- man sprach unter Gekicher davon, auf den Apolloball zu gehen."
"Und nachher?"
„Auf parole d'honneur haben ſie vor unſerm Ehrengericht verſichert, der Kerl hätte täuſchend den Prinzen geſpielt.“
„Sie konnten Alles hören?“
„Jedes Anſtoßen, jeden Kuß, das Kritzeln mit dem Meſſer auf dem Teller.“
„Donner und Wetter!“
„Zwei Pfropfen hörten ſie gegen die Decke knallen, ſelbſt durſtig zum Verkommen und hungrig auch. Zwei Stunden ſaßen ſie am Tiſch.“
„Bloß am Tiſch?“
„Meine Herren, bedenken Sie, es waren Of¬ ficiere, die da für ihre Cameraden ſtanden. Ja ſie haben eingeräumt, zuletzt entdeckten ſie durch eine Ritze, daß es Bovillard war. Was aber war zu thun? Ich frage Sie, Capitain, hätten ſie poltern ſollen?“
„Eine verfluchte Situation und eine Frage, daß einem der Kopf ſchwindelt. Wenn ich für mich da¬ geſtanden —“
„Hätten Sie die Thür geſprengt. Sehr richtig. Aber in dem Schranke ſtand das ganze Officiercorps; das erwägen Sie.“
„Nein, da durften ſie's nicht.“
„So entſchied auch unſer Ehrengericht.“
„Aber was ward nachher daraus?“
„Sie hörten rutſchen, packen, Kiſten und Kaſten aufreißen — man ſprach unter Gekicher davon, auf den Apolloball zu gehen.“
„Und nachher?“
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„Auf parole d'honneur haben ſie vor unſerm
Ehrengericht verſichert, der Kerl hätte täuſchend den
Prinzen geſpielt.“
„Sie konnten Alles hören?“
„Jedes Anſtoßen, jeden Kuß, das Kritzeln mit
dem Meſſer auf dem Teller.“
„Donner und Wetter!“
„Zwei Pfropfen hörten ſie gegen die Decke knallen,
ſelbſt durſtig zum Verkommen und hungrig auch.
Zwei Stunden ſaßen ſie am Tiſch.“
„Bloß am Tiſch?“
„Meine Herren, bedenken Sie, es waren Of¬
ficiere, die da für ihre Cameraden ſtanden. Ja ſie
haben eingeräumt, zuletzt entdeckten ſie durch eine Ritze,
daß es Bovillard war. Was aber war zu thun?
Ich frage Sie, Capitain, hätten ſie poltern ſollen?“
„Eine verfluchte Situation und eine Frage, daß
einem der Kopf ſchwindelt. Wenn ich für mich da¬
geſtanden —“
„Hätten Sie die Thür geſprengt. Sehr richtig.
Aber in dem Schranke ſtand das ganze Officiercorps;
das erwägen Sie.“
„Nein, da durften ſie's nicht.“
„So entſchied auch unſer Ehrengericht.“
„Aber was ward nachher daraus?“
„Sie hörten rutſchen, packen, Kiſten und Kaſten
aufreißen — man ſprach unter Gekicher davon, auf
den Apolloball zu gehen.“
„Und nachher?“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/207>, abgerufen am 09.07.2024.
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