einen Schatten, sie hörte das leise Klinken der Thür draußen, sie hörte deutlicher Tritte, die auf der Treppe allmälig verhallten.
Im Cabinet stand Adelheid, die zugedrückten Hände an der Stirn. Sie athmete schwer; ein inten¬ sives Zittern schüttelte ihre Glieder. Sie erschrak aber nicht, als sie die Hände allmälig vom Gesicht fortzog, nicht vor dem Glanz des Lichtes, und nicht vor dem Anblick, und dem forschenden Blick der Ge¬ heimräthin.
"Was war das, Adelheid? Wer war hier?"
"Fragen Sie mich nicht, antwortete das Mäd¬ chen. Es war alles wie ein Traum."
"In dem noch ein anderer mit träumte!"
Das Mädchen schöpfte nach Luft. Aber ihr Blick hatte doch eine Sicherheit, welche die Geheimräthin frappirte. Adelheid sank auf einen Stuhl und stützte den Kopf im Arme: "Es war fast zu viel! schluchzte sie, zu viel für mich. Und, mein Gott, warum komme ich dazu. Warum ich dazu ausersehen!"
Die Geheimräthin setzte sich neben sie: "Hat Dich jemand gekränkt, beleidigt? --"
"Ich weiß es nicht."
"Ein Mensch entschlüpfte durch jene Thür, er war bei Dir --"
"O mein Gott, er war bei mir, und nun ist er fort -- "
"Und wer war es?"
"Das ist ein Geheimniß, lassen Sie es mir.
einen Schatten, ſie hörte das leiſe Klinken der Thür draußen, ſie hörte deutlicher Tritte, die auf der Treppe allmälig verhallten.
Im Cabinet ſtand Adelheid, die zugedrückten Hände an der Stirn. Sie athmete ſchwer; ein inten¬ ſives Zittern ſchüttelte ihre Glieder. Sie erſchrak aber nicht, als ſie die Hände allmälig vom Geſicht fortzog, nicht vor dem Glanz des Lichtes, und nicht vor dem Anblick, und dem forſchenden Blick der Ge¬ heimräthin.
„Was war das, Adelheid? Wer war hier?“
„Fragen Sie mich nicht, antwortete das Mäd¬ chen. Es war alles wie ein Traum.“
„In dem noch ein anderer mit träumte!“
Das Mädchen ſchöpfte nach Luft. Aber ihr Blick hatte doch eine Sicherheit, welche die Geheimräthin frappirte. Adelheid ſank auf einen Stuhl und ſtützte den Kopf im Arme: „Es war faſt zu viel! ſchluchzte ſie, zu viel für mich. Und, mein Gott, warum komme ich dazu. Warum ich dazu auserſehen!“
Die Geheimräthin ſetzte ſich neben ſie: „Hat Dich jemand gekränkt, beleidigt? —“
„Ich weiß es nicht.“
„Ein Menſch entſchlüpfte durch jene Thür, er war bei Dir —“
„O mein Gott, er war bei mir, und nun iſt er fort — “
„Und wer war es?“
„Das iſt ein Geheimniß, laſſen Sie es mir.
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einen Schatten, ſie hörte das leiſe Klinken der Thür
draußen, ſie hörte deutlicher Tritte, die auf der Treppe
allmälig verhallten.
Im Cabinet ſtand Adelheid, die zugedrückten
Hände an der Stirn. Sie athmete ſchwer; ein inten¬
ſives Zittern ſchüttelte ihre Glieder. Sie erſchrak
aber nicht, als ſie die Hände allmälig vom Geſicht
fortzog, nicht vor dem Glanz des Lichtes, und nicht
vor dem Anblick, und dem forſchenden Blick der Ge¬
heimräthin.
„Was war das, Adelheid? Wer war hier?“
„Fragen Sie mich nicht, antwortete das Mäd¬
chen. Es war alles wie ein Traum.“
„In dem noch ein anderer mit träumte!“
Das Mädchen ſchöpfte nach Luft. Aber ihr Blick
hatte doch eine Sicherheit, welche die Geheimräthin
frappirte. Adelheid ſank auf einen Stuhl und ſtützte
den Kopf im Arme: „Es war faſt zu viel! ſchluchzte
ſie, zu viel für mich. Und, mein Gott, warum
komme ich dazu. Warum ich dazu auserſehen!“
Die Geheimräthin ſetzte ſich neben ſie: „Hat Dich
jemand gekränkt, beleidigt? —“
„Ich weiß es nicht.“
„Ein Menſch entſchlüpfte durch jene Thür, er
war bei Dir —“
„O mein Gott, er war bei mir, und nun iſt
er fort — “
„Und wer war es?“
„Das iſt ein Geheimniß, laſſen Sie es mir.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/170>, abgerufen am 08.07.2024.
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