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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.

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Reitpferden, Fourgons, Dienerschaft. Das schadet der
Disciplin. Das muß anders werden. Die Zahl der
zu Beurlaubenden muß den Herren Compagniechefs
genau bestimmt werden und kein Mann darüber."

"Würde diese Bestimmung genügen?"

"Für jetzt, Herr Major, wenn wir das durch¬
setzen, können wir zufrieden sein. Wenn Sie mich
aber nicht verrathen wollen, in meinen Ideen gehe
ich weiter. Es wird eine Zeit kommen, wo der Ca¬
pitain nichts mit dem Traktement seiner Leute zu
schaffen haben darf, wo sie nur in einem Connex
reiner Disciplin zu einander stehen. So muß es
einst kommen, sag ich Ihnen, aber diese Zeit erleben
nicht wir, vielleicht nicht unsre Kinder. Denn --
der Mensch muß nicht zu klug sein wollen, oder es
ist vorüber mit aller Autorite."

Der General ging.

"Eine aus lauter Preußenthum concentrirte
Säure!" sagte der Major.

"Und doch immer noch einer der bessern, ent¬
gegnete der Rath. Er wird sich auch, wenn es gilt,
in seiner verrosteten Rüstung noch mit einem gewissen
Geschick rütteln."

"Was hilfts den andern! rief der Major, der
sich in den Armstuhl mit einem Schmerzensseufzer
niederwarf. -- Ist dies die Hauptstadt des großen
Genius, von dem das Licht nicht über sein, nein,
über unser aller Deutschland aufging! Deutschland
glaubt wenigstens noch, daß es hier hell sei; es ist

Reitpferden, Fourgons, Dienerſchaft. Das ſchadet der
Disciplin. Das muß anders werden. Die Zahl der
zu Beurlaubenden muß den Herren Compagniechefs
genau beſtimmt werden und kein Mann darüber.“

„Würde dieſe Beſtimmung genügen?“

„Für jetzt, Herr Major, wenn wir das durch¬
ſetzen, können wir zufrieden ſein. Wenn Sie mich
aber nicht verrathen wollen, in meinen Ideen gehe
ich weiter. Es wird eine Zeit kommen, wo der Ca¬
pitain nichts mit dem Traktement ſeiner Leute zu
ſchaffen haben darf, wo ſie nur in einem Connex
reiner Disciplin zu einander ſtehen. So muß es
einſt kommen, ſag ich Ihnen, aber dieſe Zeit erleben
nicht wir, vielleicht nicht unſre Kinder. Denn —
der Menſch muß nicht zu klug ſein wollen, oder es
iſt vorüber mit aller Autorité.“

Der General ging.

„Eine aus lauter Preußenthum concentrirte
Säure!“ ſagte der Major.

„Und doch immer noch einer der beſſern, ent¬
gegnete der Rath. Er wird ſich auch, wenn es gilt,
in ſeiner verroſteten Rüſtung noch mit einem gewiſſen
Geſchick rütteln.“

„Was hilfts den andern! rief der Major, der
ſich in den Armſtuhl mit einem Schmerzensſeufzer
niederwarf. — Iſt dies die Hauptſtadt des großen
Genius, von dem das Licht nicht über ſein, nein,
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[90/0100] Reitpferden, Fourgons, Dienerſchaft. Das ſchadet der Disciplin. Das muß anders werden. Die Zahl der zu Beurlaubenden muß den Herren Compagniechefs genau beſtimmt werden und kein Mann darüber.“ „Würde dieſe Beſtimmung genügen?“ „Für jetzt, Herr Major, wenn wir das durch¬ ſetzen, können wir zufrieden ſein. Wenn Sie mich aber nicht verrathen wollen, in meinen Ideen gehe ich weiter. Es wird eine Zeit kommen, wo der Ca¬ pitain nichts mit dem Traktement ſeiner Leute zu ſchaffen haben darf, wo ſie nur in einem Connex reiner Disciplin zu einander ſtehen. So muß es einſt kommen, ſag ich Ihnen, aber dieſe Zeit erleben nicht wir, vielleicht nicht unſre Kinder. Denn — der Menſch muß nicht zu klug ſein wollen, oder es iſt vorüber mit aller Autorité.“ Der General ging. „Eine aus lauter Preußenthum concentrirte Säure!“ ſagte der Major. „Und doch immer noch einer der beſſern, ent¬ gegnete der Rath. Er wird ſich auch, wenn es gilt, in ſeiner verroſteten Rüſtung noch mit einem gewiſſen Geſchick rütteln.“ „Was hilfts den andern! rief der Major, der ſich in den Armſtuhl mit einem Schmerzensſeufzer niederwarf. — Iſt dies die Hauptſtadt des großen Genius, von dem das Licht nicht über ſein, nein, über unſer aller Deutſchland aufging! Deutſchland glaubt wenigſtens noch, daß es hier hell ſei; es iſt

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe02_1852/100>, abgerufen am 23.11.2024.