maten haben, welche es verstehen Krieg zu führen ohne den Degen zu ziehen."
Zufällig aber begegnete dem wirklichen Geheim¬ rath, als er sich an der Thür umwandte, Jemand, zu dem er dieses Gespräch nicht geführt hätte, Jemand, der gern den Degen gezogen hätte. Der Rittmeister würde sich nicht dem Staatsmanne genähert haben, den er nicht leiden konnte, wenn dies nicht der ein¬ zige Ausweg gewesen wäre, um einer Dame nicht noch einmal zu begegnen, die er ebenfalls nicht leiden konnte. Es war dieselbe, welcher er vorhin den Stuhl vor der Nase fortgenommen. Wenn er aber darin ungalant gehandelt, was zweifelhaft bleibt, da es möglich ist, daß er sie nicht bemerkt hatte, so war er diesmal eher galant, indem er der Dame nicht in den Wurf kommen wollte, die ihm eben mit einer Miene den Rücken gedreht, beredt genug um ihre ganze Nichtachtung auszudrücken.
"Held und Sieger! rief der Geheimrath ihm entgegen mit der Phrase aus einer damals gang¬ baren Oper:
Auf Deiner Stirne, Jüngling, glüht der Muth,
Dein Auge dürstet nach der Feinde Blut,
Doch Palmen seh' ich statt der blut'gen Speere,
Mit Friedenszweigen kehren unsre Heere
Geschmückt nach Haus vom Felde ihrer Ehre."
"Geheimrath irren sich, entgegnete der Officier, das Feld gehört zu den Domänen, wo uns die Ge¬ heimen- Kriegs- und Kabinett- Räthe nicht mehr
maten haben, welche es verſtehen Krieg zu führen ohne den Degen zu ziehen.“
Zufällig aber begegnete dem wirklichen Geheim¬ rath, als er ſich an der Thür umwandte, Jemand, zu dem er dieſes Geſpräch nicht geführt hätte, Jemand, der gern den Degen gezogen hätte. Der Rittmeiſter würde ſich nicht dem Staatsmanne genähert haben, den er nicht leiden konnte, wenn dies nicht der ein¬ zige Ausweg geweſen wäre, um einer Dame nicht noch einmal zu begegnen, die er ebenfalls nicht leiden konnte. Es war dieſelbe, welcher er vorhin den Stuhl vor der Naſe fortgenommen. Wenn er aber darin ungalant gehandelt, was zweifelhaft bleibt, da es möglich iſt, daß er ſie nicht bemerkt hatte, ſo war er diesmal eher galant, indem er der Dame nicht in den Wurf kommen wollte, die ihm eben mit einer Miene den Rücken gedreht, beredt genug um ihre ganze Nichtachtung auszudrücken.
„Held und Sieger! rief der Geheimrath ihm entgegen mit der Phraſe aus einer damals gang¬ baren Oper:
Auf Deiner Stirne, Jüngling, glüht der Muth,
Dein Auge dürſtet nach der Feinde Blut,
Doch Palmen ſeh' ich ſtatt der blut'gen Speere,
Mit Friedenszweigen kehren unſre Heere
Geſchmückt nach Haus vom Felde ihrer Ehre.“
„Geheimrath irren ſich, entgegnete der Officier, das Feld gehört zu den Domänen, wo uns die Ge¬ heimen- Kriegs- und Kabinett- Räthe nicht mehr
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maten haben, welche es verſtehen Krieg zu führen
ohne den Degen zu ziehen.“
Zufällig aber begegnete dem wirklichen Geheim¬
rath, als er ſich an der Thür umwandte, Jemand,
zu dem er dieſes Geſpräch nicht geführt hätte, Jemand,
der gern den Degen gezogen hätte. Der Rittmeiſter
würde ſich nicht dem Staatsmanne genähert haben,
den er nicht leiden konnte, wenn dies nicht der ein¬
zige Ausweg geweſen wäre, um einer Dame nicht
noch einmal zu begegnen, die er ebenfalls nicht leiden
konnte. Es war dieſelbe, welcher er vorhin den Stuhl
vor der Naſe fortgenommen. Wenn er aber darin
ungalant gehandelt, was zweifelhaft bleibt, da es
möglich iſt, daß er ſie nicht bemerkt hatte, ſo war er
diesmal eher galant, indem er der Dame nicht in
den Wurf kommen wollte, die ihm eben mit einer
Miene den Rücken gedreht, beredt genug um ihre
ganze Nichtachtung auszudrücken.
„Held und Sieger! rief der Geheimrath ihm
entgegen mit der Phraſe aus einer damals gang¬
baren Oper:
Auf Deiner Stirne, Jüngling, glüht der Muth,
Dein Auge dürſtet nach der Feinde Blut,
Doch Palmen ſeh' ich ſtatt der blut'gen Speere,
Mit Friedenszweigen kehren unſre Heere
Geſchmückt nach Haus vom Felde ihrer Ehre.“
„Geheimrath irren ſich, entgegnete der Officier,
das Feld gehört zu den Domänen, wo uns die Ge¬
heimen- Kriegs- und Kabinett- Räthe nicht mehr
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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