Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

an, wenn Sie mir zu Hülfe kämen. -- Ich bin kein
Kaufmann, sagte unser Freund, und weiß keinen
Preis zu setzen, lassen wir die Sache fallen. -- Der
Baron überschlägt sich: Hundertfünfzig Friedrichsd'or
für jedes kann ich geben, Summa dreihundert, Zug
um Zug. Mein Kutscher wartet unten. Unser Freund
sah ihn ernst an: Man soll auch zuweilen den Narren
gefällig sein; aber Ihnen soll der Neukauf frei bleiben.
-- Nun gesteh ich Ihnen zu, der Schinder gab nicht
zwanzig Thaler für beide Bestien, -- nun, wir haben
es Alle verstanden, es war ein Witz, nichts als ein
Witz! Aber können Sie glauben, liebster Geheimerath,
wie man uns bombardirt mit anonymen Denunciationen.
Wir sollten Lärm schlagen, dem Könige die Sache
hinterbringen. Soll man sich um solche Bagatellen
die Finger verbrennen! Beyme schmunzelte neulich:
Ich hätte die Pferde wohl nicht verkauft, aber Sie
wissen doch, der Pferdehandel unterliegt andern
Gesetzen, als die im Landrecht stehen. Darin soll
der Bruder dem Bruder nicht trauen. Und, ich bitte
Sie, der König hat für andre Dinge zu sorgen.
Haugwitz sagte: sollen wir etwa darum Einen ver¬
lieren, der sich nicht um Politik kümmert. Sehen Sie,
liebster Geheimerath, je weniger wir sind, die sich
um die Dinge nach außen kümmern, um so besser
wird alles gehen."

Der Geheimrath wußte nun wenigstens, daß
Bovillard ihm nicht sagen wollte, was er wußte.
Doch wußte er darum noch nicht, ob er etwas wußte.

an, wenn Sie mir zu Hülfe kämen. — Ich bin kein
Kaufmann, ſagte unſer Freund, und weiß keinen
Preis zu ſetzen, laſſen wir die Sache fallen. — Der
Baron überſchlägt ſich: Hundertfünfzig Friedrichsd'or
für jedes kann ich geben, Summa dreihundert, Zug
um Zug. Mein Kutſcher wartet unten. Unſer Freund
ſah ihn ernſt an: Man ſoll auch zuweilen den Narren
gefällig ſein; aber Ihnen ſoll der Neukauf frei bleiben.
— Nun geſteh ich Ihnen zu, der Schinder gab nicht
zwanzig Thaler für beide Beſtien, — nun, wir haben
es Alle verſtanden, es war ein Witz, nichts als ein
Witz! Aber können Sie glauben, liebſter Geheimerath,
wie man uns bombardirt mit anonymen Denunciationen.
Wir ſollten Lärm ſchlagen, dem Könige die Sache
hinterbringen. Soll man ſich um ſolche Bagatellen
die Finger verbrennen! Beyme ſchmunzelte neulich:
Ich hätte die Pferde wohl nicht verkauft, aber Sie
wiſſen doch, der Pferdehandel unterliegt andern
Geſetzen, als die im Landrecht ſtehen. Darin ſoll
der Bruder dem Bruder nicht trauen. Und, ich bitte
Sie, der König hat für andre Dinge zu ſorgen.
Haugwitz ſagte: ſollen wir etwa darum Einen ver¬
lieren, der ſich nicht um Politik kümmert. Sehen Sie,
liebſter Geheimerath, je weniger wir ſind, die ſich
um die Dinge nach außen kümmern, um ſo beſſer
wird alles gehen.“

Der Geheimrath wußte nun wenigſtens, daß
Bovillard ihm nicht ſagen wollte, was er wußte.
Doch wußte er darum noch nicht, ob er etwas wußte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="57"/>
an, wenn Sie mir zu Hülfe kämen. &#x2014; Ich bin kein<lb/>
Kaufmann, &#x017F;agte un&#x017F;er Freund, und weiß keinen<lb/>
Preis zu &#x017F;etzen, la&#x017F;&#x017F;en wir die Sache fallen. &#x2014; Der<lb/>
Baron über&#x017F;chlägt &#x017F;ich: Hundertfünfzig Friedrichsd'or<lb/>
für jedes kann ich geben, Summa dreihundert, Zug<lb/>
um Zug. Mein Kut&#x017F;cher wartet unten. Un&#x017F;er Freund<lb/>
&#x017F;ah ihn ern&#x017F;t an: Man &#x017F;oll auch zuweilen den Narren<lb/>
gefällig &#x017F;ein; aber Ihnen &#x017F;oll der Neukauf frei bleiben.<lb/>
&#x2014; Nun ge&#x017F;teh ich Ihnen zu, der Schinder gab nicht<lb/>
zwanzig Thaler für beide Be&#x017F;tien, &#x2014; nun, wir haben<lb/>
es Alle ver&#x017F;tanden, es war ein Witz, nichts als ein<lb/>
Witz! Aber können Sie glauben, lieb&#x017F;ter Geheimerath,<lb/>
wie man uns bombardirt mit anonymen Denunciationen.<lb/>
Wir &#x017F;ollten Lärm &#x017F;chlagen, dem Könige die Sache<lb/>
hinterbringen. Soll man &#x017F;ich um &#x017F;olche Bagatellen<lb/>
die Finger verbrennen! Beyme &#x017F;chmunzelte neulich:<lb/>
Ich hätte die Pferde wohl nicht verkauft, aber Sie<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en doch, der Pferdehandel unterliegt andern<lb/>
Ge&#x017F;etzen, als die im Landrecht &#x017F;tehen. Darin &#x017F;oll<lb/>
der Bruder dem Bruder nicht trauen. Und, ich bitte<lb/>
Sie, der König hat für andre Dinge zu &#x017F;orgen.<lb/>
Haugwitz &#x017F;agte: &#x017F;ollen wir etwa darum Einen ver¬<lb/>
lieren, der &#x017F;ich nicht um Politik kümmert. Sehen Sie,<lb/>
lieb&#x017F;ter Geheimerath, je weniger wir &#x017F;ind, die &#x017F;ich<lb/>
um die Dinge nach außen kümmern, um &#x017F;o be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
wird alles gehen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Geheimrath wußte nun wenig&#x017F;tens, daß<lb/>
Bovillard ihm nicht &#x017F;agen wollte, was er wußte.<lb/>
Doch wußte er darum noch nicht, ob er etwas wußte.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0071] an, wenn Sie mir zu Hülfe kämen. — Ich bin kein Kaufmann, ſagte unſer Freund, und weiß keinen Preis zu ſetzen, laſſen wir die Sache fallen. — Der Baron überſchlägt ſich: Hundertfünfzig Friedrichsd'or für jedes kann ich geben, Summa dreihundert, Zug um Zug. Mein Kutſcher wartet unten. Unſer Freund ſah ihn ernſt an: Man ſoll auch zuweilen den Narren gefällig ſein; aber Ihnen ſoll der Neukauf frei bleiben. — Nun geſteh ich Ihnen zu, der Schinder gab nicht zwanzig Thaler für beide Beſtien, — nun, wir haben es Alle verſtanden, es war ein Witz, nichts als ein Witz! Aber können Sie glauben, liebſter Geheimerath, wie man uns bombardirt mit anonymen Denunciationen. Wir ſollten Lärm ſchlagen, dem Könige die Sache hinterbringen. Soll man ſich um ſolche Bagatellen die Finger verbrennen! Beyme ſchmunzelte neulich: Ich hätte die Pferde wohl nicht verkauft, aber Sie wiſſen doch, der Pferdehandel unterliegt andern Geſetzen, als die im Landrecht ſtehen. Darin ſoll der Bruder dem Bruder nicht trauen. Und, ich bitte Sie, der König hat für andre Dinge zu ſorgen. Haugwitz ſagte: ſollen wir etwa darum Einen ver¬ lieren, der ſich nicht um Politik kümmert. Sehen Sie, liebſter Geheimerath, je weniger wir ſind, die ſich um die Dinge nach außen kümmern, um ſo beſſer wird alles gehen.“ Der Geheimrath wußte nun wenigſtens, daß Bovillard ihm nicht ſagen wollte, was er wußte. Doch wußte er darum noch nicht, ob er etwas wußte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/71
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/71>, abgerufen am 01.05.2024.