Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Malchen. Das ist ja eine höchst respectable Dame.
Sie erfreut sich wenigstens einer Protection, die ihr
nur Ehre bringen kann."

"Liebenswürdiger Schäker! Kennen Sie denn
aber den Herrn von Wandel?"

"Vermuthlich ein eben so respectabler Herr, wie
Ihre Freundin."

"Theuerster Bovillard, Sie irren sich. Er ist
ein intimer Freund Ihres Herrn Vaters; ich ver¬
sichere Sie, einer der feinsten Köpfe, ein Mann der
Wissenschaft, ein Gelehrter, ein Mann von stupenden
Kenntnissen, ein Diplomat und von den liebens¬
würdigsten Eigenschaften. Sie müssen sich kennen ler¬
nen. O Sie werden es mir danken. Und dabei ein
Gemüth wie ein Kind, unwiderstehlich bei den Da¬
men. Ich sage Ihnen, Sie werden Freunde werden,
wenn ich Sie bei ihm einführe, Sie werden sehen,
er hat Alles vergessen."

"Ich nicht, mein Herr! trumpfte Bovillard.
Entweder, oder -- Wollen Sie nicht?"

"Sein Sie überzeugt, ich gleiche die Sache zu
Ihrer Zufriedenheit aus."

Der Jüngere eilte an's Fenster, um es aufzu¬
reißen.

"Bovillard! Was wollen Sie thun?"

"Die Polizei rufen. Wissen Sie nicht, daß
wir eingeschlossen sind. In dem leeren Nest habe
ich nicht Lust die Nacht zu verbringen."

"Sind Sie rasend! Man würde --"

Malchen. Das iſt ja eine höchſt reſpectable Dame.
Sie erfreut ſich wenigſtens einer Protection, die ihr
nur Ehre bringen kann.“

„Liebenswürdiger Schäker! Kennen Sie denn
aber den Herrn von Wandel?“

„Vermuthlich ein eben ſo reſpectabler Herr, wie
Ihre Freundin.“

„Theuerſter Bovillard, Sie irren ſich. Er iſt
ein intimer Freund Ihres Herrn Vaters; ich ver¬
ſichere Sie, einer der feinſten Köpfe, ein Mann der
Wiſſenſchaft, ein Gelehrter, ein Mann von ſtupenden
Kenntniſſen, ein Diplomat und von den liebens¬
würdigſten Eigenſchaften. Sie müſſen ſich kennen ler¬
nen. O Sie werden es mir danken. Und dabei ein
Gemüth wie ein Kind, unwiderſtehlich bei den Da¬
men. Ich ſage Ihnen, Sie werden Freunde werden,
wenn ich Sie bei ihm einführe, Sie werden ſehen,
er hat Alles vergeſſen.“

„Ich nicht, mein Herr! trumpfte Bovillard.
Entweder, oder — Wollen Sie nicht?“

„Sein Sie überzeugt, ich gleiche die Sache zu
Ihrer Zufriedenheit aus.“

Der Jüngere eilte an's Fenſter, um es aufzu¬
reißen.

„Bovillard! Was wollen Sie thun?“

„Die Polizei rufen. Wiſſen Sie nicht, daß
wir eingeſchloſſen ſind. In dem leeren Neſt habe
ich nicht Luſt die Nacht zu verbringen.“

„Sind Sie raſend! Man würde —“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="326"/>
Malchen. Das i&#x017F;t ja eine höch&#x017F;t re&#x017F;pectable Dame.<lb/>
Sie erfreut &#x017F;ich wenig&#x017F;tens einer Protection, die ihr<lb/>
nur Ehre bringen kann.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Liebenswürdiger Schäker! Kennen Sie denn<lb/>
aber den Herrn von Wandel?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Vermuthlich ein eben &#x017F;o re&#x017F;pectabler Herr, wie<lb/>
Ihre Freundin.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Theuer&#x017F;ter Bovillard, Sie irren &#x017F;ich. Er i&#x017F;t<lb/>
ein intimer Freund Ihres Herrn Vaters; ich ver¬<lb/>
&#x017F;ichere Sie, einer der fein&#x017F;ten Köpfe, ein Mann der<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft, ein Gelehrter, ein Mann von &#x017F;tupenden<lb/>
Kenntni&#x017F;&#x017F;en, ein Diplomat und von den liebens¬<lb/>
würdig&#x017F;ten Eigen&#x017F;chaften. Sie mü&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich kennen ler¬<lb/>
nen. O Sie werden es mir danken. Und dabei ein<lb/>
Gemüth wie ein Kind, unwider&#x017F;tehlich bei den Da¬<lb/>
men. Ich &#x017F;age Ihnen, Sie werden Freunde werden,<lb/>
wenn ich Sie bei ihm einführe, Sie werden &#x017F;ehen,<lb/>
er hat Alles verge&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich nicht, mein Herr! trumpfte Bovillard.<lb/>
Entweder, oder &#x2014; Wollen Sie nicht?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sein Sie überzeugt, ich gleiche die Sache zu<lb/>
Ihrer Zufriedenheit aus.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Jüngere eilte an's Fen&#x017F;ter, um es aufzu¬<lb/>
reißen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Bovillard! Was wollen Sie thun?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Die Polizei rufen. Wi&#x017F;&#x017F;en Sie nicht, daß<lb/>
wir einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind. In dem leeren Ne&#x017F;t habe<lb/>
ich nicht Lu&#x017F;t die Nacht zu verbringen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sind Sie ra&#x017F;end! Man würde &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0340] Malchen. Das iſt ja eine höchſt reſpectable Dame. Sie erfreut ſich wenigſtens einer Protection, die ihr nur Ehre bringen kann.“ „Liebenswürdiger Schäker! Kennen Sie denn aber den Herrn von Wandel?“ „Vermuthlich ein eben ſo reſpectabler Herr, wie Ihre Freundin.“ „Theuerſter Bovillard, Sie irren ſich. Er iſt ein intimer Freund Ihres Herrn Vaters; ich ver¬ ſichere Sie, einer der feinſten Köpfe, ein Mann der Wiſſenſchaft, ein Gelehrter, ein Mann von ſtupenden Kenntniſſen, ein Diplomat und von den liebens¬ würdigſten Eigenſchaften. Sie müſſen ſich kennen ler¬ nen. O Sie werden es mir danken. Und dabei ein Gemüth wie ein Kind, unwiderſtehlich bei den Da¬ men. Ich ſage Ihnen, Sie werden Freunde werden, wenn ich Sie bei ihm einführe, Sie werden ſehen, er hat Alles vergeſſen.“ „Ich nicht, mein Herr! trumpfte Bovillard. Entweder, oder — Wollen Sie nicht?“ „Sein Sie überzeugt, ich gleiche die Sache zu Ihrer Zufriedenheit aus.“ Der Jüngere eilte an's Fenſter, um es aufzu¬ reißen. „Bovillard! Was wollen Sie thun?“ „Die Polizei rufen. Wiſſen Sie nicht, daß wir eingeſchloſſen ſind. In dem leeren Neſt habe ich nicht Luſt die Nacht zu verbringen.“ „Sind Sie raſend! Man würde —“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/340
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/340>, abgerufen am 18.05.2024.