bels; es waren die Urtheile ruhiger Bürger. Es waren dieselben Personen, welche vorhin den Prediger und seine Töchter vor den Insulten der Buben ge¬ schützt. Denn diesen Landmädchen sähe man es ja an, daß sie nicht in das Haus gehörten, aber es sei doch eine Verhöhnung alles Anstandes, wenn ein Cavalier im Hofcostüm mit einer solchen frechen Dirne ohne Scham und Scheu auf offener Straße sich zeigt. So etwas sei selbst zu den schlimmsten Zeiten der Lichtenau'schen Wirthschaft nicht vorge¬ kommen.
Zum Glück hörte davon Adelheid nichts. Der Legationsrath hörte Alles, aber keine Miene verrieth es. Die ruhigen Bürger blickten ihm kopf¬ schüttelnd, die Gassenbuben liefen ihm höhnend nach. Er schwieg auch da, er beschleunigte nicht einmal seine Schritte. Er suchte nur nach etwas, vielleicht nach einem Bekannten; nach einem Fiacker konnte er sich nicht umsehen, es gab deren in Berlin noch nicht. "Wissen Sie die Wohnung meines Vaters?" fragte Adelheid. "Ich weiß sie." Aber er nahm eine an¬ dere Richtung und beschleunigte jetzt seine Schritte. Als Adelheid ihn daran erinnern wollte, trat er an eine offene Kutsche, welche in der Querstraße vorüber¬ fuhr und gab dem Kutscher ein Zeichen zum Halten. Zum großen Befremden der Dame, welche darin saß; zu ihrem noch größeren aber redete er sie bei ihrem Namen an, und bat sie um einen Dienst der Menschenfreundlichkeit. Er nannte seinen Namen.
bels; es waren die Urtheile ruhiger Bürger. Es waren dieſelben Perſonen, welche vorhin den Prediger und ſeine Töchter vor den Inſulten der Buben ge¬ ſchützt. Denn dieſen Landmädchen ſähe man es ja an, daß ſie nicht in das Haus gehörten, aber es ſei doch eine Verhöhnung alles Anſtandes, wenn ein Cavalier im Hofcoſtüm mit einer ſolchen frechen Dirne ohne Scham und Scheu auf offener Straße ſich zeigt. So etwas ſei ſelbſt zu den ſchlimmſten Zeiten der Lichtenau'ſchen Wirthſchaft nicht vorge¬ kommen.
Zum Glück hörte davon Adelheid nichts. Der Legationsrath hörte Alles, aber keine Miene verrieth es. Die ruhigen Bürger blickten ihm kopf¬ ſchüttelnd, die Gaſſenbuben liefen ihm höhnend nach. Er ſchwieg auch da, er beſchleunigte nicht einmal ſeine Schritte. Er ſuchte nur nach etwas, vielleicht nach einem Bekannten; nach einem Fiacker konnte er ſich nicht umſehen, es gab deren in Berlin noch nicht. „Wiſſen Sie die Wohnung meines Vaters?“ fragte Adelheid. „Ich weiß ſie.“ Aber er nahm eine an¬ dere Richtung und beſchleunigte jetzt ſeine Schritte. Als Adelheid ihn daran erinnern wollte, trat er an eine offene Kutſche, welche in der Querſtraße vorüber¬ fuhr und gab dem Kutſcher ein Zeichen zum Halten. Zum großen Befremden der Dame, welche darin ſaß; zu ihrem noch größeren aber redete er ſie bei ihrem Namen an, und bat ſie um einen Dienſt der Menſchenfreundlichkeit. Er nannte ſeinen Namen.
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bels; es waren die Urtheile ruhiger Bürger. Es
waren dieſelben Perſonen, welche vorhin den Prediger
und ſeine Töchter vor den Inſulten der Buben ge¬
ſchützt. Denn dieſen Landmädchen ſähe man es ja
an, daß ſie nicht in das Haus gehörten, aber es ſei
doch eine Verhöhnung alles Anſtandes, wenn ein
Cavalier im Hofcoſtüm mit einer ſolchen frechen
Dirne ohne Scham und Scheu auf offener Straße
ſich zeigt. So etwas ſei ſelbſt zu den ſchlimmſten
Zeiten der Lichtenau'ſchen Wirthſchaft nicht vorge¬
kommen.
Zum Glück hörte davon Adelheid nichts.
Der Legationsrath hörte Alles, aber keine Miene
verrieth es. Die ruhigen Bürger blickten ihm kopf¬
ſchüttelnd, die Gaſſenbuben liefen ihm höhnend nach.
Er ſchwieg auch da, er beſchleunigte nicht einmal
ſeine Schritte. Er ſuchte nur nach etwas, vielleicht
nach einem Bekannten; nach einem Fiacker konnte er
ſich nicht umſehen, es gab deren in Berlin noch nicht.
„Wiſſen Sie die Wohnung meines Vaters?“ fragte
Adelheid. „Ich weiß ſie.“ Aber er nahm eine an¬
dere Richtung und beſchleunigte jetzt ſeine Schritte.
Als Adelheid ihn daran erinnern wollte, trat er an
eine offene Kutſche, welche in der Querſtraße vorüber¬
fuhr und gab dem Kutſcher ein Zeichen zum Halten.
Zum großen Befremden der Dame, welche darin ſaß;
zu ihrem noch größeren aber redete er ſie bei
ihrem Namen an, und bat ſie um einen Dienſt
der Menſchenfreundlichkeit. Er nannte ſeinen Namen.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/327>, abgerufen am 24.11.2024.
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