man darf kein roth Tuch aufhalten, dann fliegt das Federvieh -- und rothe Federbüsche haben sie -- alles, lieber Herr Prediger, nur nicht die Polizei! Und die Herren Officiere sind, im Grunde genommen, seelensgute Menschen. Nur Jugend! Jugend muß man austoben lassen. Aber nur nicht die Polizei! Soll Ihnen auch keiner ein Haar krümmen, lieber Herr Prediger, jetzt erlauben Sie, will Sie in ein Dachstübchen schaffen, hinten raus, und Ihre Mam¬ sell Töchter, die lieben Mädchen, wie mögen sich die erschrocken haben, da soll Sie auch keine Seele finden. Denn das Soldatenvolk ist grausam, boshaft oft gegen die Herren Geistlichen, ach und die Herren Officiere auch, aber unser herzensguter König wird sie schon besser machen. Und heut Abend kommen sehr vornehme Herren vom Hofe her; da wollen wir Alles arrangiren, ganz nach Ihrem Belieben! Nur nicht die Polizei!"
Der Herr Prediger fand sich von der Frau Obristin hinauscomplimentirt, er wußte so wenig warum, als Adelheid den Zusammenhang verstand, und noch weniger, warum die beiden Nichten, die mit ihr allein geblieben, in ein Kichern ausbrachen. Sie fragte nach dem Grunde. Karoline wollte vor Lachen platzen und drehte sich auf dem Hacken. Jülli aber umarmte von hinten Adelheid und drückte einen Kuß auf ihre Schulter: "Ach, 's ist besser für Dich, daß Du das nie erfährst." -- Adelheid schlang den Arm um ihren Nacken und sagte leise: "Das mußt
man darf kein roth Tuch aufhalten, dann fliegt das Federvieh — und rothe Federbüſche haben ſie — alles, lieber Herr Prediger, nur nicht die Polizei! Und die Herren Officiere ſind, im Grunde genommen, ſeelensgute Menſchen. Nur Jugend! Jugend muß man austoben laſſen. Aber nur nicht die Polizei! Soll Ihnen auch keiner ein Haar krümmen, lieber Herr Prediger, jetzt erlauben Sie, will Sie in ein Dachſtübchen ſchaffen, hinten raus, und Ihre Mam¬ ſell Töchter, die lieben Mädchen, wie mögen ſich die erſchrocken haben, da ſoll Sie auch keine Seele finden. Denn das Soldatenvolk iſt grauſam, boshaft oft gegen die Herren Geiſtlichen, ach und die Herren Officiere auch, aber unſer herzensguter König wird ſie ſchon beſſer machen. Und heut Abend kommen ſehr vornehme Herren vom Hofe her; da wollen wir Alles arrangiren, ganz nach Ihrem Belieben! Nur nicht die Polizei!“
Der Herr Prediger fand ſich von der Frau Obriſtin hinauscomplimentirt, er wußte ſo wenig warum, als Adelheid den Zuſammenhang verſtand, und noch weniger, warum die beiden Nichten, die mit ihr allein geblieben, in ein Kichern ausbrachen. Sie fragte nach dem Grunde. Karoline wollte vor Lachen platzen und drehte ſich auf dem Hacken. Jülli aber umarmte von hinten Adelheid und drückte einen Kuß auf ihre Schulter: „Ach, 's iſt beſſer für Dich, daß Du das nie erfährſt.“ — Adelheid ſchlang den Arm um ihren Nacken und ſagte leiſe: „Das mußt
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man darf kein roth Tuch aufhalten, dann fliegt das
Federvieh — und rothe Federbüſche haben ſie —
alles, lieber Herr Prediger, nur nicht die Polizei!
Und die Herren Officiere ſind, im Grunde genommen,
ſeelensgute Menſchen. Nur Jugend! Jugend muß
man austoben laſſen. Aber nur nicht die Polizei!
Soll Ihnen auch keiner ein Haar krümmen, lieber
Herr Prediger, jetzt erlauben Sie, will Sie in ein
Dachſtübchen ſchaffen, hinten raus, und Ihre Mam¬
ſell Töchter, die lieben Mädchen, wie mögen ſich die
erſchrocken haben, da ſoll Sie auch keine Seele finden.
Denn das Soldatenvolk iſt grauſam, boshaft oft
gegen die Herren Geiſtlichen, ach und die Herren
Officiere auch, aber unſer herzensguter König wird
ſie ſchon beſſer machen. Und heut Abend kommen
ſehr vornehme Herren vom Hofe her; da wollen wir
Alles arrangiren, ganz nach Ihrem Belieben! Nur
nicht die Polizei!“
Der Herr Prediger fand ſich von der Frau
Obriſtin hinauscomplimentirt, er wußte ſo wenig
warum, als Adelheid den Zuſammenhang verſtand,
und noch weniger, warum die beiden Nichten, die
mit ihr allein geblieben, in ein Kichern ausbrachen.
Sie fragte nach dem Grunde. Karoline wollte vor
Lachen platzen und drehte ſich auf dem Hacken. Jülli
aber umarmte von hinten Adelheid und drückte einen
Kuß auf ihre Schulter: „Ach, 's iſt beſſer für Dich,
daß Du das nie erfährſt.“ — Adelheid ſchlang den
Arm um ihren Nacken und ſagte leiſe: „Das mußt
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/311>, abgerufen am 28.11.2024.
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