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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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"Ich weiß, ich weiß. -- Indessen sollten Excellenz
-- ich meine, wenn Sie sich der Sache annehmen
wollten, wenn Sie das Loos der armen Kinder
des Geheimeraths mit aller Ihrer Humanität er¬
wögen, sollte es Excellenz nicht möglich sein, vor der
königlichen Huld und Gnade die Sache in einem
Lichte -- aber -- mein Gott wie schön ist die Aus¬
sicht! Welch ein wunderbares Licht!"

Sie waren aus dem Weingang in's Freie ge¬
treten, und der Geheimerath blieb wie verloren in
der Anschauung stehen. Ein Eisen muß man schmieden,
wenn es heiß ist, aber an eine Thür, die man ver¬
schlossen findet, nicht klopfen bis das Haus in Auf¬
ruhr geräth. Wenn man wartet, öffnet sie sich wohl
von selbst.

"In dieser Verdure glaubt man doch die Alpen¬
frische wieder zu sehen. Wie geschickt Excellenz die
Stadtmauer da mit Gebüsch versteckt haben."

"Der Garten war sehr morastig, sagte der Mi¬
nister, als ich das Grundstück kaufte, es war mein
Vergnügen, das Wasser in Gräben zu leiten, die sich
aber wie natürliche Bäche schlängeln. Hält man die
schilfigte Krümmung dort wohl für gegraben?"

Der Geheimerath fand, die Lorgnette im Auge,
nichts als Natur: "Da auch Mummeln im Teich --
ich wollte sagen in dem kleinen See. Il faut avouer,
que c'est plus qu'imiter la nature. C'est la nature
prise sur le fait."

Er wollte sich auf einen abgehauenen Baum¬

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„Ich weiß, ich weiß. — Indeſſen ſollten Excellenz
— ich meine, wenn Sie ſich der Sache annehmen
wollten, wenn Sie das Loos der armen Kinder
des Geheimeraths mit aller Ihrer Humanität er¬
wögen, ſollte es Excellenz nicht möglich ſein, vor der
königlichen Huld und Gnade die Sache in einem
Lichte — aber — mein Gott wie ſchön iſt die Aus¬
ſicht! Welch ein wunderbares Licht!“

Sie waren aus dem Weingang in's Freie ge¬
treten, und der Geheimerath blieb wie verloren in
der Anſchauung ſtehen. Ein Eiſen muß man ſchmieden,
wenn es heiß iſt, aber an eine Thür, die man ver¬
ſchloſſen findet, nicht klopfen bis das Haus in Auf¬
ruhr geräth. Wenn man wartet, öffnet ſie ſich wohl
von ſelbſt.

„In dieſer Verdure glaubt man doch die Alpen¬
friſche wieder zu ſehen. Wie geſchickt Excellenz die
Stadtmauer da mit Gebüſch verſteckt haben.“

„Der Garten war ſehr moraſtig, ſagte der Mi¬
niſter, als ich das Grundſtück kaufte, es war mein
Vergnügen, das Waſſer in Gräben zu leiten, die ſich
aber wie natürliche Bäche ſchlängeln. Hält man die
ſchilfigte Krümmung dort wohl für gegraben?“

Der Geheimerath fand, die Lorgnette im Auge,
nichts als Natur: „Da auch Mummeln im Teich —
ich wollte ſagen in dem kleinen See. Il faut avouer,
que c'est plus qu'imiter la nature. C'est la nature
prise sur le fait.“

Er wollte ſich auf einen abgehauenen Baum¬

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[227/0241] „Ich weiß, ich weiß. — Indeſſen ſollten Excellenz — ich meine, wenn Sie ſich der Sache annehmen wollten, wenn Sie das Loos der armen Kinder des Geheimeraths mit aller Ihrer Humanität er¬ wögen, ſollte es Excellenz nicht möglich ſein, vor der königlichen Huld und Gnade die Sache in einem Lichte — aber — mein Gott wie ſchön iſt die Aus¬ ſicht! Welch ein wunderbares Licht!“ Sie waren aus dem Weingang in's Freie ge¬ treten, und der Geheimerath blieb wie verloren in der Anſchauung ſtehen. Ein Eiſen muß man ſchmieden, wenn es heiß iſt, aber an eine Thür, die man ver¬ ſchloſſen findet, nicht klopfen bis das Haus in Auf¬ ruhr geräth. Wenn man wartet, öffnet ſie ſich wohl von ſelbſt. „In dieſer Verdure glaubt man doch die Alpen¬ friſche wieder zu ſehen. Wie geſchickt Excellenz die Stadtmauer da mit Gebüſch verſteckt haben.“ „Der Garten war ſehr moraſtig, ſagte der Mi¬ niſter, als ich das Grundſtück kaufte, es war mein Vergnügen, das Waſſer in Gräben zu leiten, die ſich aber wie natürliche Bäche ſchlängeln. Hält man die ſchilfigte Krümmung dort wohl für gegraben?“ Der Geheimerath fand, die Lorgnette im Auge, nichts als Natur: „Da auch Mummeln im Teich — ich wollte ſagen in dem kleinen See. Il faut avouer, que c'est plus qu'imiter la nature. C'est la nature prise sur le fait.“ Er wollte ſich auf einen abgehauenen Baum¬ 15*

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/241>, abgerufen am 24.11.2024.