"Sie fischt ihn auch nicht weg," sprach der Minister.
"Und wenn, meine weise Herren -- fiel die Ministerin ein, was hätten Sie gewonnen! Hat sie den Esprit, um ihn zu gouverniren? So wenig als die Fromm, die Pauline, und die andern. Er ist zu impetuös. Ueberdies, erlauben Sie mir, ich finde es von so klugen Leuten unverantwortlich, eine solche Person in ihre Confidence zu ziehen."
Der Minister meinte, sie hätte wohl neulich beim the dansant zu scharf gesehen. Als Frau sei die Comteß ein gutmüthig Geschöpf.
"Daß sie sich mir da vordrängte, will ich ihr vergeben haben, sagte die Ministerin, sie hat keinen Takt; aber ich bitte Sie, wenn auch Comteß Laura sich unterstehen will, das Mulltuch um den Hals zu binden, wie unsre tugendhafte Königin, so finde ich das rebutant, ja geradezu rebutant, meine Herren, und ich wenigstens mit meinem schwachen Verstande begreife nicht, wie man das hingehen lassen kann. Aber die Herren werden wohl Gründe dafür haben. -- Die Herren haben auch zu sprechen, was ich nicht hören soll, setzte sie, das Strickzeug weglegend, hinzu, und ich will Sie nicht stören. Aber das sage ich Ihnen, ich bin keine Freundin von Intriguen. Schlicht und grad, damit kommt man am weitesten. Geben Sie es auf, den Prinzen einzufangen. Er bricht durch alle ihre Netze. Und was hätten Sie am Ende ge¬ fangen! Er hat eine Partei, aber diese Partei wird
„Sie fiſcht ihn auch nicht weg,“ ſprach der Miniſter.
„Und wenn, meine weiſe Herren — fiel die Miniſterin ein, was hätten Sie gewonnen! Hat ſie den Esprit, um ihn zu gouverniren? So wenig als die Fromm, die Pauline, und die andern. Er iſt zu impetuös. Ueberdies, erlauben Sie mir, ich finde es von ſo klugen Leuten unverantwortlich, eine ſolche Perſon in ihre Confidence zu ziehen.“
Der Miniſter meinte, ſie hätte wohl neulich beim thé dansant zu ſcharf geſehen. Als Frau ſei die Comteß ein gutmüthig Geſchöpf.
„Daß ſie ſich mir da vordrängte, will ich ihr vergeben haben, ſagte die Miniſterin, ſie hat keinen Takt; aber ich bitte Sie, wenn auch Comteß Laura ſich unterſtehen will, das Mulltuch um den Hals zu binden, wie unſre tugendhafte Königin, ſo finde ich das rebutant, ja geradezu rebutant, meine Herren, und ich wenigſtens mit meinem ſchwachen Verſtande begreife nicht, wie man das hingehen laſſen kann. Aber die Herren werden wohl Gründe dafür haben. — Die Herren haben auch zu ſprechen, was ich nicht hören ſoll, ſetzte ſie, das Strickzeug weglegend, hinzu, und ich will Sie nicht ſtören. Aber das ſage ich Ihnen, ich bin keine Freundin von Intriguen. Schlicht und grad, damit kommt man am weiteſten. Geben Sie es auf, den Prinzen einzufangen. Er bricht durch alle ihre Netze. Und was hätten Sie am Ende ge¬ fangen! Er hat eine Partei, aber dieſe Partei wird
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„Sie fiſcht ihn auch nicht weg,“ ſprach der
Miniſter.
„Und wenn, meine weiſe Herren — fiel die
Miniſterin ein, was hätten Sie gewonnen! Hat ſie
den Esprit, um ihn zu gouverniren? So wenig als
die Fromm, die Pauline, und die andern. Er iſt
zu impetuös. Ueberdies, erlauben Sie mir, ich finde
es von ſo klugen Leuten unverantwortlich, eine ſolche
Perſon in ihre Confidence zu ziehen.“
Der Miniſter meinte, ſie hätte wohl neulich beim
thé dansant zu ſcharf geſehen. Als Frau ſei die
Comteß ein gutmüthig Geſchöpf.
„Daß ſie ſich mir da vordrängte, will ich ihr
vergeben haben, ſagte die Miniſterin, ſie hat keinen
Takt; aber ich bitte Sie, wenn auch Comteß Laura
ſich unterſtehen will, das Mulltuch um den Hals zu
binden, wie unſre tugendhafte Königin, ſo finde ich
das rebutant, ja geradezu rebutant, meine Herren,
und ich wenigſtens mit meinem ſchwachen Verſtande
begreife nicht, wie man das hingehen laſſen kann.
Aber die Herren werden wohl Gründe dafür haben. — Die
Herren haben auch zu ſprechen, was ich nicht hören
ſoll, ſetzte ſie, das Strickzeug weglegend, hinzu, und
ich will Sie nicht ſtören. Aber das ſage ich Ihnen,
ich bin keine Freundin von Intriguen. Schlicht und
grad, damit kommt man am weiteſten. Geben Sie
es auf, den Prinzen einzufangen. Er bricht durch
alle ihre Netze. Und was hätten Sie am Ende ge¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/237>, abgerufen am 24.11.2024.
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