Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreizehntes Kapitel.
Wie es im Hause aussieht.


Weshalb der Kriegsrath endlich nachgab, war,
daß er in der Ferne die Gensd'armerieofficiere gal¬
loppiren hörte. Aber die Wagenthür klappte noch
in der Luft, sie hatten sich noch keinen Abschied zu¬
gerufen, als die Räder schon durch den fluthenden
Giesbach rollten.

Entweder wollte er die Wagenthür zuschlagen,
oder war es, um seiner Tochter Anweisungen zu
geben, weshalb der Vater nachstürzte. "Der Herr Kriegs¬
rath ertrinken!" schrie die Jette, aus der Kutsche
wehten sie, er möge zurückbleiben.

"An den Tag werden wir lange denken!" ent¬
fuhr es dem Kriegsrath. Seine Frau drückte ver¬
stohlen seine Hand, er drückte sie wieder. "Und Mam¬
sell Adelheid werden auch bald warm werden, tröstete
die Jette, sie sitzen so eng zusammen."

Die Officiere ritten vorüber ohne von der Fa¬
milie Notiz zu nehmen. Das Wasser war schon im
Ablaufen und man versuchte die Passage. Sie gelang

Dreizehntes Kapitel.
Wie es im Hauſe ausſieht.


Weshalb der Kriegsrath endlich nachgab, war,
daß er in der Ferne die Gensd'armerieofficiere gal¬
loppiren hörte. Aber die Wagenthür klappte noch
in der Luft, ſie hatten ſich noch keinen Abſchied zu¬
gerufen, als die Räder ſchon durch den fluthenden
Giesbach rollten.

Entweder wollte er die Wagenthür zuſchlagen,
oder war es, um ſeiner Tochter Anweiſungen zu
geben, weshalb der Vater nachſtürzte. „Der Herr Kriegs¬
rath ertrinken!“ ſchrie die Jette, aus der Kutſche
wehten ſie, er möge zurückbleiben.

„An den Tag werden wir lange denken!“ ent¬
fuhr es dem Kriegsrath. Seine Frau drückte ver¬
ſtohlen ſeine Hand, er drückte ſie wieder. „Und Mam¬
ſell Adelheid werden auch bald warm werden, tröſtete
die Jette, ſie ſitzen ſo eng zuſammen.“

Die Officiere ritten vorüber ohne von der Fa¬
milie Notiz zu nehmen. Das Waſſer war ſchon im
Ablaufen und man verſuchte die Paſſage. Sie gelang

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0211" n="[197]"/>
      <div n="1">
        <head>Dreizehntes Kapitel.<lb/><hi rendition="#b">Wie es im Hau&#x017F;e aus&#x017F;ieht.</hi><lb/></head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Weshalb der Kriegsrath endlich nachgab, war,<lb/>
daß er in der Ferne die Gensd'armerieofficiere gal¬<lb/>
loppiren hörte. Aber die Wagenthür klappte noch<lb/>
in der Luft, &#x017F;ie hatten &#x017F;ich noch keinen Ab&#x017F;chied zu¬<lb/>
gerufen, als die Räder &#x017F;chon durch den fluthenden<lb/>
Giesbach rollten.</p><lb/>
        <p>Entweder wollte er die Wagenthür zu&#x017F;chlagen,<lb/>
oder war es, um &#x017F;einer Tochter Anwei&#x017F;ungen zu<lb/>
geben, weshalb der Vater nach&#x017F;türzte. &#x201E;Der Herr Kriegs¬<lb/>
rath ertrinken!&#x201C; &#x017F;chrie die Jette, aus der Kut&#x017F;che<lb/>
wehten &#x017F;ie, er möge zurückbleiben.</p><lb/>
        <p>&#x201E;An den Tag werden wir lange denken!&#x201C; ent¬<lb/>
fuhr es dem Kriegsrath. Seine Frau drückte ver¬<lb/>
&#x017F;tohlen &#x017F;eine Hand, er drückte &#x017F;ie wieder. &#x201E;Und Mam¬<lb/>
&#x017F;ell Adelheid werden auch bald warm werden, trö&#x017F;tete<lb/>
die Jette, &#x017F;ie &#x017F;itzen &#x017F;o eng zu&#x017F;ammen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die Officiere ritten vorüber ohne von der Fa¬<lb/>
milie Notiz zu nehmen. Das Wa&#x017F;&#x017F;er war &#x017F;chon im<lb/>
Ablaufen und man ver&#x017F;uchte die Pa&#x017F;&#x017F;age. Sie gelang<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[197]/0211] Dreizehntes Kapitel. Wie es im Hauſe ausſieht. Weshalb der Kriegsrath endlich nachgab, war, daß er in der Ferne die Gensd'armerieofficiere gal¬ loppiren hörte. Aber die Wagenthür klappte noch in der Luft, ſie hatten ſich noch keinen Abſchied zu¬ gerufen, als die Räder ſchon durch den fluthenden Giesbach rollten. Entweder wollte er die Wagenthür zuſchlagen, oder war es, um ſeiner Tochter Anweiſungen zu geben, weshalb der Vater nachſtürzte. „Der Herr Kriegs¬ rath ertrinken!“ ſchrie die Jette, aus der Kutſche wehten ſie, er möge zurückbleiben. „An den Tag werden wir lange denken!“ ent¬ fuhr es dem Kriegsrath. Seine Frau drückte ver¬ ſtohlen ſeine Hand, er drückte ſie wieder. „Und Mam¬ ſell Adelheid werden auch bald warm werden, tröſtete die Jette, ſie ſitzen ſo eng zuſammen.“ Die Officiere ritten vorüber ohne von der Fa¬ milie Notiz zu nehmen. Das Waſſer war ſchon im Ablaufen und man verſuchte die Paſſage. Sie gelang

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/211
Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. [197]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/211>, abgerufen am 09.11.2024.