"Seht nicht in die Blitze, das verdirbt die Augen!" rief der Vater. "Wenn's nur nicht so gräßlich donnerte! jammerte die Magd. Und unsre besten Sonntagskleider sind hin!" -- "Uns erwartet ein trocknes Haus und warme Betten, sagte der Vater. Denk Dir unsre armen Soldaten im Kriege, die haben kein Haus und keinen Mantel." -- "Aber ihre Monturen muß der König bezahlen, entgegnete die Kriegsräthin. Wer bezahlt der Adelheid das neue Kleid. Und wenn sie's Fieber kriegt!" -- "O Gott, wir gehn Alle unter, schluchzte wieder die Magd, als ein stärkster Donnerschlag dicht über der Erde hinzurollen schien. Wär' ich doch nie in den Dienst gegangen!"
Da schien das stärkste Gewitter sich entladen zu haben. Die zusammengekeilten Wolken brachen. Es rauschte noch vom Himmel und er schien sein blaues Licht niederzugießen, aber man hörte auch schon wieder die Bäume rauschen und der Donner ward dumpfer. Man hörte auch einen Wagen. Die Pferde stampften im Wasser. Es war die Obristin mit ihren Nichten. Ein heller lang andauernder Blitz -- ein Schrei der Freude und des Schreckens.
Hätte die Frau Kriegsräthin doch mögen in die Erde versinken, als der Kutscher hielt. Ach es war weder Zeit, sich zu schämen, noch Toilette zu machen. Die gute Obristin hätte so gern Alle mitgenommen! Was an Platz war in der Kutsche, sie sollten nur commandiren; die Kleinen wollten sie schon auf den
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„Seht nicht in die Blitze, das verdirbt die Augen!“ rief der Vater. „Wenn's nur nicht ſo gräßlich donnerte! jammerte die Magd. Und unſre beſten Sonntagskleider ſind hin!“ — „Uns erwartet ein trocknes Haus und warme Betten, ſagte der Vater. Denk Dir unſre armen Soldaten im Kriege, die haben kein Haus und keinen Mantel.“ — „Aber ihre Monturen muß der König bezahlen, entgegnete die Kriegsräthin. Wer bezahlt der Adelheid das neue Kleid. Und wenn ſie's Fieber kriegt!“ — „O Gott, wir gehn Alle unter, ſchluchzte wieder die Magd, als ein ſtärkſter Donnerſchlag dicht über der Erde hinzurollen ſchien. Wär' ich doch nie in den Dienſt gegangen!“
Da ſchien das ſtärkſte Gewitter ſich entladen zu haben. Die zuſammengekeilten Wolken brachen. Es rauſchte noch vom Himmel und er ſchien ſein blaues Licht niederzugießen, aber man hörte auch ſchon wieder die Bäume rauſchen und der Donner ward dumpfer. Man hörte auch einen Wagen. Die Pferde ſtampften im Waſſer. Es war die Obriſtin mit ihren Nichten. Ein heller lang andauernder Blitz — ein Schrei der Freude und des Schreckens.
Hätte die Frau Kriegsräthin doch mögen in die Erde verſinken, als der Kutſcher hielt. Ach es war weder Zeit, ſich zu ſchämen, noch Toilette zu machen. Die gute Obriſtin hätte ſo gern Alle mitgenommen! Was an Platz war in der Kutſche, ſie ſollten nur commandiren; die Kleinen wollten ſie ſchon auf den
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„Seht nicht in die Blitze, das verdirbt die
Augen!“ rief der Vater. „Wenn's nur nicht ſo
gräßlich donnerte! jammerte die Magd. Und unſre
beſten Sonntagskleider ſind hin!“ — „Uns erwartet
ein trocknes Haus und warme Betten, ſagte der
Vater. Denk Dir unſre armen Soldaten im Kriege,
die haben kein Haus und keinen Mantel.“ — „Aber
ihre Monturen muß der König bezahlen, entgegnete
die Kriegsräthin. Wer bezahlt der Adelheid das
neue Kleid. Und wenn ſie's Fieber kriegt!“ — „O
Gott, wir gehn Alle unter, ſchluchzte wieder die
Magd, als ein ſtärkſter Donnerſchlag dicht über der
Erde hinzurollen ſchien. Wär' ich doch nie in den
Dienſt gegangen!“
Da ſchien das ſtärkſte Gewitter ſich entladen zu
haben. Die zuſammengekeilten Wolken brachen. Es
rauſchte noch vom Himmel und er ſchien ſein blaues
Licht niederzugießen, aber man hörte auch ſchon wieder
die Bäume rauſchen und der Donner ward dumpfer.
Man hörte auch einen Wagen. Die Pferde ſtampften
im Waſſer. Es war die Obriſtin mit ihren Nichten.
Ein heller lang andauernder Blitz — ein Schrei der
Freude und des Schreckens.
Hätte die Frau Kriegsräthin doch mögen in die
Erde verſinken, als der Kutſcher hielt. Ach es war
weder Zeit, ſich zu ſchämen, noch Toilette zu machen.
Die gute Obriſtin hätte ſo gern Alle mitgenommen!
Was an Platz war in der Kutſche, ſie ſollten nur
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/209>, abgerufen am 18.12.2024.
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