in den schwankenden Aehren verrieth noch lange die Richtung, in der sie verschwunden waren.
"Echappirt! rief der vorderste Reiter, die Terrain¬ schwierigkeiten als guter Cavallerist erwägend, und ließ den Daumen und Mittelfinger in die Luft knallen."
"Wollen wir schwenken, nachpreschen, Dohleneck!" fragte der zweite.
"Müßten ein ganzes Kornfeld niederreiten, sagte der Rittmeister, und das käm' wieder zu des Königs Ohren. Ihr wißt, wie er die Bauern protegirt."
"Jammerschade!" Der zweite schlug vor abzusitzen, die Pferde anzubinden, und ihnen zu Fuß nachzueilen.
"Die sind fix wie der Wind."
"Aber barfuß. Die Füßchen würden ihnen doch zu weh thun, so über Stock und Block. Und werden sie mit blanken Beinen ins Dorf laufen zu Papa und Mama? Irgendwo im Korn verpusten sie sich, und ziehen die Strümpfe an, da attrapiren wir sie, und probiren, ob sie die Strumpfbänder nicht zu fest binden. Das ist schädlich, sagt Hufeland."
Der Rittmeister strich den Bart und sagte: "Meine Maxime sei, nie was suchen, aber die Ueber¬ raschung hinnehmen. Das ist soldatisch. Und wenn wir sie bei Nahe besehen, wer weiß, ob wir uns nicht schämen, ihnen nachgelaufen zu sein."
Hexen wären es nicht, meinte der zweite, und der dritte: er müsse die eine schon gesehn haben; auch die andre kam ihm bekannt vor, aber er wußte nicht, wo sie hinbringen. Man beschloß endlich, beim
in den ſchwankenden Aehren verrieth noch lange die Richtung, in der ſie verſchwunden waren.
„Echappirt! rief der vorderſte Reiter, die Terrain¬ ſchwierigkeiten als guter Cavalleriſt erwägend, und ließ den Daumen und Mittelfinger in die Luft knallen.“
„Wollen wir ſchwenken, nachpreſchen, Dohleneck!“ fragte der zweite.
„Müßten ein ganzes Kornfeld niederreiten, ſagte der Rittmeiſter, und das käm' wieder zu des Königs Ohren. Ihr wißt, wie er die Bauern protegirt.“
„Jammerſchade!“ Der zweite ſchlug vor abzuſitzen, die Pferde anzubinden, und ihnen zu Fuß nachzueilen.
„Die ſind fix wie der Wind.“
„Aber barfuß. Die Füßchen würden ihnen doch zu weh thun, ſo über Stock und Block. Und werden ſie mit blanken Beinen ins Dorf laufen zu Papa und Mama? Irgendwo im Korn verpuſten ſie ſich, und ziehen die Strümpfe an, da attrapiren wir ſie, und probiren, ob ſie die Strumpfbänder nicht zu feſt binden. Das iſt ſchädlich, ſagt Hufeland.“
Der Rittmeiſter ſtrich den Bart und ſagte: „Meine Maxime ſei, nie was ſuchen, aber die Ueber¬ raſchung hinnehmen. Das iſt ſoldatiſch. Und wenn wir ſie bei Nahe beſehen, wer weiß, ob wir uns nicht ſchämen, ihnen nachgelaufen zu ſein.“
Hexen wären es nicht, meinte der zweite, und der dritte: er müſſe die eine ſchon geſehn haben; auch die andre kam ihm bekannt vor, aber er wußte nicht, wo ſie hinbringen. Man beſchloß endlich, beim
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in den ſchwankenden Aehren verrieth noch lange die
Richtung, in der ſie verſchwunden waren.
„Echappirt! rief der vorderſte Reiter, die Terrain¬
ſchwierigkeiten als guter Cavalleriſt erwägend, und ließ
den Daumen und Mittelfinger in die Luft knallen.“
„Wollen wir ſchwenken, nachpreſchen, Dohleneck!“
fragte der zweite.
„Müßten ein ganzes Kornfeld niederreiten, ſagte
der Rittmeiſter, und das käm' wieder zu des Königs
Ohren. Ihr wißt, wie er die Bauern protegirt.“
„Jammerſchade!“ Der zweite ſchlug vor abzuſitzen,
die Pferde anzubinden, und ihnen zu Fuß nachzueilen.
„Die ſind fix wie der Wind.“
„Aber barfuß. Die Füßchen würden ihnen doch
zu weh thun, ſo über Stock und Block. Und werden
ſie mit blanken Beinen ins Dorf laufen zu Papa
und Mama? Irgendwo im Korn verpuſten ſie ſich,
und ziehen die Strümpfe an, da attrapiren wir ſie,
und probiren, ob ſie die Strumpfbänder nicht zu feſt
binden. Das iſt ſchädlich, ſagt Hufeland.“
Der Rittmeiſter ſtrich den Bart und ſagte:
„Meine Maxime ſei, nie was ſuchen, aber die Ueber¬
raſchung hinnehmen. Das iſt ſoldatiſch. Und wenn
wir ſie bei Nahe beſehen, wer weiß, ob wir uns nicht
ſchämen, ihnen nachgelaufen zu ſein.“
Hexen wären es nicht, meinte der zweite, und
der dritte: er müſſe die eine ſchon geſehn haben;
auch die andre kam ihm bekannt vor, aber er wußte
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/195>, abgerufen am 08.07.2024.
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